Frauen häufiger wegen Corona krankgeschrieben
Analyse zeigt Auswirkungen der Pandemie auf Arbeitsmarkt – Auch das Alter spielt eine Rolle
- Frauen werden durchweg häufiger wegen Corona krankgeschrieben als Männer. Das hat eine Analyse der zweitgrößten deutschen Krankenkasse Barmer für das Jahr 2021 ergeben, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Demnach waren etwa unter den Versicherten der Kasse 13 800 Frauen und 9900 Männer mit Anspruch auf Krankengeld in der Kalenderwoche 49 arbeitsunfähig. In dieser Dezember-Woche hatte die Barmer die meisten pandemiebedingten Krankschreibungen des Vorjahres registriert. Das entspreche 69 Frauen beziehungsweise 55 Männern je 10 000 Krankengeldberechtigten, ergab die Untersuchung des kasseneigenen Instituts für Gesundheitssystemforschung.
„Frauen arbeiten häufiger in sozialen Berufen als Männer, etwa in der Pflege. Das ist ein Grund dafür, dass sie häufiger mit dem Coronavirus in Kontakt kommen und daran erkranken“, sagt Barmer-Vorstandschef Christoph Straub.
So seien im kompletten Jahr 2021 im Schnitt 0,33 Prozent der bei der Barmer versicherten Altenpflegekräfte wegen Corona krankgeschrieben gewesen. In der Informatik hingegen, wo immer noch ein Großteil der Beschäftigten männlich sei, habe der coronabedingte Krankenstand gerade bei 0,06 Prozent gelegen. In dieser Branche sei weitestgehend Homeoffice möglich. Eine weitere Ursache für mehr Corona-Infektionen bei Frauen sei, dass sie häufiger in der Familie die Pflege von Erkrankten übernehmen würden.
Insgesamt gesehen waren im vergangenen Jahr im Schnitt 10 430 Versicherte pro Woche wegen Corona arbeitsunfähig. Dabei reichte die Spannweite von 5200 bis zu 23 700 Betroffenen pro Woche. Auffällig ist zudem, dass die Altersgruppen unterschiedlich stark betroffen waren. In der zweiten und dritten Welle waren demnach die älteren Arbeitnehmer dreimal häufiger krankgeschrieben als die jüngeren. „Die vierte Corona-Welle hat dagegen vor allem junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer getroffen“, sagt Straub, dessen Kasse 8,8 Millionen Versicherte betreut.
Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, gab es zudem deutliche regionale Unterschiede bei der Häufigkeit coronabedingter Krankschreibungen. Grundsätzlich hatten die ostdeutschen Flächenländer sowie Bayern und Baden-Württemberg die höchsten Raten. Im absoluten Negativ-Spitzenreiterland Sachsen etwa waren pro Woche zwischen 25 bis 229 je 10 000 Beschäftigte krankgeschrieben. In Schleswig-Holstein als am wenigsten betroffenen Bundesland waren dagegen nur zwischen sieben und 22 Versicherte je 10 000 Krankengeld-Berechtigten arbeitsunfähig.
Die Gründe für diese Unterschiede seien „vielfältig“, so Straub. Dabei könnten etwa Impfquoten genauso wie Homeoffice-Möglichkeiten eine Rolle spielen. „Letzten Endes aber bleibt das Verhalten jeder oder jedes Einzelnen ein ganz zentraler Faktor.“
Der geplante Corona-Bonus wegen besonderer Belastungen in der Pandemie soll laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Pflegekräften in Krankenhäusern und in der Langzeitpflege zukommen. Die Zahlungen sollen dafür jeweils hälftig ausgeschüttet werden, wie der SPD-Politiker am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“deutlich machte. „Der Bonus kommt jetzt relativ rasch. Aber das ist nicht alles, sondern die Arbeitsbedingungen müssen sich insgesamt verbessern.“
Die Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP hatte angekündigt, dass es einen Bonus für Pflegekräfte geben soll. Dafür will die Regierung eine Milliarde Euro bereitstellen und die Steuerfreiheit für Bonuszahlungen auf 3000 Euro anheben. Lauterbach sagte, es sei jetzt ein entsprechender Entwurf entwickelt worden.
Der Bonus solle an die Pflegenden gehen, weil sie in der Corona-Krise im Vordergrund gestanden hätten, und nicht an andere Berufsgruppen.
Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichteten am Dienstag, ein Eckpunktepapier sehe für Vollzeitkräfte in der Altenpflege einen Bonus von bis zu 550 Euro vor.
Der gestaffelte Bonus solle ab 30. Juni und spätestens bis 31. Dezember ausgezahlt werden. Für Pflegekräfte in Kliniken sei ein Bonus für Krankenhäuser geplant, die 2021 mehr als zehn Covid-Fälle mit künstlicher Beatmung behandelt haben. (dpa)