Lindauer Zeitung

Der Brave mit der Mähne

Der Hardrocker Jon Bon Jovi wird 60

- Von Benno Schwingham­mer

(dpa) - Ein Mann, der als Sänger Weltruhm und so ziemlich alle denkbaren Preise bekam, aber noch immer Gesangsunt­erricht nimmt? Das ist typisch Jon Bon Jovi: Seine Karriere ist gespickt mit Superhits, seine Stimme Abermillio­nen nur allzu bekannt – und Allüren hat er trotzdem nicht. Heute wird er 60 Jahre alt – und sagt, er habe noch nie härter an sich und seiner Karriere gearbeitet.

„Ich habe gestern im Studio gesungen, als wäre es eine komplette Show, meine Gitarre war zweieinhal­b Stunden lang angeschlos­sen und ich habe 20 verschiede­ne Songs gespielt, die ich seit 25 Jahren nicht mehr gesungen habe“, erzählte er vor wenigen Wochen dem US-Sender PBS. Trotz mehr als 130 Millionen verkauften Tonträgern, 15 Studioalbe­n und mehr als 2700 Konzerten ist der GrammyGewi­nner noch nicht fertig. „Ich habe den Willen einer Armee“, meint er.

Jon Bon Jovi, bürgerlich John Francis Bongiovi, ist der Sohn eines aus Sizilien stammenden Arbeiters. Aufgewachs­en ist er jedoch im Mittelschi­chtsmilieu von New Jersey nahe New York, so wie Bruce Springstee­n, dem er schon am Anfang seiner Karriere über den Weg lief. Seiner Heimat

blieb Bon Jovi immer verbunden: Jersey sei wunderbar. In seiner Kindheit hätten beide Eltern sechs Tage die Woche geschuftet. „Harte Arbeit wurde uns also anerzogen“, so der Sänger, der selbst mit 60 noch seine charakteri­stische Haarmähne trägt.

In seiner Schulzeit sang Bon Jovi bereits in Highschool-Bands, mit 13 gab es nur einen Berufswuns­ch: Rock’n’-Roll-Star. Und wie es sich für einen solchen gehört, gibt es eine Legende, die am Karrierean­fang steht. Bon Jovi wurde sozusagen mit dem Mopp in der Hand beim Bodenwisch­en entdeckt. Als 18-Jähriger war er Hausmeiste­r im Aufnahmest­udio seines Cousins und legte nebenbei Demos seines Songs „Runaway“aus.

Der Track wurde zum lokalen Hit. Mit seinem Keyboarder-Kumpel David Bryan, Gitarrist Dave Sabo, Bassist Alec John Such und Schlagzeug­er Tico Torres gründete er die Band Bon Jovi. Richie Sambora löste später Sabo ab. Mit geschliffe­nem Gitarrenro­ck, Lederoutfi­ts und Songs wie „You Give Love A Bad Name“und „Livin’ on A Prayer“ging es für die Jungs in den 80er-Jahren steil aufwärts. Ausverkauf­te Stadien, Nr.-1Hits und Preise.

Zudem war Jon Bon Jovi auch auf Solopfaden unterwegs. Der Song zum Erfolgswes­tern „Young Guns II“wurde mit Grammy- und Oscar-Nominierun­gen bedacht, Bon Jovi hatte im Film eine Nebenrolle. Es blieb nicht die einzige: Er spielte unter anderem in der TV-Serie „Ally McBeal“und 2011 in der Romanze „Happy New Year“mit.

Zu einer Änderung im Stil der Band kam es Anfang der 90er. Von ihren Heavy-Roots verabschie­deten die Musiker sich in Richtung ArenaRock: Ohrwürmer wie „Bed of Roses“und „I’ll Be There for You“sorgten für Millionena­bsätze und schmachten­de Teenies – was auch an der Ausstrahlu­ng des Sängers lag. Bon Jovi schaffte es auf die Liste der attraktivs­ten Männer des „People“-Magazins. Gleichzeit­ig gilt er als Typ ohne Skandale. Fast schon zu brav für einen Rockstar.

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FOTO: ACHIM SCHEIDEMAN­N/DPA Jon Bon Jovi in jungen Jahren in Düsseldorf.

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