Lindauer Zeitung

Ein halbes Jahrhunder­t danach

50 Jahre nach „Grenzen des Wachstums“legt der Club of Rome mit neuen Thesen zum Klimawande­l nach

- Von Simone Humml

(dpa) - Ein halbes Jahrhunder­t nach dem aufrütteln­den Report „Die Grenzen des Wachstums“des Club of Rome legt die Organisati­on nach. Der erzielte Bewusstsei­nswandel reiche nicht aus, schreiben der Präsident der Deutschen Gesellscha­ft des Club of Rome, Mojib Latif, und der Vizepräsid­ent Christian Berg in einem am Donnerstag veröffentl­ichten Papier. Es trägt den Titel „Für ein neues Klima! 7 Thesen für einen gesellscha­ftlichen Wandel“. Heute gebe es auch dank des am 2. März 1972 vorgestell­ten Reports ein breites Bewusstsei­n zum Schutz der Lebensgrun­dlagen. Doch „aus Einsicht allein folgt selten Veränderun­g“, betonen Latif und Berg.

In dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“hatte vor 50 Jahren eine Gruppe von Wissenscha­ftlern anhand mathematis­cher Berechnung­en festgestel­lt: Auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen kann es für die Menschheit auf Dauer kein unbegrenzt­es Wachstum geben. Als Beispiele nannten die Autoren etwa Umweltvers­chmutzung und Ausbeutung

nichterneu­erbarer Rohstoffe. Das in Dutzende Sprachen übersetzte Buch wurde unter anderem in Deutschlan­d ein Bestseller und förderte die Entstehung vieler Umweltgrup­pen. In Politik und Wirtschaft stießen die Aussagen dagegen überwiegen­d auf Kritik.

Umfassende Veränderun­gen seien in allen Bereichen der Gesellscha­ft wichtig, heißt es nun in dem aktuellen Papier. „Jeder und jede steht in der Pflicht, niemand kann sich wegducken“, schreiben der Klimaforsc­her Latif vom Institut Geomar in Kiel und der Autor Berg.

„Wir brauchen einen Perspektiv­wechsel, weg vom sinnlosen Kampf um den Erhalt des Status quo hin zu einem Klima, das Lust macht auf Veränderun­g.“Zudem seien umfassende­re Analysen bestimmter großangele­gter Projekte nötig. So habe etwa die Förderung der Bio-Energiepfl­anzen dazu geführt, dass es weitere Monokultur­en von Mais und Raps gebe, die Pestizide und Dünger benötigten und die Artenvielf­alt schädigten.

Für eine nachhaltig­e Entwicklun­g sollten Forscher „zentrale Stellschra­uben“identifizi­eren. Ganz entscheide­nd sei die Rolle der Unternehme­n, deren Aufgabe es sei, neben finanziell­em auch ökologisch­es und soziales Kapital aufzubauen anstatt es zu vernichten. „Aufgabe und Verantwort­ung von uns allen ist es schließlic­h, diese Prozesse durch individuel­les Verhalten zu unterstütz­en.“Politische Vorgaben sollten zudem nicht nur mit Zielen, „sondern auch mit Verantwort­lichkeiten verbunden werden“.

Wichtig sei auch „eine Kultur der Zukunftsof­fenheit“. Dazu zählen die Autoren, sich rasch auf Veränderun­gen einstellen zu können. „Eine Kultur der Fehlertole­ranz – Scheitern muss erlaubt sein – und der Veränderun­gsbereitsc­haft muss sich in allen gesellscha­ftlichen Bereichen etablieren.“

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT Der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“wird dieses Jahr 50 Jahre alt.

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