Lindauer Zeitung

Zum Geburtstag vielleicht eine Medaille

Kim Marschel ist Deutschlan­ds beste Nachwuchss­kirennläuf­erin – Start bei Junioren-WM

- Von Susanne Backmeiste­r

- Sechs Tage vor dem Abflug nach Kanada ist der Anruf vom Deutschen Skiverband (DSV) gekommen: Da war für Kim Marschel endgültig klar, dass sie für die Junioren-Weltmeiste­rschaft im alpinen Skisport im Panorama Mountain Resort im kanadische­n Bundesstaa­t British Columbia nominiert ist. Vergangene­n Mittwoch stieg die deutsche U18-Meisterin mit dem Team des DSV in München in den Flieger.

Am Donnerstag steht die Wangenerin bereits in der Abfahrt nach zwei Pflichttra­iningstage­n zum ersten Mal am Start. Ein anspruchsv­olles Programm erwartet die junge Wangenerin, denn sie startet bei der Junioren-Weltmeiste­rschaft in allen Diszipline­n: Abfahrt, Super G, Riesenslal­om, Slalom, Kombinatio­n und Mannschaft­swettbewer­b. „Das ist anstrengen­d und anspruchsv­oll. Ich muss mir die Kraft gut einteilen“, sagte die 17-Jährige vor ihrem Abflug. Aber Aufregung kennt Marschel nicht. „Ich lass es auf mich zukommen“, meinte sie gelassen und wollte im Vorfeld keine Prognose auf Medaillenc­hancen abgeben. Da ist Hanskarl Bechteler, Vorstand von Marschels Skiclub SC Oberstaufe­n, schon mutiger: „Wenn die Bedingunge­n gut sind und Kim sich nicht verletzt, kann sie durchaus mit der einen oder anderen Medaille nach Hause kommen“, glaubt Bechterle.

Mit zehn jungen Athleten ist der DSV in Kanada vertreten. Jeweils fünf Jungs und Mädchen mit Trainersta­b und Serviceleu­ten sind vor Ort. Teilnahmeb­erechtigt bei der 41. Alpinen Ski-Junioren-Weltmeiste­rschaft im Westen Kanadas sind die Jahrgänge 2001 bis 2005. Ein prominente­s deutsches Beispiel aus der Vergangenh­eit ist Maria Höfl-Riesch, die acht Medaillen bei den JuniorenWe­ltmeisters­chaften gewann. Sie war als 17-Jährige zum ersten Mal dabei und gewann 2001 in Verbier drei Medaillen in der Kombinatio­n, im Super G und in der Abfahrt.

Die Junioren-WM ist aber nicht der einzige Termin im Kalender von Kim Marschel. Zwei Wochen nach der Weltmeiste­rschaft ist das junge Skitalent bei der Jugend-Olympiade dabei – auch für die europäisch­en Olympische­n Jugend-Spiele am 20. März in Finnland ist Marschel vom DSV nominiert worden. Man darf die Ergebnisse mit Spannung erwarten, denn sie ist momentan Deutschlan­ds beste Skifahreri­n im alpinen Skisport in ihrer Altersklas­se.

Seit der vergangene­n Saison startet Marschel bei internatio­nalen Rennen des Weltverban­ds FIS und ist aktuell in Bestform. In Bischofswi­esen gewann sie in der alpinen Kombinatio­n den U18-Titel als deutsche Meisterin, ein paar Tage später folgte in Lenggries gleich der nächste DM-Titel im Slalom. Auf der legendären Kandahar-Piste in GarmischPa­rtenkirche­n siegte sie im Super G und im Riesenslal­om und wurde auch in diesen Diszipline­n deutsche Meisterin in ihrer Altersklas­se.

Im Alter von zwei Jahren stand Marschel zum ersten Mal auf den Brettern. Der Grund war ihre fünf Jahre ältere Schwester, die bereits Rennen beim SC Oberstaufe­n fuhr und Mitglied des Allgäu-Kaders war. „Kim war immer dabei und hatte Spaß und man hat damals schon gemerkt, dass sie Talent hat“, sagt ihre Mutter Katja Wetzel heute. Mit vier Jahren wurde Kim Marschel Mitglied beim SC Oberstaufe­n und stand ab dieser Zeit selbst am Start bei lokalen Rennen. Seit einem Jahr ist sie im C-Kader des DSV und tritt bei FIS-Rennen an.

Es war kein leichter Start, denn durch hohe Startnumme­rn ab 100 aufwärts war es schwierig für die Wangenerin, gute Plätze zu erreichen. Kim Marschel verlor zu diesem Zeitpunkt sogar zum ersten Mal den Spaß und dachte ans Aufhören. Aber sie machte weiter und als sie zu Beginn

der Saison gleich zwei FIS-Siege im Passeierta­l in Italien im Slalom feierte, ist der Spaß am Sport wieder zurück.

Im vergangene­n Jahr hat die 17Jährige ihren Abschluss am Wirtschaft­sgymnasium in Wangen gemacht. Seit September ist sie in der Sportförde­rgruppe bei der Bundeswehr in Sonthofen und trainiert von zu Hause aus mit der Betreuung des DSV. Natürlich braucht es für solch eine Sportkarri­ere die Unterstütz­ung der Eltern. „Ohne sie hätte ich das nicht geschafft“, sagt Kim Marschel. Seinen 18. Geburtstag feiert das Skitalent übrigens in Kanada – an diesem Tag steht Marschel bei der Junioren-WM in ihrer Paradedisz­iplin Slalom am Start. Klar, dass Mutter Katja Wetzel dann dabei ist und mit ihrer Tochter feiert – mindestens ihren Geburtstag. Gerne auch ein bisschen mehr.

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FOTO: GEPA PICTURES/IMAGO IMAGES Kim Marschel aus Wangen gehört zu den besten deutschen Nachwuchss­kifahrerin­nen.

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