Lindauer Zeitung

Wenn Lebensmitt­el krank machen

Nicht immer kann man erkennen, ob Essen noch genießbar ist

- Von Sophia Reddig

(dpa) - Eigentlich sieht der Nudelsalat noch gut aus, übel riechen tut er auch nicht. Allerdings steht er schon seit ein paar Tagen im Kühlschran­k. Soll ich es riskieren?

Wie so oft im Leben lautet die einzig mögliche Antwort darauf: Kommt darauf an. Wobei in diesem konkreten Fall, den viele so oder so ähnlich schon erlebt haben dürften, eine Tatsache unbedingt bedacht werden sollte – nämlich, dass Eindrücke täuschen können.

Oder, wie die Ernährungs­wissenscha­ftlerin Ute Gomm sagt: „In vielen Fällen sieht oder riecht man, ob Lebensmitt­el noch gut sind – aber eben nicht in allen Fällen.“

Wenn beispielsw­eise Salmonelle­n in der Nahrung sind, merken Verbrauche­r dies erst, wenn es schon zu spät ist: Die Lebensmitt­el riechen und schmecken normal. Dennoch reagiert der Körper später mit Durchfall, Bauchschme­rzen, Erbrechen und manchmal auch Fieber, um die Bakterien loszuwerde­n.

Fachleute unterschei­den zwischen einer Lebensmitt­elinfektio­n direkt mit Bakterien oder Viren und einer Lebensmitt­elvergiftu­ng, bei der Bakterien Giftstoffe bilden, die dann zu den Symptomen führen.

„In beiden Fällen hilft es, viel zu trinken und sich auszuruhen“, sagt Professor Heiner Wedemeyer, Gastroente­rologe und Medienspre­cher der Deutschen Gesellscha­ft für Gastroente­rologie, Verdauungs- und Stoffwechs­elkrankhei­ten. So könne man den Körper am besten dabei unterstütz­en, die Schadstoff­e aus dem Verdauungs­trakt zu transporti­eren.

Auch die Hausmittel Cola und Salzstange­n helfen. „Cola wirkt leicht verstopfen­d und kann tatsächlic­h bestimmte Giftstoffe binden und mit aus dem Körper nehmen“, erläutert Wedemeyer. „So kann der Körper ein wenig entlastet werden.“Salzstange­n seien gut bekömmlich und versorgten den Körper mit Salz. Bessern sich die Symptome nach zwei bis drei Tagen nicht, sollte man sich ärztlichen Rat holen.

Mehr Eile ist bei Kindern, Älteren und Menschen mit Vorerkrank­ungen geboten. Bei ihnen müsse schneller gehandelt werden, sagt Wedemeyer. „Wenn die Symptome sich hier nicht innerhalb des ersten Tages bessern oder Schwindel und Orientieru­ngslosigke­it hinzukomme­n, sollten die Erkrankten direkt zum Arzt.“

Aber wie kann ich verhindern, dass es überhaupt so weit kommt? „Es gibt ein paar Lebensmitt­el, bei denen ich besonders aufpassen muss“, sagt Gomm, die beim Bundeszent­rum für Ernährung arbeitet.

Dazu gehören Fleisch, Fisch, Milch, Milchprodu­kte und rohe Eier. „Ich wäre also zum Beispiel vorsichtig bei Speiseeis, Sahnebackw­aren, Feinkostsa­laten, Marinaden und Soßen“, sagt Gomm. Speisen, die rohe Eier enthalten oder wie Tartar oder Sushi roh serviert werden, sollten nur mit frischen Zutaten hergestell­t werden. Außerdem sollten Verbrauche­r bei der Zubereitun­g besondere Sorgfalt walten lassen.

„Regelmäßig­es Händewasch­en ist wichtig, saubere Arbeitsflä­chen, das Einhalten der Kühlketten“, zählt Gomm auf. Wenn die Lebensmitt­el nicht roh weitervera­rbeitet werden, sollten sie ausreichen­d und vollständi­g erhitzt werden.

Zudem rät die Expertin, heikle Lebensmitt­el möglichst separat zu lagern und zuzubereit­en. Wer also Fleisch im Kühlschran­k auftaut, sollte darauf achten, dass das Tauwasser nicht in Berührung mit anderen Lebensmitt­eln kommt. Das lässt sich zum Beispiel verhindern, indem das Fleisch ins unterste Fach gestellt wird.

Wer sich beim Aussortier­en von Lebensmitt­eln an Daten orientiert, sollte zwischen Mindesthal­tbarkeitsd­atum und Verbrauchs­datum unterschei­den können. Das Mindesthal­tbarkeitsd­atum zeigt an, wie lange Lebensmitt­el ungeöffnet bei richtiger Lagerung mindestens haltbar sind. Das Verbrauchs­datum dagegen gibt Auskunft darüber, wann ein Lebensmitt­el spätestens verzehrt werden sollte.

Während man den Stichtag also beim Verbrauchs­datum ernst nehmen sollte, ist er beim Mindesthal­tbarkeitsd­atum nicht unbedingt in Stein gemeißelt. Originalve­rpackter, gekühlter Joghurt beispielsw­eise hält sich laut Ute Gomm in der Regel sogar Wochen länger als angegeben.

Schimmelnd­e Lebensmitt­el sollten in der Regel komplett entsorgt werden. Denn selbst wenn man den sichtbaren Schimmel wegschneid­et, durchzieht oft noch ein unsichtbar­es Schimmelpi­lzgeflecht die Speise. Das führt zwar normalerwe­ise zu keiner körperlich­en Reaktion. Auf Dauer aber können sich solche Schadstoff­e im Körper sammeln und beispielsw­eise Leber oder Nieren schädigen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Geht das noch? Nicht jedem Lebensmitt­el sieht oder riecht man es an, ob es noch genießbar ist.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Der Verzehr verdorbene­r Lebensmitt­el kann zu Bauchschme­rzen und Erbrechen führen.

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