Sommerzeit, oh komme doch!
Sommerzeit ist Reisezeit, auch wenn es noch nicht ganz so weit ist: Der sich gerade hübsch ausdehnende Vorfrühling macht uns Hoffnung darauf, dass selbst ein so düster gestartetes Jahr wie 2022 trotz all des Elendes wenigstens eine kleine Urlaubsfahrt bereithalten wird. Die meisten Menschen freuen sich jedenfalls auf ihre Ferien. Nur in besonderen Positionen gilt der Urlaub als nachteilig, ja sogar als etwas Bedrohliches.
Wird zum Beispiel ein Fußballtrainer beurlaubt, packt dieser nicht voller Vorfreude auf den Strand die
Badehose ein. Sondern er muss sich im Zustand der Angst auf seinen endgültigen Rausschmiss gefasst machen. Denn beurlaubt sein bedeutet ungefähr das Gegenteil von in die Ferien fahren. Es heißt vielmehr in den meisten Fällen, für immer – aber ohne die Segnungen der Lohnfortzahlungen – von seiner Arbeitsstelle befreit zu sein. Ähnlich dramatisch ist es um Manager oder Bischöfe bestellt, wenn ihre Aufsichtsräte und Dienstherren mit der Beurlaubung um die Ecke biegen.
So eine Art dauerhafte Beurlaubung ohne Rückfahrtschein stellt das
Rentnerdasein dar. Wer als Pensionist Glück hat, kann zum Golfen an die Algarve reisen oder sich dem eigenen Garten widmen, ohne von lästigen Verpflichtungen behelligt zu werden. Unglücklicherweise bedarf es langer Phasen harter Arbeit, um es einmal so weit zu schaffen. Denn immer nur Urlaub haben, ohne zwangsweise beurlaubt zu sein, ist einzig dem Privatier vorbehalten. Leider ist sein Metier in Deutschland noch nicht durch einen geregelten Ausbildungsweg erlernbar. (nyf )