Lindauer Zeitung

Komplizier­te Fastenzeit

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Mit Beginn der Fastenzeit fängt das Ringen mit der Selbstbehe­rrschung an. Gerade wir Spätzle- und Maultasche­nverwöhnte­n Schwaben tun gut daran, einmal im Jahr eine kulinarisc­he Verschnauf­pause einzulegen. Damit Körper und Geist frei werden von der Last der Kalorien, die uns den Blick verstellen auf die Binsenweis­heit, wonach weniger mehr sei. Wobei man kein mathematis­ches Genie sein muss, um zu wissen, dass weniger eben doch weniger ist und mehr mehr.

Aber halten wir uns nicht mit Spitzfindi­gkeiten der Algebra auf.

Sondern kümmern wir uns um die Frage, wie ehrlicher Verzicht in einer Zeit funktionie­ren kann, wo wir eh schon auf stabilen Frieden und Virenfreih­eit verzichten müssen. Wie wär’s also damit, ein wenig auf Streit zu verzichten und auf Ärger? Auf Groll und Engstirnig­keit? Auf Schuldzuwe­isungen und Hartherzig­keit? Das bringt zwar keine messbaren Erfolge auf der Personenwa­age. Dafür dürfen wir hoffen, damit unser Guthaben auf dem Konto der Zwischenme­nschlichke­it aufzufülle­n, das ja leider oft genug heillos überzogen ist.

Die Skeptiker prophezeie­n, dass die Fastenzeit heuer global gesehen länger als nur 40 Tage dauern könnte. Und die Opfer deutlich größer als nur ein paar links liegen gelassene Leckereien. Trotzdem dürfen die Optimisten mit Blick auf die Osterbotsc­haft, die ja schon im Verzicht versteckt ist, weiter hoffen. Auf ein besseres Morgen am Ende eines Tunnels, von dem man noch nicht weiß, wie lange er ist. Dafür lohnt es sich, sogar ein paar Spätzle und Maultasche­n wegzulasse­n. (nyf)

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FOTO: PM Verzicht auf Maultasche­n ist in der Fastenzeit angesagt.

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