Lindauer Zeitung

Sommerzeit, oh komme doch!

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Sommerzeit ist Reisezeit, auch wenn es noch nicht ganz so weit ist: Der sich gerade hübsch ausdehnend­e Vorfrühlin­g macht uns Hoffnung darauf, dass selbst ein so düster gestartete­s Jahr wie 2022 trotz all des Elendes wenigstens eine kleine Urlaubsfah­rt bereithalt­en wird. Die meisten Menschen freuen sich jedenfalls auf ihre Ferien. Nur in besonderen Positionen gilt der Urlaub als nachteilig, ja sogar als etwas Bedrohlich­es.

Wird zum Beispiel ein Fußballtra­iner beurlaubt, packt dieser nicht voller Vorfreude auf den Strand die

Badehose ein. Sondern er muss sich im Zustand der Angst auf seinen endgültige­n Rausschmis­s gefasst machen. Denn beurlaubt sein bedeutet ungefähr das Gegenteil von in die Ferien fahren. Es heißt vielmehr in den meisten Fällen, für immer – aber ohne die Segnungen der Lohnfortza­hlungen – von seiner Arbeitsste­lle befreit zu sein. Ähnlich dramatisch ist es um Manager oder Bischöfe bestellt, wenn ihre Aufsichtsr­äte und Dienstherr­en mit der Beurlaubun­g um die Ecke biegen.

So eine Art dauerhafte Beurlaubun­g ohne Rückfahrts­chein stellt das

Rentnerdas­ein dar. Wer als Pensionist Glück hat, kann zum Golfen an die Algarve reisen oder sich dem eigenen Garten widmen, ohne von lästigen Verpflicht­ungen behelligt zu werden. Unglücklic­herweise bedarf es langer Phasen harter Arbeit, um es einmal so weit zu schaffen. Denn immer nur Urlaub haben, ohne zwangsweis­e beurlaubt zu sein, ist einzig dem Privatier vorbehalte­n. Leider ist sein Metier in Deutschlan­d noch nicht durch einen geregelten Ausbildung­sweg erlernbar. (nyf )

 ?? FOTO: JOCHEN TACK/IMAGO IMAGES ?? Strandkörb­e auf der Nordseeins­el Langeoog: Sehnsucht nach großen Ferien.
FOTO: JOCHEN TACK/IMAGO IMAGES Strandkörb­e auf der Nordseeins­el Langeoog: Sehnsucht nach großen Ferien.

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