Wie gesund ist vegane Ernährung?
Lindauerin isst keine tierischen Produkte mehr – Einblicke in ein veganes Leben
- Keine Milch, kein Käse und keine Eier – wer sich vegan ernährt, muss auf einiges verzichten. Eine Lindauerin hat sich vor zwei Jahren trotzdem dafür entschieden. Seitdem geht es ihr gesundheitlich besser, sagt sie. Der Hauptgrund für die Entscheidung war aber ein ethischer. Wie ihr Leben jetzt aussieht und warum sie findet, dass bei der Lindauer Gastronomie noch Luft nach oben ist, was das vegane Angebot angeht.
Seit sie vegan isst, kocht Katja Merx viel mehr. Gemüse in all seinen Facetten. Und Reis, Gries, Hartweizen – auch viele bislang unbekannte Lebensmittel hat Katja Merx durch ihren neuen Lebensstil kennengelernt. Dann macht sie sich beispielsweise ein Schnitzel aus Sellerie. Oder an Weihnachten gab es ein veganes Fillet Wellington mit Pilzen und veganer Bratensoße. Das ist eine lange gekochte Brühe mit Karotten, Zwiebel, Sellerie, Rotwein. Die Reaktionen ihrer Familie darauf waren zunächst gemischt. „Mein Bruder, der auch gerne Fleisch isst, war am Anfang sehr skeptisch.“Habe dann aber die Soßenschüssel ausgelöffelt.
Der Grund für die vegane Ernährung der 43-Jährigen sei das Tierwohl, sagt sie. Sie fühle sich besser, weil sie den Tieren etwas Gutes tue und weil sie sich so für andere einsetze. Aber auch für ihre Gesundheit habe die neue Essgewohnheit Vorteile. Sie fühlt sich wohler. „Ich schlafe besser“, sagt sie. Gleichzeitig akzeptiere sie natürlich auch, wenn andere sich nicht vegan ernähren möchte. „Aber ich gehe auch gerne in die Diskussion“, sagt Merx.
Der Trend zum Veganismus ist im Grunde ein alter. So beschreibt es die Lindauer Ernährungsberaterin Luisa Greisinger. „Schon seit der Antike sind ganze Gruppen zusammengekommen, die kein Fleisch verzehrten“, so Greisinger. Pythagoras zähle als der erste große Vegetarier. Damals lehnten die Menschen vor allem aus religiös-philosophischen Gründen Fleisch ab. Im Laufe der Jahre sei die vegane Ernährung zur Mode geworden. „Motivation sind meist ökologische Aspekte.“Tierschutzaspekte und die Umwelt spielten dabei eine große Rolle, sagt die Ernährungsberaterin.
Ob Veganismus nun gesund ist oder nicht, dafür gebe es keine Belege. Aber: „Sowohl eine vegane, als auch eine vegetarische Ernährung scheinen das Krebsrisiko verglichen mit der Mischkost geringfügig zu senken“, so Greisinger. Allerdings müsse sich nicht jeder vegan oder vegetarisch ernähren. Gut sei es auch schon, nur über den eigenen Konsum nachzudenken.
In Deutschland würden sich mittlerweile über eine Million Menschen vegan ernähren – mehr Frauen, als Männer. Wie viele es in Lindau sind, ist schwer zu sagen. Aber: Luisa Greisinger stellt in ihrem Umfeld ein steigendes Interesse an dem Thema fest.
Das ist auch an der Lindauer Gastronomie zu spüren – zumindest nach und nach. Auch wenn es noch nicht allzu viele gibt: Das eine oder andere Restaurant bietet mittlerweile vegane Alternativen an. Katja Merx findet aber, dass es noch zu wenig ist. „Da ist noch Potenzial nach oben, auch hier in Lindau.“Zum Beispiel
hat das „Café Augustin“oder auch das indische Restaurant „Khana Khazana“auf der Insel eine relativ große Auswahl an veganem Essen.
Mit Sicherheit auch ein Vorreiter in Lindau ist das Café und Restaurant Großstadt in der Grub. „Die Leute suchen danach“, sagt Geschäftsführer Andreas Löhmann. Im „Großstadt“gibt es über 20 vegane Gerichte. Besonders bei Gruppen sei die Nachfrage groß. Beliebt auf der Speisekarte sei der Bagel, also ein rundes Gebäck, mit Linsenbratling. Oder der veganen Wrap mit Tofu anstatt Hühnchen. Ganz auf eine vegane Karte umsteigen, das kann ich Löhmann nicht vorstellen. „Wir wollen ein Restaurant für alle sein.“Das vegane Essen in Löhmanns Restaurant ist frisch zubereitet. Das ist aber nicht immer so. Denn: Vegan muss nicht gleich gesund bedeuten. „Es kommt immer darauf an, wie man das Ganze umsetzt“, sagt Ernährungsberaterin Luisa Greisinger. Die Antwort falle von Mensch zu Mensch anders aus und hänge davon ab, wie sehr man bereit sei, sich mit veganer Ernährung auseinanderzusetzen.
