Musikschule zieht ein, Puppentheater muss raus
Vogthaus in Ravensburg wird für Nutzung als Musikschule vorbereitet
(len) - Die Stadt Ravensburg bereitet das historische Vogthaus in den nächsten Monaten für die Nutzung als Musikschule vor. Puppenspieler Ottokar Seifert muss raus aus dem historischen Gebäude, das steht schon länger fest. Doch die Zukunft des Theaters war mangels neuer Räume monatelang ungewiss. Jetzt hat Seifert mit seinen Puppen, Marionetten und seinen Puppenspielern aber die Chance, mit seiner Ravensburger Institution in die Marktstraße umzuziehen.
Die Ravensburger Musikschule wird sich langfristig nicht mehr in der Friedhofstraße befinden, sondern an drei Standorten. Der Hauptstandort wird sich in der historischen Bauhütte am nördlichen Marienplatz befinden, die derzeit umgebaut wird. Auch die Realschule wird genutzt werden. Und das Vogthaus an der Ecke Charlottenstraße/Untere Breite Straße – dort soll im großen Raum im Erdgeschoss vor allem die musikalische Früherziehung stattfinden. Auch Proben, Vorspiele und andere Veranstaltungen seien in der Halle im Erdgeschoss denkbar, heißt es von der Stadtverwaltung. Wegen der ruhigen Verkehrslage dort eigne sich das Vogthaus insbesondere für die Arbeit mit kleinen Kindern, sagte Musikschuldirektor Harald Hepner, der sich auf die neuen Räume freut.
Der erste Stock soll für drei Probenund Studierräume, ein Notenarchiv und ein Lehrerzimmer genutzt werden. Im Dachgeschoss soll Platz für den Personalrat und einen Besprechungsraum sein.
Der Zeitplan sieht so aus: Im Laufe des März endet der Mietvertrag, dann muss Ottokars Puppentheater auch das Erdgeschoss, das Seifert momentan noch nutzt, räumen. Die Musikschule wird spätestens Mitte des Jahres einziehen. In der Zwischenzeit will das Baudezernat der Stadtverwaltung das historische Gebäude pflegen und das alte Fachwerk genauer unter die Lupe nehmen. Zwar gebe es selten so ein mustergültig saniertes Baudenkmal, sagte der städtische Projektverantwortliche, Gerald Goldbach, im Technischen Ausschuss am Mittwoch.
Dennoch müsse man Anstriche erneuern und Ausbesserungsarbeiten machen. Als Beispiel nennt er die Holzfenster: „Die halten ewig, wenn man sie richtig pflegt.“Auch dafür soll jetzt Zeit sein. Um größere Schäden am Haus auszuschließen und abschätzen zu können, was in den nächsten Jahren in das Gebäude investiert werden muss, soll ein Zimmerer das Fachwerk untersuchen. Außerdem müsse im Erdgeschoss eine neue Heizung eingebaut werden, so die Stadt. Insgesamt darf die Stadt Ravensburg dafür 150 000 Euro ausgeben, hat der Technische Ausschuss beschlossen.
Für das Puppentheater von Ottokar Seifert endet die Zeit im Vogthaus nach rund sieben Jahren. Der 77-Jährige und sein Ensemble wollen aber wie schon seit Jahrzehnten weiter die Puppen für Kinder tanzen lassen. Die Suche nach neuen Räumen war aber monatelang erfolglos geblieben. Mit Unterstützung der Stadt zeichnet sich jetzt eine Lösung ab. Es gebe „eine theoretische neue Spielstätte“in der Marktstraße, „weiterhin im Herzen der Stadt“, sagte Dirk Bastin in der Sitzung.
Aus Sicht der Stadt spreche nichts dagegen, die Nutzung der Räume durch ein Puppentheater zu genehmigen. Aktuell würden unter anderem die Nachbarn angehört. Wenn das Verfahren weiter so laufe, dann sei „im Mai mit einer Genehmigung zu rechnen“, so Bastin. Ottokar Seifert hätte dann einen Monat ohne Theaterräume zu überbrücken. „Da müsste man mit ihm reden, wie das zu machen ist“, so Bastin. Telefonisch war Seifert am Donnerstag nicht zu erreichen. Nach Angaben eines Ensemble-Mitglieds spielt er auch an Wochenenden wieder im Vogthaus für Kinder. Er nutzt die Zeit im angestammten Theater offenbar bis zum letzten Tag.