Bürger, Stadt Wangen und Landkreis bereiten sich auf Aufnahme von Ukrainern vor
Treffen mit Hilfsorganisationen geplant – Viele Bürger haben Kontakt zu Ukrainern – Sondersitzung des Kreistags am Freitag
- Der Landkreis Ravensburg, die Stadt Wangen, aber auch diverse Bürgerinnen und Bürger bereiten sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Wangens OB Michael Lang rechnet mit der Ankunft erster Geflüchteter in der Stadt in dieser oder der kommenden Woche. Der Kreistag befasst sich am Freitagmorgen in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Thema.
Eine halbe Million Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen vom Montag bereits aus der Ukraine geflohen. Nach Deutschland kamen demnach bislang 1800. Und Außenministerin Annalena Baerbock betonte, die Europäische Union werde alle Ukrainer aufnehmen, die Schutz suchen.
Vor diesem Hintergrund rechnen die Verantwortlichen in Region und Stadt mit der baldigen Ankunft ukrainischer Flüchtlinge im Allgäu und in Oberschwaben. OB Michael Lang berichtet von Bürgeranfragen an das Ordnungs- und Sozialamt bezüglich der Aufnahme von Menschen: „Bei uns kommt an, dass es ganz viele private Kontakte gibt.“Es
ANZEIGEN lebten hier relativ viele Menschen, die entweder ukrainischer oder russischer Herkunft sind oder aber Familie beziehungsweise Freunde im Kriegsgebiet haben. Deshalb rechnet der Rathauschef damit, dass die ersten Ankömmlinge privat eine Bleibe finden werden. Diese und alle anderen Flüchtlinge hätten zunächst ein Aufenthaltsrecht von 180 Tagen in Deutschland. Die aus Sicht Langs unbürokratische Regelung gelte womöglich auch länger, abhängig von der Dauer des Kriegs.
Die Linie der Stadt stellt Lang im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“auch klar: „Wenn Menschen kommen, werden wir gerne helfen, sie unterzubringen.“Deshalb soll es möglichst noch in dieser Woche ein Treffen mit hiesigen Organisationen wie Technischem Hilfswerk, Feuerwehr und Rotem Kreuz geben.
Entsprechend laufen auch die Vorbereitungen im Landratsamt. Man bereite sich darauf vor, „die Unterkunftsplanung an die aktuellen Entwicklungen anzupassen, und sind intern wie auch zusammen mit den Städten und Gemeinden dabei, uns auf jede denkbare Lage vorzubereiten“, erklärt Sprecherin Selina
Nußbaumer. Die Kreisverwaltung kann derzeit noch nicht abschätzen, wie viele Ukrainer in die Region kommen werden, rechnet in den kommenden Tagen aber mit genaueren Informationen. Ziel sei ein gemeinsames und planvolles Vorgehen sowie schnelle und unbürokratische Maßnahmen zur Vorbereitung der Aufnahme von Flüchtenden aus der Ukraine.
Grundlage der Planungen ist demnach eine Übereinkunft zwischen dem Landesministerium für Justiz und Migration, des Landkreistags, des Städtetags und des Gemeindetags sowie aller vier Regierungspräsidien in Baden-Württemberg. Ferner wurde eine Stab „Flüchtende aus der Ukraine“eingerichtet. Weitere Informationen zur vorläufigen Unterbringung in den Stadt- und Landkreisen liegen der Kreisverwaltung noch nicht vor, insbesondere was die Anzahl im Landkreis zu erwartender Menschen angeht.
Klar ist indes: Alle Ankommenden, die keine Bleibe bei Verwandten oder Freunden finden, sollen zunächst in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen untergebracht werden. Und Nußbaumer ergänzt:
„Wir stehen in engem Austausch mit dem Land und werden selbstverständlich alles daran setzen, Menschen, die vor Krieg fliehen, Schutz zu bieten.“Am kommenden
Freitag kommt der Ravensburger Kreistag zum Thema Unterbringung bereits um 8 Uhr morgens zu einer virtuellen Sitzung zusammen. Wie Michael Lang, so beobachtet auch das Landratsamt große Solidarität der hiesigen Bevölkerung mit Ukrainern: „Wir nehmen im Landkreis Ravensburg eine große Bereitschaft in der Bevölkerung wahr, den flüchtenden Menschen Hilfe anzubieten.“
Unterdessen hat die Stadt Wangen dieser Tage ein äußeres Zeichen der Solidarität gesetzt. Derzeit hängt zwischen dem Rathaus und der Pfarrkirche St. Martin eine Flagge der „Mayors for Peace“(Bürgermeister für den Frieden). Dabei handelt es sich um ein 1982 vom damaligen Bürgermeister Hiroshimas in Japan gegründetes Bündnis von Stadtoberhäuptern, das sich gegen Atomwaffen und deren Einsatz wendet. Weltweit gehören der Initiative etwa 8000 Städte an, in Deutschland sind es 650.
Michael Lang ist seit 2006 Mitglied der „Mayors für Peace“, und die Flagge des Bündnisses wehte in den vergangenen Jahren stets am 8. Juli neben dem Rathaus. Angesichts des vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begonnenen Kriegs in der Ukraine wurde sie „außer der Reihe“gehisst. Wangens Rathauschef kündigt an, dass die Flagge bis auf Weiteres hängen bleiben werde.