Eindeutiges Ergebnis bei Ideenwerkstatt der Segler
Die Mehrheit wünscht sich die Sanierung der alten Werfthalle – Wie es jetzt weitergeht
- Kleine Sanierung, große Sanierung, Neubau – seit etwa vier Jahren diskutieren die Lindauer Segler darüber, wo ein neues Jugendund Ausbildungszentrum entstehen könnte. Die Frage spaltete den Verein, es gab offene Rücktrittsforderungen und einen Drohbrief. Bei einer Ideenwerkstatt hat sich die Mehrheit der Clubmitglieder nun doch wieder für eine Sanierung der alten Werft ausgesprochen. Die endgültige Abstimmung dazu steht noch aus. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr. Denn die Stadt will bald eine Entscheidung.
Eigentlich wäre die Frist für den Lindauer Seglerclub (LSC) Ende vergangenen Jahres abgelaufen. Der Finanzausschuss hat dann im Oktober beschlossen, sie noch einmal aufzuschieben, so Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt. „Der Ausschuss erwartet bis zum 30.06.2022 eine Antwort/Entscheidung des Vereins auf die Frage, wie es mit dem LSC und der Schiffswerft weitergehen soll.“
Dann werden es bald fünf Jahre sein, in denen es öffentliche Gespräche über ein Jugend- und Ausbildungszentrum der Segler gibt. Nachdem im Sommer plötzlich die Idee zu einem Neubau auf dem Tisch lag, sieht es jetzt wieder danach aus, als würde es auf die Sanierung der alten Schiffswerft hinauslaufen. Das Gebäude gehört der Stadt.
Vor etwa anderthalb Wochen gab es zum Thema Jugendarbeit eine Ideenwerkstatt. Das hatte der Vorstand bei der jüngsten Mitgliederversammlung im Oktober bereits angekündigt. Teil dieser Ideenwerkstatt sollte eine Art dreistufiges Abstimmungsverfahren sein: In einem ersten Schritt sollte abgefragt werden, ob die Mitglieder überhaupt ein Jugend- und Ausbildungszentrum wollen. Dann sollten die Segler darüber abstimmen, ob sie für die Sanierung des alten Werftgebäudes oder für einen Neubau sind. Und in einem dritten Schritt dann eventuell darüber, wie dieser Neubau aussehen könnte.
Zum letzten Schritt kamen die 83 Mitglieder der Ideenwerkstatt nicht:
Denn 60 von ihnen stimmten für die Sanierung der alten Schiffswerft, nur insgesamt acht für einen Neubau.
Rolf Schlett, Sprecher der Segler, betont in einer Pressemitteilung, dass der Prozess zur Entscheidungsfindung völlig ergebnisoffen gewesen sei, moderiert worden sei er von einer externen Agentur. Darüber hinaus sei das erarbeitete Ergebnis keine bindende Entscheidung. „Nichts destotrotz liegt jetzt erstmals ein gewichtiges Stimmungsbarometer vor“, so Schlett.
Nach gut vier Jahren Diskussion sei man nun „happy, dass es jetzt so glatt ausgegangen ist“, sagt Schlett im Gespräch mit der LZ. Für die alte Schiffswerft spreche, dass die Segler damit die „Hoheit über das Gebiet“am Segelhafen behalten würden – und sich nicht mit etwaigen neuen Mietern auseinandersetzen müssten.
Das zweite Argument für eine Sanierung und gegen einen Neubau sei das Geld. So könne die Sanierung, wenn nötig, schrittweise erfolgen. „Ein Neubau wäre auf jeden Fall wesentlich teurer“, sagt Schlett. Befürworter des Neubaus hatten vor einiger Zeit genau das Gegenteil behauptet: dass die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes ein Fass ohne Boden sei und ein Neubau günstiger sei.
In den Gesprächen über das Jugendund Ausbildungszentrum geht es seit Jahren hin und her. Vor etwa dreieinhalb Jahren hatte es eine außerordentliche Mitgliederversammlung gegeben, bei der sich bereits ein großer Teil der LSC-Mitglieder dafür ausgesprochen hatte, die alte Schiffswerft zu sanieren.
Im vergangenen Sommer war dann alles ganz anders: Der LSC in Person von Projektleiter Andreas Lochbrunner legte dem Bauausschuss Pläne für einen großen Neubau direkt über der Slipanlage vor. Der Bauausschuss gab für die Idee grundsätzlich grünes Licht, die Segler sollten dafür aber eine Bürgerbeteiligung machen.
Im Herbst standen dann drei Varianten für einen Neubau im Raum, alles Ideen unterschiedlicher ClubMitglieder. Diese stellte der Vorstand den Mitgliedern bei einem Clubabend Anfang Oktober vor. In der Mitgliederversammlung kurz darauf kam es zum offenen Konflikt. Bei vielen Club-Mitgliedern war der Eindruck entstanden, man wolle einen Neubau auf Biegen und Brechen durchdrücken.
Mitglieder forderten, dass der Vorsitzende Karl-Christian Bay zurücktritt, es habe sogar einen anonymen Drohbrief gegeben, in dem ihm geraten worden sei, nicht bei der Jahreshauptversammlung zu erscheinen.
Laut Rolf Schlett wird es nun im Mai wieder eine Mitgliederversammlung geben, also einen Monat bevor die Frist der Stadt abläuft. Das
Ergebnis der Ideenwerkstatt solle den Mitgliedern als Orientierung dienen, schreibt Schlett, der in der Pressemitteilung ausdrücklich Andreas Lochbrunner für dessen „wirklich unermüdliche Arbeit“dankt.
Dass es am Ende nun auf einen Erbpachtvertrag zwischen Stadt und LSC hinausläuft, ist laut Stadtsprecher Jürgen Widmer eine „realistische Möglichkeit“– zumal das schon vor der Neubau-Idee im Gespräch war. Über die Dauer müsste noch gesprochen werden, ebenso wie darüber, was mit den Räumen passiert, die derzeit von den Garten- und Tiefbaubetrieben (GTL) und der Theaterwerkstatt genutzt werden. Diese Räume hat die Stadt bereits saniert.
Es sehe aber so aus, als müssten sowohl GTL als auch Theaterwerkstatt mangels Alternative drin bleiben, so Widmer. Doch bevor die Überlegungen weitergehen, müssen sich die Segler aber erst einmal entscheiden.