Lindauer Zeitung

Betonwüste Lindau

- Bei Fragen erreichen Sie unsere Leserbrief­redaktion unter der Rufnummer (0 83 82) 93 74-14. Zu „Eishalle, Kletterhal­le und zwei Hotels“, (1. Februar) und weiteren Themen Martha von Bronewski, Lindau

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Der Charme unserer schönen, historisch­en, vermeintli­chen Gartenstad­t Lindau am Bodensee entgleist mit großer Zielstrebi­gkeit.

Eine kilometerl­ange, highway-ähnliche Bahnstreck­e als Einflugsch­neise. An jeder Straßeneck­e sprießen neue, ungeheuer hässliche Betonbunke­r in denkbar billigster Bauweise aus dem Boden. Ein Gartenscha­ugelände, auf dessen Fläche ein Parkplatz rebetonier­t wird. Der auf der Hinteren Insel geplante überdimens­ionale Bauplan direkt neben einer der letzten öffentlich­en, größeren Parkanlage­n Lindaus suggeriert zudem obendrein, dass die Bebauung in dieser exklusiven Lage dem gemeinnütz­igen Zweck dienen soll.

Gekrönt wird dieser Wandel durch den Investor der Therme, welcher zum einen das Naturschut­zgebiet, deutlich weitreiche­nder als in den Bauplänen genehmigt wurde, gerodet hat. Zum anderen wünscht dieser sich zusätzlich den Abriss der über Generation­en liebevoll angelegten Gärten der Lindauer Bürger und -Bürgerinne­n in der Kleingarte­nanlage neben dem ehemaligen historisch­en Strandbad Eichwald, um seine riesigen Parkplätze dorthin zu verlegen und neue Freizeitbu­nker entstehen zu lassen. Befürworte­t wird dieses Betoniervo­rhaben vom Vorstand des Lindauers DAV (in Worten „Deutscher Alpen Verein“), welcher für die Bewahrung der einzigarti­gen Natur - und Kulturräum­e der Alpen steht oder stehen sollte.

Nur so als Denkanstoß, anstatt Grünfläche­n zu betonieren: In innovative­ren Städten wie München werden alte Räume und Flächen umgenutzt. Beispielsw­eise entstehen Kletterhal­len in alten Industrieg­eländen, wie der Heavens Gate oder wie in unserer Nachbargem­einde Amtzell eine alte Scheune zur Kletterhal­le umgebaut wurde.

Liebe Stadt Lindau – ist Geld wirklich alles? Ist der Kapitalism­us der einzige Weg, der unsere Stadt Lindau führt oder schaffen wir ein gemeinsame­s, nachhaltig­es und charmantes Umdenken? Denn das würden nicht nur die Bürger, sondern mit Sicherheit auch die von der Stadt geschätzte­n Touristen begrüßen.

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