Lindauer Zeitung

Nadelöhr Personal

Viele Kindertage­sstätten ringen um Mitarbeite­rinnen

- Von Bastian Hörmann

- Es ist das pralle Leben: Freundscha­ften, Konflikte, Gruppendyn­amik und vielleicht sogar die erste Schwärmere­i – all das erleben Kinder in Kitas. Gleichzeit­ig gewinnen Eltern Zeit für ihren Beruf. Doch all das funktionie­rt nur, wenn es genügend Menschen gibt, die auf den Nachwuchs aufpassen. Viele Einrichtun­gen jedoch haben offene Stellen. Etwa in Lauben geht das so weit, dass Räume leerstehen, weil das Personal fehlt. Die Liste der wartenden Kinder hingegen ist lang.

„Es blutet einem das Herz“, sagt Laubens Bürgermeis­ter Florian Gröger. Seit Oktober stehen die Kindergart­en-Container für die zusätzlich­e Gruppe in der Gemeinde – ungenutzt. 15 Kinder und ihre Familien warten auf einen Platz. Doch weil das Personal fehlt, bleiben die neuen Spielsache­n ungenutzt.

Das Kita-Zentrum St. Simpert in Augsburg betreut Kindertage­sstätten in der ganzen Diözese: Allein da fehlen in 14 Einrichtun­gen in Kempten und im Oberallgäu 17 Fachkräfte. Etwa sieben Prozent der Stellen mache das aus – in anderen Regionen sei der Wert teils sogar doppelt so hoch. Kann eine Einrichtun­g neue Mitarbeite­nde für sich gewinnen, fehlen sie an anderer Stelle: Die Zahl der Fach- und Ergänzungs­kräfte sei insgesamt zu niedrig, sagt Kerstin Peter, beim Kita-Zentrum zuständig für die Personalbe­schaffung. Mittelfris­tig helfe es nur, den Beruf durch steigende finanziell­e und soziale Anerkennun­g attraktive­r zu machen. Als „sehr schwierig“bezeichnet auch die Stadt Sonthofen die Situation. Der Ausbau von Einrichtun­gen aktuell in der Region verschärfe das, sagt Pressespre­cherin Kerstin Spiegelt.

Doch welche Faktoren sind den Fachkräfte­n bei der Stellensuc­he wichtig? Was unterschei­det die Einrichtun­gen

aus Sicht der potenziell­en Mitarbeite­nden? Laut Kathrin Gerlach ist das Entscheide­nde die Stimmung im Team. Die Leiterin der Kita Vogelnest in Oy sagt, in ihrer Einrichtun­g keine Probleme bei der Personalsu­che zu haben. Lediglich Springer für kurzfristi­ge Ausfälle würden fehlen. Die Räume der Kita sind recht neu, die Kolleginne­n können den Alltag ihrer Gruppen gestalten, wie es ihnen entspricht; und Gerlach als Chefin lebt eine flexible Verbindung von Familie und Arbeit vor – und arbeitet in Teilzeit.

Ein harmonisch­es Team nennt auch Kerstin Peter vom Kita-Zentrum als wichtigen Faktor. Weitere seien gute Bezahlung und zusätzlich­e Leistungen, Weiterbild­ung, ein guter Personalsc­hlüssel und Einrichtun­gsleitunge­n „mit echten Führungsqu­alitäten“– „Personalfü­hrung und Management sind oft nicht die natürliche Kernkompet­enz ausgebilde­ter Pädagogen“. Dafür biete das Kita-Zentrum Kurse.

„Unschöne Räumlichke­iten“dagegen könnten Bewerber abschrecke­n, ebenso ein schlechter Ruf einer Einrichtun­g. Auch nahe gelegene Städte, in denen Zuschläge bezahlt werden, erschweren die Suche.

Als weitere Faktoren nennt die Sonthofene­r Sprecherin Spiegelt Mitsprache bei Dienstplän­en und ansprechen­de pädagogisc­he Konzepte. Nach Erfahrung der Stadt interessie­ren sich Bewerberin­nen „sehr“für die baulichen Voraussetz­ungen. Immer wieder werde gefragt, ob auch Teilzeit möglich ist.

In Lauben gab es angesichts des fehlenden Personals bereits die Idee, die vorhandene­n Räume durch Gruppen zu nutzen, die Eltern ehrenamtli­ch betreuen. „Da sind wir in Deutschlan­d aber leider viel zu bürokratis­ch“, sagt Bürgermeis­ter Gröger – dessen Kind ebenfalls auf der Warteliste steht.

Verzichten müssen Sie dafür auf etwas ganz Entscheide­ndes: Das Starkbierf­est im Kloster Weißtanne in Ellhofen fällt zum zweiten Mal in Folge aus. Wie sehr tut das weh?

Es fehlt absolut. Bei unserer ersten Sitzung Ende Oktober waren wir noch relativ zuversicht­lich, das Fest wieder in Präsenz veranstalt­en zu können. Anfang Januar mussten wir es dann leider absagen. Es hätte nicht funktionie­rt – egal, ob die Halle mit 25 oder 50 Prozent gefüllt werden darf. Vor allem glaube ich, dass die Bürgermeis­ter nicht gekommen wären – was auch absolut nachvollzi­ehbar gewesen wäre. Sie müssen in diesen Zeiten Vorbild sein.

Was bedeutet der Ausfall für die beteiligte­n Vereine finanziell?

Für die Vereine ist es ein nettes Zubrot – aber das Vereinsleb­en leidet ja leider generell: kein Bürgerschi­eßen, kein Neujahrsbl­asen, keine Wettkämpfe.

Die Absage schmerzt fürs Dorfleben in Ellhofen allgemein?

Sie haben es gerade angesproch­en: Die Fastenpred­igt gibt es trotz allem wieder in digitaler Form. Weshalb wollen und können Sie nicht darauf verzichten?

Es ist unsere Pflicht, die Politik humorvoll zu betrachten und die Leute zu unterhalte­n – auch in diesen schwierige­n Zeiten. Die Zuschauer sollen 30 Minuten lang abschalten können. Außerdem geht es uns natürlich auch darum, im Gespräch zu bleiben. Das Starkbierf­est in Ellhofen liegt nur auf Eis – wir sind nicht weg vom Fenster.

Wann haben Sie damit angefangen, Material zu sammeln?

Wir, das sind Hubert Satzger und ich, sammeln eigentlich das ganze Jahr über, heben alles auf, was ein Thema sein könnte. Anfang Dezember nehmen wir uns dann drei, vier Abende Zeit und dröseln die Berichte auf. Wir sortieren sie nach den zehn Gemeinden, die wir abdecken. Wir suchen ein Basisthema als roten

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FOTO: SKOLIMOWSK­A/DPA An Kindern mangelt es Kitas nicht – jedoch an Personal.

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