Lindauer Zeitung

Putin zweifelt Staatlichk­eit der Ukraine an

Russlands Staatschef droht in TV-Ansprache – Gipfel mit US-Präsident Biden fraglich

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(AFP/dpa) - Die Situation in der Ukraine spitzt sich weiter zu: Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Montagaben­d in einer Fernsehans­prache die Staatlichk­eit der Ukraine als Ganzes infrage gestellt. Der Kremlchef bezeichnet­e das Land als einen durch Russland unter dem kommunisti­schen Revolution­sführer Lenin geschaffen­en Staat. Die Denkmäler Lenins seien dort zerstört worden als Zeichen der „Dekommunis­ierung“, sagte Putin. Und weiter: „Wir sind bereit, der Ukraine zu zeigen, was eine echte Dekommunis­ierung ist.“Die Ukraine

habe nie eine „echte Staatlichk­eit“gehabt, sondern vielmehr Modelle kopiert. Dort hätten heute Radikale und Nationalis­ten das Sagen – unter den Kuratoren des Westens, die das Land in die Sackgasse geführt hätten. Zudem erkannte Putin die Unabhängig­keit der prorussisc­hen Separatist­engebiete in der Ostukraine, der selbsterna­nnten „Volksrepub­liken“Donezk und Luhansk, an.

Nach Kreml-Angaben wurden sowohl Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), der am Abend mit Putin telefonier­te, als auch der französisc­he Präsident Emmanuel Macron vor der

Rede Putins über diese Entscheidu­ng informiert. Scholz und Macron hätten „ihre Enttäuschu­ng“über den Schritt zum Ausdruck gebracht. Die EU hatte bereits am späten Nachmittag angekündig­t, für den Fall der Anerkennun­g weitere Sanktionen gegen Russland verhängen zu wollen.

Die Gewalt in den Separatist­engebieten hatte in den vergangene­n Tagen zugenommen. Die Separatist­enführer hatten Putin am Montagnach­mittag aufgerufen, ihre Unabhängig­keit anzuerkenn­en. Die USA hatten kürzlich gewarnt, eine Anerkennun­g der „Volksrepub­liken“durch Moskau

bedeute „eine grobe Verletzung des Völkerrech­ts“.

Putins Entscheidu­ng ließ die Hoffnung auf einen von Macron vermittelt­en Gipfel Putins mit US-Präsident Joe Biden schwinden. Zuvor hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärt, dass der Dialog auf Ebene der Außenminis­ter fortgesetz­t werde, wohl am Donnerstag. „Über konkrete Pläne für die Organisati­on eines Gipfeltref­fens zu sprechen, ist verfrüht“, so Peskow. Frankreich­s Regierung hatte zuvor mitgeteilt, Putin und Biden hätten dem Gipfel zugestimmt.

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