Polizisten wohl nur von einem Täter erschossen
Die Auswertung von Spuren ergibt ein neues Bild im Fall bei Kusel – Hauptverdächtiger war sehr guter Schütze
(dpa) - Im Fall der erschossenen Polizisten bei Kusel in der Westpfalz wirft die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern nur noch einem der beiden Tatverdächtigen Mord vor. Der 38-Jährige habe nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen alleine fünf Schüsse auf die Polizeianwärterin und den Kommissar abgefeuert. Das teilte die Justizbehörde am Dienstag in Kaiserslautern mit.
Der Tatverdacht der gewerbsmäßigen Jagdwilderei zur Nachtzeit bestehe jedoch weiterhin gegen beide Deutschen, also auch gegen einen 32Jährigen. Ihm wird jetzt auch Strafvereitelung vorgeworfen. Dass er weiterhin in Haft sei, nannte sein Anwalt „einen Skandal“.
Die Ermittler hatten es nach eigener Darstellung zunächst für unmöglich gehalten, dass „bei dem dynamischen“Geschehen ein Mann allein fünf Schüsse aus zwei verschiedenen Waffen habe abgeben können – zumal drei der Schüsse aus einem Gewehr abgefeuert wurden, das nach jedem Schuss auseinandergeklappt und neu geladen werden müsse. Und dies, während der Polizeibeamte selbst zugleich auch mindestens 14-mal geschossen habe.
Die Ermittlungsergebnisse hätten diese Annahme jedoch widerlegt: Der 38 Jahre alte Hauptverdächtige war demnach „ein sehr guter Schütze“. Er habe Schießerfahrung gehabt, auch mit einem Jagdgewehr, und daher sehr schnell nachladen können. Der Mann habe bereits eine Erlaubnis zum Besitz von Schusswaffen sowie einen Jagdschein gehabt, seit er 16 Jahre alt war. Dieser Schein sei nach einer Unterbrechung (2008 bis 2012) im März 2020 ausgelaufen und nicht verlängert worden. Der Mann macht von seinem Schweigerecht Gebrauch.
Der 32-Jährige sei hingegen kein geübter Schütze gewesen. Er habe auch nie eine Erlaubnis zum Besitz von Schusswaffen oder einen Jagdschein gehabt. Die beiden Tatwaffen sind den kriminaltechnischen Untersuchungen zufolge eine doppelläufige Schrotflinte und ein Jagdgewehr Winchester Bergara 308. Beide seien bei der Festnahme der beiden Männer im saarländischen Sulzbach sichergestellt worden.
An beiden Waffen seien nur Fingerund DNA-Spuren des 38-Jährigen festgestellt worden. Die langwierigen Untersuchungen auf Schmauchspuren seien zwar noch nicht abgeschlossen. Allerdings seien davon auch keine Ergebnisse „mit entscheidender Aussagekraft“zu erwarten, weil beide Männer in der Nähe der abgegebenen Schüsse gewesen seien.
In einer Vernehmung am Tatort habe der 32-Jährige seine Angaben wiederholt, zwar bei der Jagd in der Tatnacht und am Tatort dabei gewesen zu sein, selbst aber nicht geschossen zu haben. Diese Aussagen habe er mit zahlreichen Einzelheiten über den Verlauf ergänzt. So sollen die beiden Männer ein gerade erlegtes Wildschwein abtransportiert haben, als die Polizisten anhielten.
Wie der 38-Jährige in den Besitz der beiden Tatwaffen kam, ist noch nicht geklärt. Die Waffen sind auf der Besitzkarte einer anderen, berechtigten Person eingetragen. Einzelheiten dazu nannten die Ermittler nicht.