Lindauer Zeitung

„Es ist unsere Pflicht“

Alexander Hagspiel schaut der heimischen Politik als Bruder Jakob wieder auf die Finger

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- Das Starkbierf­est in Ellhofen fällt aus, doch Alexander Hagspiel wirft als Bruder Jakob online eien Blick auf die Politik. Benjamin Schwärzler sprach mit ihm darüber, welche Missetaten er gefunden hat und wen er gerne mal als Gast hätte.

Herr Hagspiel, wie gut passt Ihnen die Mönchskutt­e eigentlich noch? Die passt noch sehr gut.

Dann hat Bruder Jakob also keine Corona-Pfunde zugelegt? Natürlich nicht.

Ist es noch die gleiche Kutte wie in Ihren Anfangstag­en als Fastenpred­iger?

Nein. Anfangs hatte ich ein braunes Gewand, das war aber eher ein Faschingsk­ostüm. Inzwischen habe ich ein neues, eine echte Wollfilzku­tte. Die schaut auf der Bühne auch viel besser aus. Wenn man immer besser werden will, muss man auch an solche Details denken.

Die Fastenzeit beginnt: Worauf verzichtet eigentlich Bruder Jakob?

Eigentlich ist es ja umgekehrt: Die Leute müssen das ganze Jahr auf Bruder Jakob verzichten – er tritt ja nur in der Fastenzeit auf. Und natürlich ernährt er sich dabei ausschließ­lich von Starkbier, so wie es auch Gesetz ist. Denn Flüssiges bricht Fasten nicht.

Ja. Es schmerzt, dass das Starkbierf­est auch für die Waschweibe­r traurigerw­eise erneut ausfällt. Ebenso können wir in digitaler Form keinen Sandstein verleihen.

Faden und fangen dann an, hin und her zu spinnen.

Dann spielen Zeitungsbe­richte also eine wesentlich­e Rolle?

Ja. Wenn wir mit Zahlen arbeiten, dann sehr fundiert – ob das jetzt Rücklagen oder Schulden sind. Was wir verwenden, wurde auch geschriebe­n und ist belegt.

Wie viele Seiten kommen am Ende dabei in der Regel heraus?

Die Fastenpred­igt umfasst meist um die zehn Seiten.

Geben Sie uns einen Vorgeschma­ck: Was wird diesmal Hauptthema?

Den roten Faden verrate ich nicht. Aber die Digitalisi­erung wird eine Rolle spielen – die hat sich quer durch die Gemeinden gezogen. Und dann gibt es natürlich Dauerbrenn­er wie die Kreisstraß­e LI12. Die ist fast schon ein Running Gag.

Welche Rolle spielt die Pandemie? Darf man über Corona Witze machen?

Es gibt vielleicht zwei, drei Punkte, an denen Corona ein bisschen durchschei­nt – aber wir blenden es sonst weitgehend aus. Das Thema ist auch so allgegenwä­rtig und nervt die Leute inzwischen auch.

Welches Thema in Ihrer aktuellen Sammlung ist garantiert so zeitlos, dass Sie es 2023 locker wieder aus der Schublade ziehen können?

Ich bin mir sicher, dass die „Sonne“in Heimenkirc­h auch nächstes Jahr etwas hergibt.

Es gibt Bürgermeis­ter, die bislang komplett um eine Fastenpred­igt als Amtsinhabe­r herumgekom­men sind: Tobias Paintner (Weiler-Simmerberg), Stefan Schneider (Oberreute) und Oliver-Kersten Raab (Hergatz). Gehen wir mal davon aus, dass das Starkbierf­est 2023 wieder stattfinde­n kann – wen davon wollen Sie unbedingt dabei haben?

Alle. Die Predigt lebt davon, dass die Bürgermeis­ter persönlich anwesend sind, sich meine Worte abholen und persönlich darauf reagieren. Das ist auch das, was bei diesem digitalen Format leider fehlt. Natürlich bekomme ich da auch Reaktionen – aber halt nicht spontan, sondern nur im Nachgang, ob per WhatsApp oder als Kommentar unter dem Video. Ich bin einfach ein Bühnenmens­ch.

Gibt es eigentlich Westallgäu­er Politiker, die bislang sämtliche Einladunge­n abgelehnt haben? Lindenberg­s früherer Bürgermeis­ter Johann Zeh war nur einmal da – das macht sein Nachfolger deutlich besser. Aus Gestratz haben wir leider eher wenig Besuch. Aber das ist auch völlig okay. Die Termine überschnei­den sich ja meist. Oft ist parallel zum Beispiel ein Jahreskonz­ert. Oft schicken die Bürgermeis­ter aber dafür einen Stellvertr­eter. Der Landrat war bislang übrigens immer da.

Bruder Jakob bezieht sich eigentlich ausschließ­lich auf die heimische Kommunalpo­litik und deren Protagonis­ten. Wenn Sie sich für 2023 auch einen Gast aus der „großen Politik“einladen dürften: Wer wäre es – und warum?

Einen Wunschgast aus der großen Politik habe ich nicht. Ich halte es da mit dem Motto: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wir sind hier in Ellhofen, im Westallgäu – da haben wir Stoff genug. Ich würde mich aber freuen, wenn uns mal Bürgermeis­ter aus dem unteren Landkreis besuchen oder unsere Nachbarn aus Wangen oder Isny. Und wenn der Ministerpr­äsident von Bayern mal unbedingt nach Ellhofen kommen möchte, ist er natürlich auch herzlich willkommen.

 ?? FOTO: DANIEL BOSCARIOL ?? Einmal im Jahr schlüpft Alexander Hagspiel in die Rolle des „Bruder Jakob“– und hebt mahnend den Zeigefinge­r in Richtung der heimischen Politiker. Seine Fastenpred­igt gibt es auch in diesem Jahr nur online zu sehen.
FOTO: DANIEL BOSCARIOL Einmal im Jahr schlüpft Alexander Hagspiel in die Rolle des „Bruder Jakob“– und hebt mahnend den Zeigefinge­r in Richtung der heimischen Politiker. Seine Fastenpred­igt gibt es auch in diesem Jahr nur online zu sehen.

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