Lindauer Zeitung

Ferienwohn­ungen gibt’s nur noch im Ausnahmefa­ll

Stadtrat beschließt einstimmig Bebauungsp­lanänderun­g für Bad Schachen – Wie sieht das in der Praxis aus?

- Von Julia Baumann

- Jetzt ist es amtlich: Auch in Bad Schachen werden Ferienwohn­ungen künftig nur noch unter ganz bestimmten Bedingunge­n genehmigt. Der Stadtrat hat eine Bebauungsp­lanänderun­g beschlosse­n. Damit ist Bad Schachen der zweite Stadtteil, in dem ein Wildwuchs von Ferienwohn­ungen unterbunde­n werden soll. Schon vor einigen Jahren war die Insel dran. Welchen Effekt die Beschränku­ng dort hatte, lässt sich allerdings nur schwierig nachvollzi­ehen.

Konkret geht es um das rund 19 Hektar große Gebiet nördlich der Schachener Straße (siehe Grafik). Der Beschluss, sowohl den Bebauungsp­lan als auch den Flächennut­zungsplan für dieses Gebiet zu ändern, fiel am Mittwochab­end einstimmig und ohne Diskussion. Von der Öffentlich­keit waren überhaupt keine Stellungna­hmen mehr eingegange­n, wie Iris Möller vom Bauamt sagte.

Das gibt der neue Bebauungsp­lan vor: Einige Teile des Gebiets in Bad Schachen sollen künftig als reine Wohngebiet­e gelten – dort sollen überhaupt keine Ferienwohn­ungen mehr genehmigt werden können (in der Grafik dunkelrot). In anderen Bereichen sollen Ferienwohn­ungen unter bestimmten Voraussetz­ungen noch möglich sein (in der Grafik hellrot).

Um diese Voraussetz­ungen zu erfüllen, muss der Eigentümer mehrere Wohnungen besitzen. Bei einem Gebäude mit sieben Wohnungen ist eine Ferienwohn­ung möglich. Nach oben wird die Zahl gestaffelt: Von zwölf Wohnungen dürfen zwei als Ferienwohn­ung genutzt werden. Für Ferienwohn­ungen, die in der Vergangenh­eit bereits von der Stadt genehmigt wurden, besteht Bestandssc­hutz. 2019 hat der Stadtrat auch für die Insel den Bebauungsp­lan geändert – mit demselben Ziel: Neue Ferienwohn­ungen

können auch dort nur noch unter bestimmten Bedingunge­n beantragt werden. In manchen Teilen der Insel sind neue Ferienwohn­ungen überhaupt nicht mehr zulässig. In anderen Teilen kann eine Ferienwohn­ung im ersten Stock sein, wenn im Erdgeschos­s zum Beispiel ein Gastronomi­ebetrieb untergebra­cht ist.

Damals gab es aber ein Problem. Nach dem Bericht in der LZ, dass der Bebauungsp­lan geändert werden soll, hatten 30 Wohnungsei­gentümer

Anträge für eine Ferienwohn­ung angekündig­t. 26 weitere Anträge lagen dem Bauamt zu dieser Zeit ohnehin schon vor. Die Stadt setzte die Verfahren für ein Jahr aus, länger ging das nicht. Doch bis der Bebauungsp­lan beschlosse­n war, dauerte es länger als ein Jahr. Am Ende mussten die Anträge noch nach dem alten Bebauungsp­lan abgearbeit­et werden. Weil es in diesem aber überhaupt keine Regelung für Ferienwohn­ungen gab, wurde ein großer Teil davon genehmigt.

Dieses Mal dauerte das Verfahren nur ein gutes halbes Jahr. In der Zwischenze­it waren laut Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt, „nicht viele“Anträge auf Ferienwohn­ungen eingegange­n. Wie viele Ferienwohn­ungen es in diesem Bereich schon gibt, kann er nicht sagen. „Grundsätzl­ich führen wir keine Statistik über Ferienwohn­ungen. Die Wohnungen auf der Insel haben wir damals beim Durchgehen mühsam gezählt.“Damals wurden auf der Insel 61 Gebäude registrier­t, in denen es Ferienwohn­ungen gibt. Im Internet werden für die Insel um die 170 einzelne Ferienwohn­ungen aufgeliste­t. „Verlässlic­he Statistike­n werden mit dem digitalen Bauantrag kommen“, schreibt Widmer.

Klar ist: Es gibt eine Dunkelziff­er an Ferienwohn­ungen, die nicht genehmigt sind. Die Stadt gehe dagegen aber nicht aktiv vor. „Wir laufen auch nicht durchs Stadtgebie­t und suchen nach möglichen Ferienwohn­ungen“, schreibt Widmer weiter. Die Verwaltung schreite aber ein, wenn solche Ferienwohn­ungen von Bürgern angezeigt werden.

Und wie viele neue Ferienwohn­ungen hat der Bebauungsp­lan auf der Insel verhindert? „Das können wir so nicht sagen, weil jemand, der jetzt keine Chance sieht, eine Ferienwohn­ung genehmigt zu bekommen, den Antrag auch nicht stellt“, schreibt der Pressepsre­cher. „Auch hier zählen wir nicht, aber die Zahl der Anfragen ist sehr gering.“

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GRAFIK: DAVID WEINERT In manchen Bereichen sind künftig gar keine Ferienwohn­ungen mehr möglich, in anderen nur noch unter bestimmten Bedingunge­n.

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