Kirchendecke gesichert und St. Georg wieder offen
Landratsamt gibt Kirche wieder frei – Sie war seit Anfang Oktober geschlossen
- Freude in Wasserburg: Die St. Georgs-Kirche ist nicht mehr gesperrt. Nachdem die Decke von einem Fachmann gesichert worden ist, hat das Landratsamt das Gotteshaus wieder freigegeben. Ab Donnerstag wird es dort wieder Gottesdienste geben.
Die St. Georgs-Kirche war geschlossen, seit sich am 3. Oktober ein Teil des Deckengemäldes gelöst hatte und in die Tiefe gestürzt war. Wobei seinerzeit niemand verletzt worden war. Jetzt hat Thomas Hummel, Stuckbildhauer und Restaurator, in vier Tagen anstrengender Arbeit die so genannte Verkehrssicherheitsprüfung in dem Wasserburger Gotteshaus gemacht und dabei die Stuckdecken untersucht. Das beschädigte Bild selbst hat er mit 24 mit Lochscheiben versehenen langen Schrauben stabilisiert, den weiteren Bildbereich im Mittelschiff zusätzlich mit 35 Schrauben – seit dem ersten Wassereintritt hat es auch dort Schäden gegeben. Zudem hat der Experte auch im Seitenschiff und im Chor einzelne Deckenbereiche fixiert. Unterhalb der Decke im Hauptschiff, von der sich der Teil des Deckengemäldes gelöst hatte, hat Thomas Hummel ein doppeltes Sicherungsnetz eingebaut – einmal acht mal acht Meter, einmal zwei mal zwei Meter. „Der Schiffdeckenteil unter der Netzsicherung ist zeitlich unbegrenzt gesichert“, sagt Thomas Hummel. Für die beiden Seitenschiffe gibt es eine Gewährleistungsfrist für zwei Jahre, da hier weiterhin Wasser über den Dachboden eindringen könne.
Die Grundproblematik besteht nach Angaben des Fachmanns im mehrlagigen Putzaufbau von 1920 und der Restaurierung 2010. Vor 102 Jahren sei der vorhandene Profilstuck egalisiert, die Putzflächen seien angehackt worden. „Dieses Anhacken diente einer besseren Putzhaftung für den Neuputz“, erklärt Thomas Hummel. Doch offenbar gibt es Haftungsprobleme zwischen dem alten und dem neuen Putz, bei der Restaurierung 2010 musste der Putz intensiv gesichert werden. „Dies deutet auch darauf hin, dass der Deckenputz in der Fläche (Bildbereiche) ein grundlegendes Problem hatte“, analysiert der Experte. Durch das neue Phänomen Wasser sei der Gesamtputz durchfeuchtet, viele Putzzwischenschichten
seien teils getrennt worden. Dass der Putz immer wieder feucht werde und trockne, bringe eine physikalische Dynamik mit sich, die weiterhin Putzhohlstellen verursache. Der vor Jahren in guter Absicht eingezogene Nut- und Federbretterboden lasse das eingedrungene Dachwasser nicht über die Fläche in den Fehlboden sickern. Vielmehr laufe das gesamte Wasser flächig zum tiefsten Punkt des Dachbodens. Darunter befindet sich die Absturzstelle mit dem Drachen.
„In der Fachabteilung der Diözese Augsburg wird derzeit geprüft, wie es mit der Grundursache für den
Putzdeckenschaden, also dem Dach, weitergeht. Hier wird wohl als nächstes ein Gutachten gemacht“, berichtet Mathias Maier, Verwaltungsleiter der Pfarreiengemeinschaften Wasserburg, Lindau-Insel, Lindau-Aeschach und Weißensberg. Dann soll es an die Sanierung des Daches gehen, die mit bis zu 500 000 Euro zu Buche schlagen könnte. Rund 40 Prozent der anfallenden Kosten muss die Kirchengemeinde selbst tragen. „Wann die Sanierung beginnt, ist noch schwer abzuschätzen“, sagt Maier. „Ich denke aber, dass dies sogar Jahre gehen kann.“Sobald das Dach kein Wasser mehr durchlasse, könne die Putzdecke saniert werden.
Dazu gehört auch laut Thomas Hummel, dass die Decken gereinigt werden. Bis man sich an die Sanierung der Putzdecken macht, empfiehlt Thomas Hummel schon jetzt, nach der Dachsanierung erst einmal ein bis zwei Jahre abzuwarten. „In dieser Zeit können sich die Kräfte im Dach neu ausrichten. Das ist wichtig bei so alten Gebäuden.“
„Wir freuen uns, dass wir wieder Gottesdienste feiern dürften“, sagt Mathias Maier und fügt an: „Eine längere Schließung wird es dann wohl erst bei der Dachsanierung geben.“