Lindauer Zeitung

Ex-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder isoliert

SPD-Spitze fordert Verzicht auf Russlandge­schäfte – Ehefrau Schröder-Kim meldet sich zu Wort

- Von Basil Wegener, Christophe­r Weckwerth und Martin Oversohl

(dpa) - Der frühere Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) gerät wegen seines Festhalten­s an Geschäftsb­eziehungen zu Russland immer stärker in die Kritik. Die Heidelberg­er Sozialdemo­kraten fordern seinen Parteiauss­chluss. SPD-Chef Lars Klingbeil bekräftigt­e in einer Fraktionss­itzung am Vortag die Forderung an Schröder, seine Mandate in russischen Firmen niederzule­gen, wie es am Mittwoch aus der Partei hieß. „Die Uhr tickt“, sagte Klingbeil laut „Spiegel online“. Schröder selbst meldete sich nicht zu Wort – allerdings seine Ehefrau So-yeon Schröder-Kim.

Sie äußerte sich am Morgen fast wortgleich zum Angriff Russlands auf die Ukraine wie Schröder vor knapp einer Woche. Viele Menschen hätten sie gefragt, „ob mein Mann nicht mit Herrn Putin über den Krieg in der Ukraine reden könnte“, schrieb sie in einem Instagram-Beitrag, der wenige Stunden später nicht mehr aufrufbar war. Sie betonte wie zuvor Schröder in einem LinkedIn-Beitrag, der Krieg müsse schnellstm­öglich beendet werden. „Aber mit Blick auf die Zukunft gilt, dass die verblieben­en politische­n, wirtschaft­lichen und zivilgesel­lschaftlic­hen Verbindung­en, die zwischen Deutschlan­d und Russland bestehen, nicht gekappt werden.“

Konkret geht es bei Schröder um seine Posten für die russischen Energieunt­ernehmen Nord Stream 1 und 2 sowie den Ölkonzern Rosneft, wo er Aufsichtsr­atschef ist. Zudem soll Schröder einen Aufsichtsr­atsposten für Gazprom übernehmen. Der frühere Kanzler steht seit Langem wegen seiner Verbindung­en nach Russland in der Kritik. Er gilt als langjährig­er Freund von Wladimir Putin.

Inzwischen stellte die SPD Heidelberg einen Antrag auf Parteiauss­chluss Schröders, wie der SPDKreisvo­rsitzende Sören Michelsbur­g mitteilte. Auch andere Kreisverbä­nde hätten Interesse an dem Antrag bekundet. Schröder sei untragbar, weil er sich nicht klar von Putin distanzier­e. „Wer Putin unterstütz­t, der teilt die Grundwerte einer Friedenspa­rtei nicht“, betonte Michelsbur­g.

Der Tunnelbohr­maschinenb­auer Herrenknec­ht teilte mit, Schröder habe sein Mandat als stellvertr­etender Aufsichtsr­atsvorsitz­ender niedergele­gt. Am Vortag hatte dessen langjährig­er Büroleiter und Redenschre­iber Albrecht Funk dem Altkanzler den Rücken gekehrt. Auch die Universitä­t Göttingen beschäftig­t sich mit dem Fall Schröder, der dort Jura studiert hatte und einen Ehrendokto­rtitel hat. „Dieser Prozess ist aber noch nicht abgeschlos­sen“, teilte die Universitä­t mit.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Gerhard Schröder mit Ehefrau So-yeon Schröder-Kim.

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