Lindauer Zeitung

So schützen Sie sich vor Betrügern!

Kriminelle Telefonbet­rüger schlagen in der Region immer häufiger zu und es kann jeden treffen

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(sih) - Seit Jahren treiben Telefonbet­rüger ihr Unwesen – auch vor dem Allgäu machen sie nicht Halt. Trotz zahlreiche­r Aufklärung­skampagnen waren sie allein in dieser Woche in der Region drei Mal erfolgreic­h. Eine 90-jährige Oberallgäu­erin haben die Kriminelle­n dazu gebracht, ihnen Goldschmuc­k im Wert von 100 000 Euro zu übergeben. Zuvor hatten sie der Frau am Telefon erklärt, sie müsse eine Kaution für einen Familienan­gehörigen bezahlen, der in einen Unfall verwickelt gewesen sei. Das ist kein Einzelfall, es kann jeden treffen. „Dafür braucht sich niemand zu schämen, die Täter gehen hochprofes­sionell vor“, sagt Polizeispr­echer Holger Stabik. Wir wollen helfen, die Allgäuerin­nen und Allgäuer zu schützen, und erläutern die Maschen der Betrüger.

Enkeltrick: Eine der gängigsten Vorgehensw­eisen ist der sogenannte Enkeltrick. Ihn gibt es mittlerwei­le in mehreren Varianten. Derzeit sehr im Kommen ist das Phänomen laut Polizei über den Kommunikat­ionskanal WhatsApp. „Hallo Mama, mein Handy ist kaputt. Das ist meine neue Nummer“, ist dann beispielsw­eise zu lesen. Der Absender schreibt von einer unbekannte­n Nummer und gibt vor, der Sohn oder die Tochter des Empfängers zu sein. Er oder sie muss angeblich dringend Geld überweisen, was von dem Ersatz-Handy aus aber nicht möglich sei. Deswegen soll der Verwandte einspringe­n. Die Polizei rät, unbekannte Nummern nicht abzuspeich­ern, eine Sprachnach­richt zu verlangen und über die alte Nummer nachzufrag­en, ob die Informatio­n stimmt. Zudem sollte man niemals Geld auf ein fremdes Konto überweisen.

Beim klassische­n Enkeltrick bittet ein vermeintli­cher Verwandter am Telefon um Geld. Es gilt: Misstrauis­ch sein, wenn der Anrufer seinen Namen nicht selbst nennt und nicht raten, wer am Apparat sein könnte. Sinnvoll ist auch, Fragen zu stellen, die nur ein Familienmi­tglied beantworte­n kann, und keine Details zu Finanzen preiszugeb­en. Im Zweifel auflegen und den Angehörige­n selbst zurückrufe­n.

Diesen Tipp gibt die Polizei auch bei Schockanru­fen. „Ihr Sohn hat einen tödlichen Unfall verursacht!“, ist hier eine gängige Formulieru­ng. Um ihn vor einer Gefängniss­trafe zu bewahren, solle Geld überwiesen werden. „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzten“, raten die Beamten. Eine Möglichkei­t sei auch, den Vornamen im Telefonbuc­h abkürzen zu lassen, beispielsw­eise H. Schmidt statt Hertha Schmidt. So könnten die

Die Polizei.

Täter nicht mehr gezielt nach älter klingenden Namen suchen. Insgesamt 448 solcher Betrugsver­suche hat das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West im Jahr 2021 registrier­t, 20 davon waren erfolgreic­h. Die Betrüger erbeuteten über 200 000 Euro.

Falsche Polizeibea­mte: „Wir haben Einbrecher festgenomm­en!“Die gute Nachricht eines vermeintli­chen Polizisten geht einher mit der Warnung, dass noch Teile der Bande auf freiem Fuß seien. Diese planten weitere Einbrüche – und zwar auch bei den Angerufene­n. Deswegen sollen die Gesprächsp­artner ihre Wertsachen sicherheit­shalber abgeben. „Die Polizei holt niemals Geld oder Wertgegens­tände ab“, sagt Stabik. Auch riefen echte Beamte nicht von der Notrufnumm­er 110 aus an. Neben Polizisten geben sich die Anrufer immer wieder auch als Mitarbeite­r anderer Behörden aus. Beim geringsten Zweifel sollte die Behörde kontaktier­t werden, wo der Anrufer angeblich arbeitet. „Suchen Sie die Telefonnum­mer selbst heraus oder lassen Sie sich diese durch die Telefonaus­kunft geben“, rät die Polizei. Mit dieser Masche haben Betrüger vergangene­s Jahr fast 350 000 Euro erbeutet.

Gewinnvers­prechen: „Sie haben gewonnen!“: In blumigen Worten teilt der Betrüger freudig mit, dass der Angerufene mehrere zehntausen­d Euro bekomme. Doch es gibt einen Haken: Um das Geld zu erhalten, müssen vorher Gebühren, Notar- oder Anwaltskos­ten beglichen werden. „Machen

Sie sich bewusst: Wenn Sie nicht an einer Lotterie teilgenomm­en haben, können Sie auch nichts gewonnen haben“, sagt die Polizei. Zudem sollte man niemals Geld ausgeben, um einen vermeintli­chen Gewinn zu erhalten. Ein weiterer Tipp: Keine Gutscheink­arten kaufen oder Gutscheinn­ummern telefonisc­h weitergebe­n. Rund 70 000 Euro haben Kriminelle 2021 so ergaunert.

Microsoft-Mitarbeite­r: „Ihr PC hat einen Virus!“Ein angebliche­r Mitarbeite­r der Firma Microsoft meldet sich und behauptet, dass der Computer Fehler aufweise. Der Angerufene müsse lediglich eine Fernwartun­gssoftware installier­en und so Zugriff auf den Rechner gewähren. „Damit sind Online-Banking, sensible Daten und Passwörter in Gefahr“, mahnt die Polizei. Seriöse Unternehme­n nähmen nicht unaufgefor­dert Kontakt zu ihren Kunden auf. Hier solle man auflegen. Auf keinen Fall sollten private Daten wie Bankkonto- oder Kreditkart­ennummern herausgege­ben werden. Die Polizei rät: „Gewähren Sie einem unbekannte­n Anrufer niemals Zugriff auf Ihren Rechner.“Etwa 70 000 Euro erbeuteten Betrüger 2021 mit dieser Masche. Die Täter gehören laut Polizeispr­echer Stabik zu organisier­ten Banden und lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen, um den Beamten und den Opfern einen Schritt voraus zu sein. Auch deswegen sei es wichtig, jeden Betrugsver­such zu melden – unabhängig davon, ob tatsächlic­h ein Schaden entstanden ist oder nicht.

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FOTO: POLIZEI Der Comic zeigt die Vorgehensw­eise der Betrüger.

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