Ehrenmord-Prozess in Berlin hat begonnen
Zwei Brüder sollen ihre Schwester aus niederen Beweggründen getötet haben
(dpa) - Weil sie andere Moralvorstellungen hatte als ihre afghanische Familie sollen zwei Männer ihre Schwester getötet haben. Mit der Leiche im Koffer sollen die zwei Männer anschließend per Bahn von Berlin nach Bayern gereist sein, um diese dort zu verscharren. Gut sieben Monate später hat am Mittwoch vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen die Brüder begonnen. Die Anklage wirft den 27 und 23 Jahre alten Männern Mord aus niederen Beweggründen vor.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Brüder die 34-Jährige am 13. Juli 2021 getötet haben. Nach dem Verschwinden der Frau – Mutter eines 14 Jahre alten Jungen und eines zehnjährigen Mädchens – gab es umfangreiche Ermittlungen, die schließlich nach Bayern führten. Am 3. August 2021 wurden die Brüder festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Verteidigung werden sie im Prozess von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen.
Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt. Auch zum Prozessauftakt gab es ein großes Medieninteresse. Doch zunächst kam es nicht zur Verlesung der Anklage. Nach einem Antrag der Verteidigung, die die Eignung des Dolmetschers für die afghanischen Angeklagten infrage stellte, wurde die Verhandlung zunächst unterbrochen. Die Anwälte hatten schon vor dem Prozess angekündigt, dass weitere Anträge folgen sollten.
Dabei wollen sie auch die Debatte aufgreifen, die nach der Tötung der Afghanin im vergangenen Sommer um den Begriff „Ehrenmord“und die Integration von Flüchtlingen entbrannt war. Die Verteidigung sieht dadurch eine Vorverurteilung der angeklagten Brüder. Sie behielt sich am Mittwoch vor, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und die damalige Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) als Zeugen für den Prozess zu benennen.