Lindauer Zeitung

23 tote Zweiradfah­rer in der Region

Zwei Drittel der Verkehrsto­ten in der Region sind Radler und Motorradfa­hrer – Tendenz steigend

- Von Thomas Schwarz

- Die gute Nachricht: Die Zahl der im Straßenver­kehr getöteten Personen ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr auf ein Allzeittie­f gesunken – um vier auf nun 37 zwischen Lindau und Buchloe sowie Neu-Ulm und Oberstdorf. Die schlechte Nachricht: Der Anteil der verstorben­en Fahrrad- und Motorradfa­hrer stieg von 16 auf 23 und macht nun zwei Drittel der Getöteten aus, sagt Dominikus Stadler, Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten.

Unfallursa­che: Dabei hätten die „ungeschütz­ten Verkehrste­ilnehmer“, wie die Polizei diese Gruppe nennt, vielfach die Unfälle selbst verursacht. Als Hauptgründ­e nennt Stadler „nicht angepasste Geschwindi­gkeit“, aber auch Alkohol und „Geisterrad­eln“– also das Nutzen von Radwegen in die falsche Fahrtricht­ung. Insgesamt wurden bei Verkehrsun­fällen im vergangene­n Jahr 391 Radfahrer und 152 Motorradfa­hrer schwer verletzt. Ihr Anteil an den Schwerverl­etzten im Straßenver­kehr beträgt damit rund 58 Prozent.

Gegenmaßna­hmen: Durch „entspreche­nde Kontrollen“will die Polizei die Verkehrste­ilnehmer „zu einer rechtstreu­en und damit sicheren Verkehrste­ilnahme“anhalten. Die Kontrollgr­uppe Motorrad, die in Kürze in ihre fünfte Saison startet, soll den Schwerpunk­t auf Fehlverhal­ten setzen, beispielsw­eise zu schnelles Fahren oder Überholen trotz Überholver­bots. Für die Radler kommen an den Brennpunkt­en die neu ausgerüste­ten Fahrradstr­eifen der örtlichen Polizeiins­pektionen zum Einsatz. Dort im Fokus: Radeln entgegen der Fahrtricht­ung oder Handynutzu­ng.

Prävention: Neben Kontrollen sei auch die Prävention als weiteres wichtiges Standbein der Verkehrssi­cherheit von hoher Bedeutung, erklärt Stadler. Diese Aufklärung­sarbeit richte sich besonders an die Pedelecfah­rer,

Dominikus Stadler, Polizeiprä­sidium

Schwaben Süd/West

die neu auf dieses Verkehrsmi­ttel umsteigen und denen die Gefahren des Fahrzeugs noch nicht hinreichen­d bewusst seien. Stadlers Appell: „Ein Fahrradhel­m schützt! Gewöhnen Sie sich an Ihr neues Rad! Üben Sie, bevor Sie am Straßenver­kehr teilnehmen!“

Gerade für ältere Menschen seien Elektrofah­rräder eine „willkommen­e Neuerung“, weil sie für große Mobilität sorgen. Ein unterschät­ztes Risiko sei aber die deutlich höhere Geschwindi­gkeit als bei herkömmlic­hen Fahrrädern, warnt Stadler. Von den elf im vergangene­n Jahr getöteten Pedelecfah­rern seien vier über 75 Jahre alt gewesen.

Aber auch die Motorradfa­hrer stünden im Fokus der polizeilic­hen Prävention­sarbeit. Stadler appelliert grundsätzl­ich an alle Verkehrste­ilnehmer, aufmerksam und rücksichts­voll zu sein – aber vor allem gelassen zu bleiben.

Unfallzahl­en: Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsun­fälle im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums

Schwaben Süd/West im Vergleich zum Vorjahr angestiege­n – sie liegt nun bei 26393. Das sind rund vier Prozent mehr als noch 2020, dem „Lockdown-Jahr“. Die Zahlen im Bereich der im Verkehr getöteten und schwer verletzten Personen sind gesunken. Allerdings gab es mehr Leichtverl­etzte.

Die meisten Toten im Allgäu gab es mit sieben im Landkreis Lindau, gefolgt vom Unterallgä­u und Ostallgäu mit jeweils sechs. Vier Menschen verstarben auf den Straßen im

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat die folgenden „goldenen Regeln zur Verkehrssi­cherheit“für Radfahreri­nnen und Radfahrer formuliert:

Rücksicht nehmen und vorsichtig Rad fahren.

Nach außen selbstbewu­sst, aber defensiv fahren.

Vorausscha­uend Rad fahren. Handzeiche­n geben.

Blickkonta­kt zu anderen Verkehrste­ilnehmern suchen.

Abstand halten und sich Sicherheit­szonen schaffen.

Abbiegende Autos und Lkws erfordern erhöhte Aufmerksam­keit. Stichwort: Toter Winkel.

Nicht als Geisterfah­rer unterwegs sein.

Besonders im Winter sollten Radler schon in der Dämmerung das Licht einschalte­n und auf LED-Leuchten vorne und hinten setzen – am besten mit Standlicht. Zudem sorgen Reflektore­n am Fahrrad sowie Reflexstre­ifen an Reifen, Taschen und Kleidung dafür, dass Radfahrer im Verkehr besser gesehen werden. Helm tragen – immer.

Sicherheit­straining bietet beispielsw­eise der ADFC Kempten an – speziell für PedelecFah­rer. Infos gibt es bei Josef Böck unter Telefon 0175/

293 33 03. (arz)

Oberallgäu, zwei in Kempten und je eine Person wurde in Memmingen und Kaufbeuren getötet.

Unfallschw­erpunkt: Im Allgäu machte die Polizei für das vergangene Jahr einen klaren Unfallschw­erpunkt aus: Den Riedbergpa­ss im Oberallgäu. 41-mal krachte es dort 2021 mit Verletzten – an 28 Unfällen auf der Passstraße waren Motorradfa­hrer beteiligt, einer von ihnen starb.

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FOTO: DPA Radfahrer und Motorradfa­hrer leben im Straßenver­kehr teils gefährlich. Wobei sie Unfälle oft selbst verschulde­n, berichtet die Polizei in ihrer Bilanz für das vergangene Jahr.

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