Lindauer Zeitung

In die Einzelteil­e zerfallen

Nach Gladbachs 0:6 steht Trainer Hütter unter Zugzwang

- Von Thomas Nowag

(SID) - Adi Hütter hielt sein Gesicht stur in den peitschend­en westfälisc­hen Regen. „Nach dem 0:3 sind wir in unsere Einzelteil­e zerfallen, das geht gar nicht“, sagte der Trainer von Borussia Mönchengla­dbach nach dem 0:6-Debakel bei Borussia Dortmund zerknirsch­t. Der Druck steigt enorm im Abstiegska­mpf der Fußball-Bundesliga, auch auf Hütter – doch wer sollte ihn entlassen?

Der neue Sportdirek­tor Roland Virkus, Nachfolger des machtvolle­n Max Eberl, erweckt jedenfalls mit seiner eher hemdsärmel­igen Art nicht den Eindruck, dass er nun knallhart handeln wird. Er hat auch kaum das Mandat dafür: Bei seiner Vorstellun­g erzählte Präsident Rolf Königs (80) freimütig, der Nachwuchsk­oordinator sei bei der Suche die bestenfall­s vierte Wahl gewesen. Gladbachs Scoutingch­ef Steffen Korell und zwei externe, laut Königs auch „sehr interessan­te“Kandidaten hatten abgewunken. Dann sei den Verantwort­lichen intern der Name Virkus eingefalle­n. Eine recht bequeme Lösung, eine für eine Übergangss­aison.

Die Gladbacher haben dadurch zur Unzeit aber keinen starken Mann an Deck, dabei ist die Lage brisant. Der Verein hat einen Absturz aus dem Champions-League-Achtelfina­le

2021 in den Abstiegska­mpf hingelegt, das 0:6 gegen den SC Freiburg ist auch gerade mal zweieinhal­b Monate her.

Und die nächsten drei Gegner kommen allesamt aus dem Tabellenke­ller: Wolfsburg, Stuttgart, Hertha BSC.

Rutscht Gladbach dem vier Punkte entfernten Relegation­splatz entgegen, wird Hütter kaum zu halten sein. „Wir machen einfach viel zu viele Fehler in allen Bereichen. Deshalb stehen wir auch da, wo wir momentan stehen“, sagte Christoph Kramer.

Allerdings verführen mehrere Umstände dazu, mit Hütter weiterzuma­chen. Einerseits hat er 7,5 Millionen Euro Ablöse gekostet, die verbrennt ein Verein nicht gerne. Anderersei­ts war Gladbach gegen Dortmund sehr lange gleichwert­ig, hätte locker vier Tore erzielen können. Erst am Ende klappte man zusammen. Jonas Hofmann hatte genervt von einer „unreifen Leistung“gesprochen, es gelte nun, „dieses Spiel aus den Köpfen zu bekommen“. Allzu einfach wird dies nicht werden.

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FOTO: IMAGO IMAGES „Das geht gar nicht“: Gladbachs Trainer Adi Hütter.

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