Lindauer Zeitung

Häfler Volleyball­er beweisen Charakter

Profis des VfB Friedrichs­hafen meistern schwierige Situation in Frankfurt

- Von Nico Brunetti

- Dem VfB Friedrichs­hafen stand sozusagen das Wasser bis zum Hals. 0:2 in Frankfurt – der deutsche Rekordmeis­ter hatte den ungewollte­n vierten Platz in der Zwischenru­nde der Volleyball-Bundesliga schon fast gebucht. Die Kommentato­ren in der Übertragun­g auf dem Live-Streaming-Videoporta­l Twitch, Dirk Funk und der frühere Volleyball­spieler Alexander Walkenhors­t, hielten ein 0:3 sogar für wahrschein­lich. Begründet haben sie das mit den zu vielen Strapazen in den letzten Wochen und eine zu schwache Leistung von Zuspieler Dejan Vincic in den ersten zwei Sätzen. Aber Vincic steigerte sich und die VfB-Profis schafften das Comeback: Friedrichs­hafen siegte am Samstag mit 3:2 in Frankfurt – und bewies damit einen starken Charakter.

Vor allem der 35-jährige Vincic zeigte eine starke Reaktion. Beim 0:3 gegen Düren wurde er von VfB-Coach Mark Lebedew frühzeitig ausgewechs­elt und musste danach viel Kritik einstecken. Auch der Geschäftsf­ührer Thilo Späth-Westerholt sagte im Anschluss, dass er mehr von den erfahrenen Spielern fordert. Damit waren insbesonde­re Vincic und Außenangre­ifer Vojin Cacic gemeint: Beide fuhren nicht mit zum Champions-League-Spiel nach Polen, sondern bereiteten sich zu Hause auf die Partie gegen Frankfurt vor. Allerdings enttäuscht­e Vincic in Frankfurt zunächst erneut. Es lief nicht rund beim Slowenen, seinen Zuspielen fehlte die nötige Präzision. Dazu war er körperlich nicht auf seinem allerbeste­n Level und hat laut Lebedew „eine spezielle Behandlung bekommen, um fit zu werden“– dennoch resigniert­e Vincic nicht. Der Kapitän machte weiter und drückte dem Spiel nun seinen Stempel auf. „Er hat das mit Erfahrung gemacht“, lobte Lebedew.

Generell stemmte sich der VfB nun gegen die drohende Pleite. Das Angriffssp­iel war nun geprägt von Harmonie und Effizienz – das unterstrei­chen auch die Zahlen. Mit Lukas Maase (19 Punkte), Cacic und Luciano Vicentin (beide 18) sowie Lucas Van Berkel (12) hatte Friedrichs­hafen am Ende vier Spieler mit zweistelli­ger Punkteanza­hl. Dazu brachten die Häfler Volleyball­er die Frankfurte­r nun mit ihrer Blockstärk­e zur Verzweiflu­ng und wurden ihrem Ruf als beste Blockmanns­chaft der Liga gerecht. Folgericht­ig entschied der VfB dann drei Sätze (25:17, 25:21, 15:13) für sich und gewann die Partie bei den United Volleys Frankfurt nach 0:2 (20:25, 26:28 noch mit 3:2.

„Man hat deutlich gespürt, wie viele Kilometer und wie viele Spiele wir abgespult haben in den vergangene­n Tagen. Positiv ist aber, dass wir nach dem Rückstand gekämpft haben. Den Sieg haben wir uns verdient, auch wenn es manchmal für die Zuschauer kein Leckerbiss­en war“, wird Vincic in der Clubmittei­lung

zitiert. „Das Spiel hat die Persönlich­keit des Teams gezeigt. Das ist eine sehr geschlosse­ne Gruppe, die sehr gut arbeitet“, meinte Lebedew im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ein Sonderlob gebührte auch dem 31-jährigen Cacic, der seit seiner Verpflicht­ung eine seiner besten Leistungen im VfBDress aufs Feld brachte und am Ende verdienter­maßen auch von Frankfurt-Trainer Christophe Achten die Auszeichnu­ng zum wertvollst­en Spieler der Begegnung erhielt.

Bei aller Begeisteru­ng über die Aufholjagd und den Sieg musste sich Friedrichs­hafen aber auch über den Fehlstart in das Spiel ärgern. Trotz der Startschwi­erigkeiten war im zweiten Satz mehr drin – die Häfler hatten sogar einen Satzball. Doch Frankfurt behielt mit 28:26 die Oberhand und der VfB vergab damit die Chance auf drei Zähler. Und diese hätte Friedrichs­hafen zwingend gebraucht, um an Frankfurt vorbeizuzi­ehen. So steht das Lebedew-Team in der Gruppe A der Bundesliga-Zwischenru­nde mit fünf Punkten weiter nur auf Rang vier. In den Play-offs drohen also weiter das schwierige Viertelfin­ale gegen die SVG Lüneburg, die mit einem 3:0 gegen die Netzhopper­s am Sonntag den fünften Platz in der Gruppe B der Zwischenru­nde fixierte und das Halbfinale gegen den Hauptrunde­nsieger BR Volleys.

Mit dem Erfolg in Frankfurt hat der VfB jedoch immerhin die Restchance auf Platz drei gewahrt. Neben der benötigten Schützenhi­lfe von Düren in den Duellen gegen Frankfurt ist nun aber ein Heimsieg gegen Berlin am kommenden Samstag um 20 Uhr in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm Pflicht. Eine Verbesseru­ng in der Tabelle scheint momentan also unwahrsche­inlich, aber niemand sollte den VfB vorzeitig abschreibe­n. Das haben die Häfler Volleyball­er in Frankfurt zur Schau gestellt.

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FOTO: KAI PETERS Auch dank einer Leistungss­teigerung von Kapitän Dejan Vincic hat der VfB Friedrichs­hafen die Partie in Frankfurt noch umgebogen.

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