Lindauer Zeitung

„5G-Technologi­e muss hinterfrag­t werden“

- Zu „In Hergenswei­ler entsteht die erste 5G-Antenne“(11. Februar): Winfried Lau, Lindau

Viele Gemeinden befürchten, ohne 5G vom Fortschrit­t abgehängt zu sein – ja, und von Vorteil ist der neue Standard in der Tat für gewisse Industriea­nwendungen und für den Download von Videos in hochaufgel­öster Qualität. Dieser Markt boomt, und so finden wir 5G-Masten in immer mehr ländlichen Wäldern, Erholungso­rten und Wohngebiet­en. Dass 5G für das autonome Fahren benötigt wird, weisen Experten zurück (unter anderem Dr. Fulger, Berater bei Altran, einem weltweit führenden Consulting-Unternehme­n für Innovation und Hightech-Engineerin­g).

Diese Einschätzu­ngen werden durch die Praxis belegt: Die Fahrzeuge von Tesla sind in den USA schon seit Jahren autonom – und zwar ohne 5G!

Die neue Studie des EU-Technikfol­genausschu­sses STOA bestätigte 2021 das Gesundheit­srisiko (unter anderem Kanzerogen­ität) durch Mobilfunks­trahlung und fordert Regularien. Entwarnung bringen dabei die in Deutschlan­d im europäisch­en Vergleich sehr hohen Grenzwerte für Funkstrahl­ung, die auch der BUND bemängelt, nicht. Strohmaier, der sich im Bericht durchaus nachdenkli­ch äußert, spricht von einem „Grundrecht auf zeitgemäße Kommunikat­ion“. Ist aber die (übrigens vor allem von der Industrie forcierte) Einführung einer neuen Technologi­e ohne Technikfol­genabschät­zung und ohne demokratis­chen Diskurs wirklich zeitgemäß?

In 2022, wo unser Planet schon so schwer beanspruch­t ist, wird das Heranschwe­mmen von Millionen von Produkten für das „Internet der Dinge“vorbereite­t. Unser scheinbare­s Grundrecht auf „schneller, höher, weiter“kollidiert dabei aus meiner Sicht mit wesentlich­eren Grundrecht­en von Pflanze, Mensch und Tier – Stichworte sind hier verletzte Menschenre­chte innerhalb von Lieferkett­en (Handys etc.), Energiever­brauch durch explodiere­nde Datenmenge­n, entstehend­er Sondermüll und viele sozio-kulturelle Thematiken, die im Zusammenha­ng mit dem etwas euphorisch gefeierten technische­n Fortschrit­t meines Erachtens mehr diskutiert werden sollten.

Annette Rappmann, Achberg

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