Guido Brack wollte immer auch Opfern helfen
Weißen Ring in Lindau aufgebaut – Mit 87 Jahren verstorben
- Gut zwei Jahrzehnte lang ist er das Gesicht des Weißen Rings in Lindau gewesen: Weil der Lindauer Polizeibeamte Guido Brack sich nicht nur mit der Suche nach den Tätern beschäftigen, sondern auch den Opfern von Verbrechen helfen wollte, hat er 1990 die Lindauer Außenstelle des Opferhilfe-Vereins aufgebaut. Jetzt ist Brack im Alter von 87 Jahren gestorben.
Im Sommer 1969 ist Brack zur Grenzpolizei nach Lindau versetzt worden. Fünf Jahre später ist er Dienststellenleiter am Grenzübergang Niederstaufen, wird dann mit der Eröffnung der A 96 Vizechef der Dienststelle am Autobahngrenzübergang. Der Wahl-Lindauer gilt als Spezialist für die Aufklärung von Urkundenfälschungen und Fahrzeugfahndung. Als solcher ist er nicht nur in Bayern als Referent gefragt.
Für ihn ist es „eine fast natürliche Schlussfolgerung“gewesen: Weil sich Polizeibeamte von Berufs wegen immer mit den Tätern befassen müssten, gebe es in seiner Berufsbranche oft den Wunsch, auch etwas für die Opfer von Verbrechen tun zu können.
Brack hat sich 1990 überzeugen lassen, im Kreis Lindau eine Außenstelle des Weißen Rings zu gründen: Der gemeinnützige Verein hilft bundesweit Menschen, die Opfer von Verbrechen geworden sind.
Heute gehören an die 400 Außenstellen wie jene am bayerischen Bodensee zum Weißen Ring. Anfangs hatte der vierfache Familienvater Sorge, dass der Kontakt mit den Opfern psychisch sehr belastend sein könnte. Doch das sei im Alltag zumeist weniger schlimm gewesen als befürchtet, sagte er später. Auch wenn Brack anlässlich einer Ehrung einmal zugegeben hat: „Es sind schon einige Geschichten, die an die Nieren gehen.“
Der Lindauer prüfte und entschied, inwieweit ein Opfer ein Fall für den Weißen Ring ist, ob und wie er als Lindauer Vertreter unterstützen und helfen kann. Er selbst bekam während der gut 20 ehrenamtlich aktiven Jahre für den Weißen Ring vor allem Unterstützung von seiner Frau Erika, die oft Telefondienste übernommen hatte.
Als Beauftragter des Weißen Rings hat Brack auch zu den Gründern des Arbeitskreises „Wege aus der Gewalt“im Kreis Lindau gehört. Für sein ehrenamtliches Engagement ist Brack mehrfach ausgezeichnet worden. Dazu gehörten das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten genauso wie der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Mehr noch als diese Ehrungen lag dem Lindauer eine ganz spezielle Ausstellung mit dem bezeichnenden Titel „Opfer“am Herzen, die er 2008 ins Zeughaus geholt hat. Vier Jahre später hatte er die Leitung der Lindauer Außenstelle an seinen Nachfolger Hermann Jehnes abgegeben, dem er aber noch einige Zeit lang als Mitarbeiter zur Seite stand.
Nun ist der Vater und Großvater von vier Kindern, sechs Enkeln und drei Urenkeln im Alter von 87 Jahren verstorben.