Ungesund sei zum Beispiel eine verschlechterte Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen sowie Eiweiß. Deshalb sollte man das immer im Blick behalten und sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren. Fallen Vitamine und Mineralstoffe wie beispielsweise Vitamin A, B12, Eisen, Zink und Omega 3 ersatzlos weg, könne das ernsthafte Schäden zur Folge haben.
Deshalb empfiehlt Greisinger, dass auch ein gesunder Erwachsener, der oder die sich vegan ernährt, über einen längeren Zeitraum unbedingt ergänzende Nährstoffpräparate zu sich nehmen sollte. Wer unsicher ist, ob seine vegane Ernährung wichtige Vitamine abdeckt und an welchen Nährstoffen es ihm mangelt, sollte eine ärztliche Blutuntersuchung machen lassen. Wer alles richtig mache, habe dadurch ein geringeres Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Diabetes, Gicht und Übergewicht. Außerdem kann es den Blutdruck senken.
Und wie geht vegane Ernährung? Greisinger nennt es eine abwechslungsreiche und ausgewogene Lebensmittelzusammenstellung, die gleichzeitig auch genügend Energie liefern sollte. „Jede Mahlzeit sollte Obst und Gemüse, Vollkorn, pflanzliches Protein und pflanzliche Öle enthalten.“Außerdem solle man genügend trinken.
Wenn Katja Merx zu Hause kocht, dann auch vielfältig, sagt sie. Ersatzprodukte kommen für sie weniger infrage.
Luisa Greisinger, Ernäehrungsberaterin aus Lindau Auch, wenn die Auswahl im Supermarktregal mittlerweile sehr groß ist. Es gibt praktisch alles in veganer Form: Hühnchen, Frikadellen, Würstchen oder Grillkäse. „Mir ist es wichtig zu schauen, wo kommen die Produkte her und wie kann ich mich gesund ernähren“, sagt Merx. Menschen, die sich vegan ernähren, tauschen sich auch gerne untereinander aus und bilden Gruppen. Eine Bekannte von Merx, Jennifer Krähmer aus Meckenbeuren, die in Lindau arbeitet, ernährt sich seit einem Jahr vegan. Die 27Jährige sagt, gerade zum Einstieg in den Veganismus finde sie Ersatzprodukte gut. Das vereinfache vieles. Dann sei es aber auch wichtig, wieder davon loszukommen. Wenn Jennifer Krähmer kocht, dann gibt es zum Beispiel eine Currypfanne mit
Burgerbrötchen nach Wahl (Katja Merx empfiehlt das Dinkel-Bürli der Bäckerei Zeh)
Selleriescheibe circa zwei Zentrimeter dick schneiden und schälen,
Reis, Brokkoli, Kohl, Tofu. Für einen leichten Einstieg in den Veganismus empfiehlt die Ernährungsberaterin Greisinger, dass man sich vor dem Einkauf einen Essensplan für die Woche macht. „Somit landet man nicht planlos in einem Supermarkt ohne zu wissen, was man kaufen soll.“
Ansonsten stünden vermutlich mehr frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse auf der Einkaufsliste, da viele Fertigprodukte tierische Bestandteile enthalten. Eventuell mache auch ein Besuch im Reformhaus oder Feinkostladen Sinn. Dort gibt es oftmals eine größere Auswahl an veganen Produkten. Außerdem sollte man sich die Zutatenliste genauer anschauen, wenn die zeigt, ob ein Lebensmittel vegan ist oder nicht.
Katja Merx lebt vegan zehn Minuten in Salzwasser sieden, herausnehmen und panieren in: 1. Mix aus Dinkelmehl + pflanzlicher Milch + Salz + Pfeffer
2. Mix aus Maismehl + 1/2 Teelöffel Paprikapulver + optional 1 Teelöffel Hefeflocken;
Anschließend etwas Öl in die Pfanne und Selleriescheibe von beiden Seiten für rund zwei bis drei Minuten goldbraun braten
1/2 rote Zwiebel in Streifen schneiden, in kleiner Pfanne glasig dünsten und mit etwas Ahornsirup karamellisieren
Zwei Austernpilze mit Salz, Pfeffer , Curry und etwas Öl marinieren und in der Pfanne braten, bis die Pilze weich sind.
Gurken und Tomate in Scheiben schneiden, eventuell Salatblätter Hummus auf beide Seiten des Brötchens streichen und mit allen Zutaten belegen