Lindauer Zeitung

Blitzfeuer im Herzen Essens

35 Wohnungen brennen völlig aus – 128 Menschen verlieren ihr Zuhause – Verletzt werden nur wenige

- Von Rolf Schraa, Christoph Driessen und Helge Toben

(dpa) - „Feuer, Feuer“, rufen Anwohner des gepflegten Wohnkomple­xes mitten in der Essener Innenstadt am frühen Montagmorg­en. Dann schlagen schon meterhohe Flammen aus der viereinhal­bgeschossi­gen Anlage. Vom Sturm „Antonia“wie durch einen Blasebalg angefacht, verbreitet sich der Brand über die Fassade und die Balkone rasend schnell in dem Wohnkomple­x und zerstört in kurzer Zeit 35 Wohnungen. Weitere werden durch den Rauch schwer beschädigt.

Es ist einer der größten Brände in der Essener Stadtgesch­ichte seit Jahrzehnte­n. „Innerhalb von 20 Minuten stand das ganze Haus komplett in Flammen. Man hat das Gefühl, das ist ein Feuer-Inferno, in dem man sich hier befindet“, berichtet der 35 Jahre alte Lennart Diedrich – als direkter Anwohner einer der ersten Augenzeuge­n des Feuers.

Nur dank großen Glücks, eines massiven Einsatzes der Feuerwehr und der tatkräftig­en Hilfe von Nachbarn gibt es keine Todesopfer. Drei Menschen kommen mit Rauchvergi­ftungen ins Krankenhau­s.

So groß sei die Hitze des Feuers gewesen, dass noch in 15 Metern Entfernung in anderen Gebäuden Rollläden geschmolze­n und Scheiben geplatzt seien, berichtet die Feuerwehr. 128 Mieter verlieren bei dem Brand ihre Wohnung, viele ihre komplette Einrichtun­g.

Wie groß der Schaden ist, können Feuerwehr und Brandsachv­erständige am Montagnach­mittag noch nicht beziffern, weil der Wohnkomple­x einsturzge­fährdet und deshalb nicht zu betreten ist. Mit Sicherheit geht es um etliche Millionen Euro.

Auch nach dem Ende der Hauptlösch­arbeiten gibt es bis zum Nachmittag immer wieder Brandneste­r. „Das kann im Inneren noch Tage dauern“, sagt ein Feuerwehrs­precher. Damit bleibt auch die drängendst­e Frage nach der Brandursac­he unbeantwor­tet.

Ein Feuerwehrs­precher betont: „Die massive Brandausbr­eitung hat alle Einsatzkrä­fte sehr überrascht.“So etwas habe man noch nie erlebt. Die Mieter werden in der Nacht zunächst in der nahe gelegenen Zentrale der Funke Mediengrup­pe und dann in einem umfunktion­ierten Hörsaal der Essener Universitä­t untergebra­cht und mit Kaffee und Brötchen versorgt. Einige haben noch Schlafanzu­g und Pantoffeln an – und Mäntel und dicke Jacken darüber.

Vorerst müssen die Mieter sich eine neue Bleibe suchen — sicherlich auch für längere Zeit, denn die Schäden sind massiv. Die meisten Betroffene­n seien privat untergekom­men.

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