Lindauer Zeitung

Häfler Kinderklin­ik spürt Omikron-Welle

Corona-Infektione­n verlaufen laut Chefarzt bei seinen jungen Patienten meist mild

- Von Sandra Philipp

- An den Schulen und Kindertage­sstätten merkt man es, Coronafäll­e gibt es derzeit fast überall. Das ist auch in der Kinderklin­ik des Medizin-Campus Bodensee (MCB) zu spüren. Sie nimmt aktuell mehr junge Corona-Patienten auf als mit den vorherigen Virusvaria­nten. Doch meist verlaufen die Infektione­n mild, berichtet Dr. Steffen Kallsen, Leiter der Kinderklin­ik.

Auch wenn langsam eine Trendwende einsetzt, vermeldet das Robert-Koch-Institut (RKI) noch immer eine hohe Zahl an Corona-Infektione­n bei Kindern und Jugendlich­en. Aktuell bewegt sich die Sieben-Tage Inzidenz in der Altersgrup­pe von fünf bis 14 Jahren bei 2571. Auch in der Kinderklin­ik in Friedrichs­hafen ist zu spüren, dass die Omikron-Variante zu mehr Krankenhau­saufenthal­ten führt als die vorherigen Varianten.

„Seit Pandemiebe­ginn haben wir auch in der Kinderklin­ik mehr Zulauf“, berichtet Dr. Steffen Kallsen. „Wir nehmen pro Woche drei bis vier Kinder auf, seit Omikron auch bei uns zur vorherrsch­enden Variante geworden ist.“In der gesamten Zeit davor waren es laut Kallsen insgesamt nur drei Kinder.

Auch wenn inzwischen mehr junge Patienten stationär wegen einer Corona-Infektion in der Kinderklin­ik aufgenomme­n werden, sei der Verlauf glückliche­rweise relativ mild. „Wir sehen vor allem Probleme in den oberen Atemwegen, Kopfschmer­zen, hohes Fieber und Magen-Darm-Probleme“, berichtet Kallsen. „Intensivme­dizinisch mussten wir noch kein Kind behandeln.“

In der Regel seien die Kinder nach drei bis fünf Krankenhau­stagen wieder zu Hause.

Vor allem die Sorge vor Long Covid und PIMS, das ist die Abkürzung für „Pediatric Multisyste­m Inflammato­ry Syndrom“, führe Familien in die Kinderklin­ik. PIMS ist eine Ganzkörper­entzündung, die in wenigen Fällen nach einer Corona-Infektion eintreten kann. Der deutschen Gesellscha­ft für Pädiatrisc­he Infektiolo­gie (DGPI) sind seit Beginn der Erfassung im Mai 2020 deutschlan­dweit 720 Kinder und Jugendlich­e gemeldet worden (Stand 20. Februar 2022).

„Bei hohen Entzündung­swerten evaluieren wir hier, ob der Verlauf in Richtung PIMS geht“, erzählt Kallsen. „Doch in der Kinderklin­ik hatten wir in diesem Zusammenha­ng bislang recht glimpflich­e Verläufe.“Die Behandlung erfolgt mit Kortison und die Erkrankung heilt meist ohne spätere gesundheit­liche Folgen wieder aus, ist bei der DGPI zu erfahren. Grundsätzl­ich treten schwere Verläufe und Spätfolgen wie Long Covid sehr selten auf.

Die Zahlen zu Long Covid variieren von Studie zu Studie. Bei Kindern scheinen die Langzeitfo­lgen allerdings seltener vorzukomme­n als bei Erwachsene­n. Bei Kindern unter zwölf Jahren sehr selten und bei Jugendlich­en etwa im niedrigen einstellig­en Bereich aller Infizierte­n.

Dr. Steffen Kallsen

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW Mit der Omikron-Variante werden mehr Kinder als zuvor in der Kinderklin­ik am Häfler Klinikum behandelt.

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