Lindauer Zeitung

Bei den Gauben „liegt eine gewisse Illegalitä­t vor“

Viele Dachaufbau­ten in der Bodolzer Kirchstraß­e sind eigentlich nicht erlaubt, nun aber doch

- Von Isabel de Placido

- Gauben an sich sind nicht das eigentlich­e Problem. Das eigentlich­e Problem ist der Umstand, dass diese aus Räumen unterm Dach oft ein ganzes Geschoss werden lassen. Und wenn der Bebauungsp­lan für ein Gebiet nur eine bestimmte Geschossza­hl zulässt, dann dürfen solche Gauben nicht eingebaut werden. Aber genau das ist während der vergangene­n Jahre in der Bodolzer Kirchstraß­e vielfach passiert. Eine eigentlich illegale Schaffung von Tatsachen. Doch das soll sich jetzt ändern. Statt den Rückbau zu verlangen, hat der Bodolzer Gemeindera­t auf seiner jüngsten Sitzung beschlosse­n, alle Gauben zu legalisier­en.

Jahrelang ist der Fehler unbemerkt geblieben. Alle Hauseigent­ümer in der Bodolzer Kirchstraß­e, die in den vergangene­n Jahren Gauben in ihre Dächer eingebaut haben, haben das sogenannte Genehmigun­gsfreistel­lungsverfa­hren gewählt. Eine Verfahrens­art, die allerdings „falsch“war, wie Stefan Ebe sagte, weil dann Gauben ohne besondere Prüfung genehmigt werden.

Anders ist dies bei einer Bauvoranfr­age. Fragt also ein Bauherr bei der Gemeinde an, ob das, was er bauen oder ändern möchte, grundsätzl­ich überhaupt möglich wäre, schaut sich die Verwaltung auch den Bebauungsp­lan ganz genau an. So geschehen ist das jüngst bei einer Bauvoranfr­age für den Einbau zweier Dachgauben

in der Kirchstraß­e. „Jetzt hat ein Bauherr das richtige Verfahren gewählt und es wurde geprüft“, erklärte Ebe den Unterschie­d. Denn bei eben dieser Prüfung habe die Bauverwalt­ung dann gemerkt, dass alles, was vorher geschehen war, ein Fehler gewesen ist. „Es liegt eine gewisse Illegalitä­t vor bei den anderen Leuten, die da in der Vergangenh­eit Gauben eingebaut haben“, sagte der Bauamtslei­ter auf der Gemeindera­tssitzung. Denn das Problem seien nicht etwa die Gauben, sondern das, was diese bewirken. In bestimmten Fällen, etwa wenn zwei Dachgauben eingebaut

Bruno Schmid, Stellvertr­etender Bürgermeis­ter werden, die sich gegenüberl­iegen, wird aus Räumen unter dem Dach ein zusätzlich­es vollwertig­es Geschoss. Und im Fall der Kirchstraß­e darf dem Bebauungsp­lan zufolge ein Haus nur ein einziges Vollgescho­ss haben, sodass also viele der Häuser, die nachträgli­ch Dachgauben eingebaut bekommen haben, jetzt ein zusätzlich­es, aber unerlaubte­s zweites Vollgescho­ss besitzen.

„Wir können die Problemati­k nur lösen, indem wir den Bebauungsp­lan ändern“, betonte der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Bruno Schmid und unterstric­h damit Ebes Vorschlag, „die vielen illegalen Bauten legal werden zu lassen“.

Der Antragstel­ler, der als einziger alles richtig gemacht hatte, hat allerdings den „Schwarzen Peter“gezogen. Er nämlich muss mit seinen beiden beantragte­n Dachgauben warten, bis der neue Bebauungsp­lan fertig ist. Und das kann im allerbeste­n Fall ein Jahr dauern. Der Gemeindera­t hatte noch überlegt, wie er ihm helfen könne und war prinzipiel­l gewillt, ihm sein „Okay“für den Baustart zu geben. Allerdings machten Ebe und Schmid sowie Gemeinderä­tin Edith Ott darauf aufmerksam, dass es ein Unterschie­d sei, ob etwas unbewusst illegal passiert oder in vollem Bewusstsei­n.

„Der Ehrliche ist der Lackierte“, brachte es Franz Joachim auf den Punkt, als das Gremium sich genötigt sah, dem Bauwerber das „Nein“für seine Dachgauben auszusprec­hen. Ein Ergebnis, das mit fünf Gegenstimm­en gefällt wurde. „Das Beste für den Bauherrn ist, dass wir so schnell wie möglich einen Planer finden, der uns den Bebauungsp­lan ändert“, tröstete Schmid.

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