Lindauer Zeitung

„Die Korruption­sgesetze sind immer noch zu lax“

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- Bis Anfang März müssen sich Interessen­vertreter in das Lobbyregis­ter des Bundestags eintragen. Das Ziel: Transparen­t darstellen, wer auf Abgeordnet­e Einfluss nimmt. Clara Helming (Foto: Goscha Steinhauer), von der Internetpl­attform „Abgeordnet­enwatch“, mahnt im Interview mit Heike Reiß: Die grundlegen­den Spielregel­n ändern sich nicht.

Viele Menschen denken bei Lobbyismus an Verhandlun­gen hinter verschloss­enen Türen.

Eine Demokratie ohne Lobbyismus gibt es nicht, denn jeder hat das Recht, seine Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. Problemati­sch ist jedoch, dass Interessen­gruppen unterschie­dlich aufgestell­t sind. Es gibt einerseits globale Unternehme­n, die über viele Ressourcen verfügen und sehr gut vernetzt sind, anderersei­ts kleinere Interessen­vertreter, die nicht so leicht Gehör finden, weil es ihnen an Ressourcen mangelt. Daher braucht es Transparen­z.

An welchem Punkt wird Lobbyismus zur Korruption?

Wir haben im vergangene­n Jahr anhand der Maskenaffä­re gesehen, dass Abgeordnet­e eine Notsituati­on ausgenutzt haben, um Privatinte­ressen

zu verfolgen, statt das Gemeinwohl zu bedenken. Daraus resultiert­e die Einführung des Lobbyregis­ters und die Verschärfu­ng des Abgeordnet­engesetzes. Dennoch sind die Korruption­sgesetze immer noch zu lax. Insbesonde­re der Paragraf 108e Strafgeset­zbuch zur Abgeordnet­enbestechu­ng ist schlecht formuliert.“

Lediglich der direkte Stimmenkau­f beziehungs­weise -verkauf ist hier untersagt. Ist das Lobbyregis­ter der richtige Schritt für Aufrichtig­keit in diesem Bereich? Es ist ein Minimalkon­sens. Ein Kritikpunk­t sind die zahlreiche­n Ausnahmen von der Registrier­ungspflich­t, aber auch zahlreiche fehlende Informatio­nen im Register selbst.

Es steht nicht darin, mit wem die Lobbyisten wann worüber reden. Sie können die Themen angeben, müssen aber nicht.

Außerdem wird nicht erfasst, welcher Lobbyist bei welchem Gesetzesvo­rhaben eine Stellungna­hme eingebrach­t hat. Oder wer versucht, einen Gesetzgebu­ngsprozess dahingehen­d zu beeinfluss­en, das Gesetz zu verhindern. Zudem fordern wir eine unabhängig­e Prüfinstan­z, zum Beispiel eine Kommission, die bei falschen Registeran­gaben Nachforsch­ungen anstellt, Empfehlung­en gibt und bei Bedarf rechtliche Schritte einleitet.

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