„5G-Technologie muss hinterfragt werden“
Viele Gemeinden befürchten, ohne 5G vom Fortschritt abgehängt zu sein – ja, und von Vorteil ist der neue Standard in der Tat für gewisse Industrieanwendungen und für den Download von Videos in hochaufgelöster Qualität. Dieser Markt boomt, und so finden wir 5G-Masten in immer mehr ländlichen Wäldern, Erholungsorten und Wohngebieten. Dass 5G für das autonome Fahren benötigt wird, weisen Experten zurück (unter anderem Dr. Fulger, Berater bei Altran, einem weltweit führenden Consulting-Unternehmen für Innovation und Hightech-Engineering).
Diese Einschätzungen werden durch die Praxis belegt: Die Fahrzeuge von Tesla sind in den USA schon seit Jahren autonom – und zwar ohne 5G!
Die neue Studie des EU-Technikfolgenausschusses STOA bestätigte 2021 das Gesundheitsrisiko (unter anderem Kanzerogenität) durch Mobilfunkstrahlung und fordert Regularien. Entwarnung bringen dabei die in Deutschland im europäischen Vergleich sehr hohen Grenzwerte für Funkstrahlung, die auch der BUND bemängelt, nicht. Strohmaier, der sich im Bericht durchaus nachdenklich äußert, spricht von einem „Grundrecht auf zeitgemäße Kommunikation“. Ist aber die (übrigens vor allem von der Industrie forcierte) Einführung einer neuen Technologie ohne Technikfolgenabschätzung und ohne demokratischen Diskurs wirklich zeitgemäß?
In 2022, wo unser Planet schon so schwer beansprucht ist, wird das Heranschwemmen von Millionen von Produkten für das „Internet der Dinge“vorbereitet. Unser scheinbares Grundrecht auf „schneller, höher, weiter“kollidiert dabei aus meiner Sicht mit wesentlicheren Grundrechten von Pflanze, Mensch und Tier – Stichworte sind hier verletzte Menschenrechte innerhalb von Lieferketten (Handys etc.), Energieverbrauch durch explodierende Datenmengen, entstehender Sondermüll und viele sozio-kulturelle Thematiken, die im Zusammenhang mit dem etwas euphorisch gefeierten technischen Fortschritt meines Erachtens mehr diskutiert werden sollten.
Annette Rappmann, Achberg