Bodensee-Schifffahrt soll klimaneutral werden
Akteure aus Politik und Wirtschaft aus dem Bodenseekreis diskutieren über E-Mobilität und Kraftstoffe
(sz) - Synthetische Kraftstoffe und E-Mobilität: Wie das Ziel einer klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee erreicht werden kann, war Thema eines Gesprächs zwischen dem Singener SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz, dem SPD-Kreistagsvorsitzenden im Bodenseekreis Norbert Zeller, Richard Leiner und Wolfram Klaar vom Verein Heureka Lago sowie Sonja und Clemens Meichle vom Wassersportzentrum Ultramarin in Gohren. Das schreibt Norbert Zeller in einer Pressemitteilung.
Schwerpunkt des Gesprächs war demnach die E-Mobilität auf dem Bodensee. Der Verein Heureka Lago hat laut Mitteilung zwei Projekte, um diese voranzubringen, so Wolfram Klaar, Vorsitzender des Vereins: Eine Machbarkeitsstudie für die Umrüstung des Forschungsschiffs Kormoran des Seenforschungsinstituts in Langenargen auf Elektroantrieb sei kurz vor dem Abschluss. Hinzu komme eine Befragung relevanter Institutionen, Unternehmen, Vereine und Wassersportler zum Stand der Entwicklung der E-Mobilität auf dem Bodensee, unter der Federführung von Richard Leiner, gefördert durch die Internationale Bodenseekonferenz.
Knackpunkt bei der E-Mobilität ist auch auf dem Wasser die Infrastruktur mit Ladesäulen. Für Clemens Meichle ist laut Pressemitteilung klar, dass die Verbesserung dieser nicht ohne öffentliche Förderung gehe. Hans-Peter Storz verwies darauf, dass vor 20 Jahren auch noch niemand an E-Autos gedacht habe und nun die Infrastruktur mit Hochdruck durch die öffentliche Hand „gepusht“werde. Gleiches müsse auch für die Häfen rings um den Bodensee erfolgen. Clemens Meichle verwies darauf, dass bei Testfahrten ein größeres Elektroboot nur in Gohren aufgeladen werden konnte, denn nur Ultramarin hatte eine 32 Kilowatt-Lademöglichkeit, heißt es in der Mitteilung. Die vorhandenen Leitungsquerschnitte seien nicht für höhere Absicherungen ausgelegt. Doch immerhin: In Gohren sind laut Mitteilung bereits rund 100 Segelboote mit Elektromotoren ausgerüstet. Um den Stromverbrauch besser zu regulieren und verbrauchsgerechter zu gestalten, sollen dort künftig Ladesäulen jedem Liegeplatz zugeordnet und abgerechnet werden können. Eine entsprechende Pilotanlage wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtwerk am See installiert, heißt es in der Mitteilung. Hoffnungsvoll ist die Entwicklung bei den Segelbooten: Ultramarin hat dabei laut Pressemitteilung eine Umstellung des Dieselkraftstoffs auf GTL-Diesel vorgenommen. Hier wird flüssiger Kraftstoff aus Erdgas gewonnen, durch die Zufuhr von Sauerstoff und Wasserstoff zu Synthesegas.
Bewährt habe sich dieser synthetische Kraftstoff für Motoren, die nur kurzfristig in Betrieb genommen werden, wie zum Beispiel Busse auf Flughäfen. Auch sei ein Kältezusatzmittel nicht notwendig. Die Verschmutzung des Bodensees sei durch den neuen Kraftstoff deutlich geringer, heißt es in der Mitteilung.
Auch der Tourismus- und Nahverkehr auf dem Bodensee wurde thematisiert. Erfreulich sei, dass sich die BodenseeSchiffsbetriebe klar für den Umstieg auf E-Schiffe ausgesprochen haben. „Mit der ‚Artemis‘ soll der Auftakt für eine klimafreundliche Flotte gemacht werden“, lobte Hans-Peter Storz das Unternehmen. Wolfram Klaar warb für kleinere E-Schiffe mit 50 bis 60 Personen, um den Nahverkehr auf dem Bodensee zu verbessern. Einen Einsatz solcher Boote sieht Kreisrat Zeller bei der Verbindung Friedrichshafen – Romanshorn. Damit ließe sich mit dem Zusatzangebot zur Fähre ein Halbstundentakt realisieren. Er regte laut Mitteilung dazu eine Studie an, um die Wirtschaftlichkeit und den Bedarf zu prüfen.
Hans-Peter Storz