Lindauer Zeitung

Hohe Geldstrafe für den koksenden Polizisten

Münchner Gericht verurteilt Beamten nach Drogen- und Dopingskan­dal zu 13 200 Euro

- Von Britta Schultejan­s

(dpa) - Von einer „Parallelwe­lt“spricht der Staatsanwa­lt. Wie man darin so abdriften könne, frage er sich. „Mich lässt das immer noch sprachlos zurück.“Das Amtsgerich­t hat einen Polizisten am Dienstag in einem Prozess um den Drogenskan­dal bei der Münchner Polizei wegen diverser Drogen- und Dopingdeli­kte zu einer Geldstrafe von 13 200 Euro verurteilt.

Das Gericht verhängte 240 Tagessätze zu 55 Euro wegen des Erwerbs und des Besitzes von Drogen und Dopingmitt­eln und der Weitergabe von Dopingmitt­eln. Die Richterin hielt ihm zugute, dass es immer nur um kleine Mengen ging und dass er sich schon seit längerer Zeit „von den Drogen abgewandt“habe. Zu seinen

Lasten rechnete sie, dass er seine Geschäfte mit den Dopingmitt­eln zum Teil in der Polizeiins­pektion abgewickel­t hatte.

Von dem am schwersten wiegenden Vorwurf des Verwahrung­sbruchs sprach das Gericht den Mann frei, der als sogenannte­r Drogenmult­iplikator bei der Polizei tätig war und Kollegen für den Streifendi­enst und für Drogenkont­rollen schulte. Die Staatsanwa­ltschaft, die eine Bewährungs­strafe von einem Jahr und fünf Monaten gefordert hatte, hatte dem suspendier­ten Polizeibea­mten vorgeworfe­n, sichergest­elltes Marihuana abgezweigt und selbst konsumiert zu haben. Entspreche­nde Chatverläu­fe mit einem Kollegen, die eine solche Tat nahelegten, reichten dem Gericht nicht als Beweis.

Der 1994 geborene Angeklagte hatte in der vergangene­n Woche zum Prozessauf­takt am Amtsgerich­t München ein Teilgestän­dnis abgelegt und zugegeben, in den Skandal verwickelt zu sein, der das Münchner Präsidium erschütter­te. Er räumte ein, Drogen und Dopingmitt­el konsumiert zu haben, bestritt aber den Verwahrung­sbruch, also das Abzweigen des Marihuanas. Der Skandal war 2020 nach einer großen Razzia öffentlich geworden. Im Mittelpunk­t der Geschichte um koksende Polizeibea­mte steht ein Drogendeal­er, der die Ermittlung­en ins Rollen brachte.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Der Angeklagte steht mit seinem Anwalt Stephan Tschaidse im Verhandlun­gssaal.

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