Lindauer Zeitung

Deutschlan­d legt Nord Stream 2 auf Eis

Auch EU und USA verhängen Sanktionen gegen Russland – Präsident Putin unbeeindru­ckt

-

(dpa/AFP) - Die deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wird vorerst nicht in Betrieb gehen: Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) begründete den vorläufige­n Stopp des Genehmigun­gsverfahre­ns am Dienstag mit Völkerrech­tsverstöße­n Russlands in der Ostukraine. Das Verfahren solle nun einer Neubewertu­ng unterzogen werden, was konkrete Auswirkung­en auf die Gasröhre habe: „Ohne diese Zertifizie­rung kann Nord Stream 2 ja nicht in Betrieb gehen“, sagte Scholz. Der Schritt der Bundesregi­erung

bedeutet, dass das Verfahren zur Inbetriebn­ahme der Pipeline für unbestimmt­e Zeit auf Eis gelegt ist. Die EU beschloss ebenfalls harte Strafen gegen Russland, auch Großbritan­nien verhängte Sanktionen. US-Präsident Joe Biden äußerte sich am Dienstagab­end und kündigte Finanzsank­tionen an. Er kritisiert­e das Vorgehen von Russlands Präsident Wladimir Putin mit drastische­n Worten. Die geplante Entsendung russischer Truppen in die ostukraini­schen Gebiete bezeichnet­e er als „Beginn einer Invasion“.

Der Kremlchef hatte am Montag zunächst die Unabhängig­keit der Separatist­enregionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt und eine Entsendung angeordnet. Das Parlament in Moskau ratifizier­te am Dienstag die Anerkennun­g. Das Oberhaus des Parlaments stimmte einem Truppenein­satz zu.

Der Westen wirft Putin vor, gegen das Völkerrech­t zu verstoßen. Russland hat nach westlichen Angaben etwa 150 000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammenge­zogen. Russland strebt nach den Worten Putins

jedoch nicht nach der Wiedererri­chtung eines Imperiums. „Das entspricht absolut nicht der Wirklichke­it“, sagte Putin am Dienstag. Zugleich erklärte er aber den Minsker Friedenspl­an für die Ostukraine für erledigt. Bei einer Fernsehans­prache am Vorabend hatte er den Staat Ukraine als solchen infrage gestellt.

Die Gasversorg­ung der Europäisch­en Union ist indes nach Einschätzu­ng der EU-Kommission trotz des Konflikts vorerst sicher. Die Gasspeiche­r seien zu etwa 30 Prozent gefüllt.

 ?? ARCHIVFOTO: TOBIAS SCHWARZ/AFP ?? Deckel drauf! Ein Arbeiter verschließ­t in Lubmin in Mecklenbur­g-Vorpommern eine Röhre der umstritten­en Gaspipelin­e Nord Stream 2.
ARCHIVFOTO: TOBIAS SCHWARZ/AFP Deckel drauf! Ein Arbeiter verschließ­t in Lubmin in Mecklenbur­g-Vorpommern eine Röhre der umstritten­en Gaspipelin­e Nord Stream 2.

Newspapers in German

Newspapers from Germany