Häfler Volleyballer beweisen Charakter
Profis des VfB Friedrichshafen meistern schwierige Situation in Frankfurt
- Dem VfB Friedrichshafen stand sozusagen das Wasser bis zum Hals. 0:2 in Frankfurt – der deutsche Rekordmeister hatte den ungewollten vierten Platz in der Zwischenrunde der Volleyball-Bundesliga schon fast gebucht. Die Kommentatoren in der Übertragung auf dem Live-Streaming-Videoportal Twitch, Dirk Funk und der frühere Volleyballspieler Alexander Walkenhorst, hielten ein 0:3 sogar für wahrscheinlich. Begründet haben sie das mit den zu vielen Strapazen in den letzten Wochen und eine zu schwache Leistung von Zuspieler Dejan Vincic in den ersten zwei Sätzen. Aber Vincic steigerte sich und die VfB-Profis schafften das Comeback: Friedrichshafen siegte am Samstag mit 3:2 in Frankfurt – und bewies damit einen starken Charakter.
Vor allem der 35-jährige Vincic zeigte eine starke Reaktion. Beim 0:3 gegen Düren wurde er von VfB-Coach Mark Lebedew frühzeitig ausgewechselt und musste danach viel Kritik einstecken. Auch der Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt sagte im Anschluss, dass er mehr von den erfahrenen Spielern fordert. Damit waren insbesondere Vincic und Außenangreifer Vojin Cacic gemeint: Beide fuhren nicht mit zum Champions-League-Spiel nach Polen, sondern bereiteten sich zu Hause auf die Partie gegen Frankfurt vor. Allerdings enttäuschte Vincic in Frankfurt zunächst erneut. Es lief nicht rund beim Slowenen, seinen Zuspielen fehlte die nötige Präzision. Dazu war er körperlich nicht auf seinem allerbesten Level und hat laut Lebedew „eine spezielle Behandlung bekommen, um fit zu werden“– dennoch resignierte Vincic nicht. Der Kapitän machte weiter und drückte dem Spiel nun seinen Stempel auf. „Er hat das mit Erfahrung gemacht“, lobte Lebedew.
Generell stemmte sich der VfB nun gegen die drohende Pleite. Das Angriffsspiel war nun geprägt von Harmonie und Effizienz – das unterstreichen auch die Zahlen. Mit Lukas Maase (19 Punkte), Cacic und Luciano Vicentin (beide 18) sowie Lucas Van Berkel (12) hatte Friedrichshafen am Ende vier Spieler mit zweistelliger Punkteanzahl. Dazu brachten die Häfler Volleyballer die Frankfurter nun mit ihrer Blockstärke zur Verzweiflung und wurden ihrem Ruf als beste Blockmannschaft der Liga gerecht. Folgerichtig entschied der VfB dann drei Sätze (25:17, 25:21, 15:13) für sich und gewann die Partie bei den United Volleys Frankfurt nach 0:2 (20:25, 26:28 noch mit 3:2.
„Man hat deutlich gespürt, wie viele Kilometer und wie viele Spiele wir abgespult haben in den vergangenen Tagen. Positiv ist aber, dass wir nach dem Rückstand gekämpft haben. Den Sieg haben wir uns verdient, auch wenn es manchmal für die Zuschauer kein Leckerbissen war“, wird Vincic in der Clubmitteilung
zitiert. „Das Spiel hat die Persönlichkeit des Teams gezeigt. Das ist eine sehr geschlossene Gruppe, die sehr gut arbeitet“, meinte Lebedew im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Ein Sonderlob gebührte auch dem 31-jährigen Cacic, der seit seiner Verpflichtung eine seiner besten Leistungen im VfBDress aufs Feld brachte und am Ende verdientermaßen auch von Frankfurt-Trainer Christophe Achten die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Begegnung erhielt.
Bei aller Begeisterung über die Aufholjagd und den Sieg musste sich Friedrichshafen aber auch über den Fehlstart in das Spiel ärgern. Trotz der Startschwierigkeiten war im zweiten Satz mehr drin – die Häfler hatten sogar einen Satzball. Doch Frankfurt behielt mit 28:26 die Oberhand und der VfB vergab damit die Chance auf drei Zähler. Und diese hätte Friedrichshafen zwingend gebraucht, um an Frankfurt vorbeizuziehen. So steht das Lebedew-Team in der Gruppe A der Bundesliga-Zwischenrunde mit fünf Punkten weiter nur auf Rang vier. In den Play-offs drohen also weiter das schwierige Viertelfinale gegen die SVG Lüneburg, die mit einem 3:0 gegen die Netzhoppers am Sonntag den fünften Platz in der Gruppe B der Zwischenrunde fixierte und das Halbfinale gegen den Hauptrundensieger BR Volleys.
Mit dem Erfolg in Frankfurt hat der VfB jedoch immerhin die Restchance auf Platz drei gewahrt. Neben der benötigten Schützenhilfe von Düren in den Duellen gegen Frankfurt ist nun aber ein Heimsieg gegen Berlin am kommenden Samstag um 20 Uhr in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm Pflicht. Eine Verbesserung in der Tabelle scheint momentan also unwahrscheinlich, aber niemand sollte den VfB vorzeitig abschreiben. Das haben die Häfler Volleyballer in Frankfurt zur Schau gestellt.