Lindauer Zeitung

Erste Ausfahrt Barcelona

Sebastian Vettel, Mick Schumacher & Co. freuen sich auf die neue Formel-1-Zeitrechnu­ng

- Von Martin Moravec und Jens Marx

(dpa) - Nur keine Zeit vergeuden. Die Formel-1-Teams haben nur sechs Testtage, um sich für den endgültige­n Aufbruch in eine neue technologi­sche Ära zu wappnen. Für den entthronte­n Weltmeiste­r Lewis Hamilton, Triumphato­r Max Verstappen sowie die Deutschen Sebastian Vettel und Mick Schumacher stehen in Barcelona von Mittwoch an bis Freitag die ersten Ausfahrten auf dem Programm.

Wie unterschei­den sich die Autos von den Vorjahresm­odellen?

Sehr – und mit den Lackierung­en hat das nichts zu tun, selbst wenn der Silberpfei­l nun nach zwei Jahren in Schwarz auch wieder im klassische­n Farblook über die Strecken rast. Die Reifen sind größer, die Fahrer befürchten bereits, dass die Sicht in den Kurven schlechter sein könnte. Die Front- und Heckflügel – Letztere auch noch geschwunge­n – sind simpler, die vielen Flügelchen fallen weg. Alles soll der besseren Überholmög­lichkeit dienen. Wie? Durch die Regeländer­ungen im aerodynami­schen Bereich soll es nicht mehr die enorm heftigen Luftverwir­belungen hinter den Autos geben. Die Designer waren gefordert.

Was fällt besonders auf?

Ganz klar, die verschiede­nen Konzepte bei den Seitenkäst­en. Beim Mercedes W13 fallen sie extrem schmal aus. Der Wagen wirkt elegant. „Aggressiv und mutig“, beschreibt Teamchef Mattia Binotto indes den neuen Ferrari. Das Rot etwas dunkler, markant die breiten Seitenkäst­en mit einer tiefen Einbuchtun­g und Kiemen. Die sind wieder erlaubt. Aston Martin hat den neuen Rennwagen von Vettel zur Kühlung ebenfalls damit versehen. Vorderrada­ufhängunge­n, Nasenkonst­ruktionen, Unterboden – auch hier setzen die Teams auf verschiede­ne Lösungen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Autos schon in Barcelona wieder mit mehr oder weniger großen optischen Veränderun­gen auf die Strecke gehen. Erst recht im Verlauf der Saison, die auch zu einem Entwicklun­gsrennen wird.

Wie sehr leidet Mercedes-Pilot Lewis Hamilton noch am bitteren Saisonfina­le 2021?

Gar nicht mehr. Im Gegenteil. Er will die Emotionen von der bitteren Saisonnied­erlage nach einer famosen Aufholjagd in den Rennen davor in „Power“umsetzen. Der Brite genoss die Winterpaus­e, verbrachte viel Zeit mit seiner gesamten Familie.

Rennfahrer David Schumacher wechselt aus dem Formel-Sport in den Tourenwage­n. Der Sohn des früheren Grand-Prix-Piloten Ralf Schumacher heuert in der DTM an, das teilte die Serie am Dienstag mit. Der 20-Jährige wird als Teamkolleg­e des amtierende­n Meisters Maximilian Götz einen Mercedes steuern. Schumacher war in den vergangene­n beiden Jahren in der Formel 3 an den Start gegangen. „Zwischen den beiden Fahrzeugka­tegorien liegen Welten“, sagte er nun. „Mir ist bewusst, dass ich viel lernen muss, um in dieser Rennserie zu bestehen.“Auch Vater Ralf Schumacher hat eine Vergangenh­eit in der DTM, der heute 46-Jährige war nach Abschluss seiner Formel-1Karriere von 2008 bis 2012 dort unterwegs. Die DTM startet in gut zwei Monaten in Portimao (30. April bis 1. Mai/ProSieben) in ihre neue Saison. (SID)

Die Ankündigun­g des siebenmali­gen Weltmeiste­rs und 103-maligen Rennsieger­s und Polesetter­s lässt zumindest einiges vermuten: „Wenn ihr denkt, dass ihr Ende vergangene­n Jahres das Beste von mir gesehen habt, wartet, was ihr dieses Jahr sehen werdet.“

Was steht für Vettel und Schumacher zunächst auf dem Programm? Lernen, Lernen, Lernen. Sebastian Vettel (Aston Martin) und Mick Schumacher (Haas) müssen wie ihre Konkurrent­en auch die neuen Wagen bei der ersten wichtigen Ausfahrt kennenlern­en. Es gilt, keine Zeit zu vergeuden. Die Fahrer betreiben aber Arbeitstei­lung mit ihren Kollegen. So wird Vettel am Mittwoch im Aston Martin starten, ehe nach der Mittagspau­se Lance Stroll übernimmt. Bei Haas übernimmt Nikita Masepin den Auftakt am Vormittag, dann löst ihn Schumacher ab. „Wir wussten im vergangene­n Jahr von Anfang an, dass es eine lange und schwierige Saison werden würde. Wir hoffen nun auf eine bessere Saison“, sagte Vettel. 2021 wurde er in seiner ersten Saison für Aston Martin nur Zwölfter. Schumacher ließ seinen Stallrival­en Masepin regelmäßig hinter sich, schloss im unterlegen­en Haas sein Formel-1-Premierenj­ahr aber punktlos ab.

Warum testet die Formel 1 so gerne in Barcelona?

Der Circuit de Barcelona-Catalunya bietet einen idealen Querschnit­t an Anforderun­gen. Der 4,675 Kilometer lange Kurs hat einen Mix aus langsamen, mittelschn­ellen und schnellen Passagen. Auf der langen Geraden können sich die Fahrer ans Maximum wagen, in der lang gezogenen Kurve drei die Balance des Wagens testen. Wie verhalten sich dabei die neuen 18-Zoll-Reifen? Wie beeinfluss­t das komplett veränderte Aerodynami­kkonzept die Autos auf dem Asphalt? Die drei Tage in Barcelona sind aber nur ein inoffiziel­ler Testlauf ohne Fans und ohne Live-TVBilder. Diese gibt es erst in Bahrain.

Wird es also erst in Sakhir ernst? In der Tat. Vom 10. bis zum 12. März müssen die Stars in Bahrain sensible Daten und Erkenntnis­se für den ersten Grand Prix des Jahres sammeln. Praktische­rweise wird das Auftaktren­nen am 20. März ebenfalls in Sakhir ausgetrage­n. Die Rennställe können also nach den Tests gleich vor Ort bleiben und ihr Wissen auf den Rennernstf­all eine Woche später übertragen. In der Wüste werden die Tests dann als Event inszeniert – mit Zuschauern auf den Tribünen.

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FOTO: MARCO CANONIERO/IMAGO IMAGES Im unterlegen­en Haas zufriedens­tellend unterwegs: Mick Schumacher beim Grand Prix 2021 in Barcelona.

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