Land Baden-Württemberg kauft 131 Hektar Fläche
Fünf Hektar Wildwiesen sollen Artenvielfalt im Eriskircher Ried fördern
- Das Land Baden-Württemberg hat 2021 insgesamt 131 Hektar an natur- und klimaschutzwichtigen Flächen erworben und rund 3,2 Millionen Euro investiert. In Eriskirch konnten laut einer Pressemitteilung fünf Hektar von privaten Eigentümern gekauft werden. „Im Ried wird im Bereich der Randflächen seit jeher intensiver Obstbau betrieben. Wir sind glücklich darüber, dass mehrere Landwirte freiwillig Grundstücke verkauft haben, damit diese nun für die Fauna und Flora geschützt und nachhaltig erhalten werden können“, sagt der Leiter des Naturschutzzentrums Eriskirch (NAZ), Gerhard Kersting, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Um die Zukunft und den Bestand von naturschutzrelevanten Flächen im Land für die Fauna und Flora zu sichern und weiter ausbauen zu können, hat das Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 3,2 Millionen Euro in die Hand genommen, um entsprechend geeignete und verfügbare Gebiete zu kaufen.
„Gute Finanzpolitik investiert auch in Artenvielfalt und Naturschutz“, bekennt Finanzstaatssekretärin Gisela Splett und Umweltsekretär Andre Baumann ergänzt: „Auf Flächen, die uns als Land gehören, können wir wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen am besten bewahren und pflegen. Moore, Wacholderheiden und Wiesenlandschaften gehören wie unsere Klöster und Schlösser zu unserem Natur- und Kulturerbe im Land.
Laut Gerhard Kersting haben das Land vor allem in den Randbereichen des heimischen Schutzgebietes Obstanbauflächen, die für die Landwirte beispielsweise aufgrund naturschutzrelevanter Veränderungen und in diesem Zusammenhang erweiterter Auflagen wirtschaftlich nicht mehr rentabel und abzubilden seien, erwerben können.
Ohnehin habe man, so Kersting, auf der Gemarkung Eriskirch eine besondere Situation, da hier eine intensive Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen im Naturschutzgebiet betrieben werde. „Es ist nicht einfach, im Bodenseegebiet Flächen für den Naturschutz zu kaufen. Durch Straßen- und Wohnungsbau, den Tourismus aber auch durch Gewerbe- und Industrieansiedlungen
haben wir eine völlig andere Situation als beispielsweise auf der Schwäbischen Alb. Es gibt quasi kaum mehr zur Verfügung stehendes Land“, betont der Biologe. Dennoch sei es das Ziel, weiter einzelne Grünstreifen zu einem zusammenhängenden Bereich zusammenzulegen. Hier müsse eine ausgewogene Balance und Abwägung zwischen den Interessen der Landwirte und den Belangen für den Natur- und Umweltschutz beachtet und ermittelt werden.
Inzwischen wurden laut Gerhard Kersting bereits einige Intensivflächen gerodet. Im nächsten Schritt sollen die Böden der ehemaligen Obstanlagen für eine Umnutzung als bunte Wildwiesen vorbereitet werden. Auch die Einsaat von Wintergetreide als Nahrung für Vögel und andere Wildtiere sei auf diesen Flächen vorgesehen. „
Der Zeitraum beläuft sich zunächst auf drei Jahre. Auch muss geklärt werden, wie das langfristige Management dieses neuen Grünlandes gehandhabt werden kann“, sagt Kersting vor dem Hintergrund, dass man sich zur Förderung einer breiten Artenvielfalt eine extensive Beweidung, beispielsweise durch Schottische Hochlandrinder als Landschaftspfleger wie im HepbacherLeimbacher-Ried, durchaus vorstellen könne: „Gute Ideen, Visionen und Ansätze, die man verfolgen sollte.“Laut Finanzministerium handelt es sich beim Zukauf im Jahr 2021 alleine im Regierungsbezirk Tübingen um mehr als 50 Hektar natur- und klimaschutzwichtiger Flächen mit zehn Hektar Moorflächen, von denen sich wiederum fünf Hektar im Eriskircher Ried befinden.
Größe: rund 552 Hektar Gegründet: 1939
Flora: 650 nachgewiesene Pflanzenarten
Es ist das größte Naturschutzgebiet am nördlichen Ufer des Bodensees. Teils ist das Schutzgebiet identisch mit den FFHGebieten „Bodenseeuferlandschaft östlich Friedrichshafen“, „Schussenbecken“und „Schmalegger Tobel“und dem Europäischen Vogelschutzgebiet „Eriskircher Ried“.