Autofahrer stirbt nach Kollision mit Lkw
Auto prallt auf Urbachviadukt in einen Lastwagen mit Gefahrgut – Fahrzeuge brennen aus
- Ein tödlicher Unfall hat sich am Dienstag kurz nach 23 Uhr auf der B 30 in Bad Waldsee ereignet. Ein Auto kollidierte auf dem Urbachviadukt mit einem mit Gefahrgut beladenen Lastwagen. Für den 19-jährigen Autofahrer kam jede Hilfe zu spät. Der schwer verletzte 57-jährige Lastwagenfahrer ist nach Polizeiangaben außer Lebensgefahr. Beide Fahrzeuge gerieten in Brand, das Feuer war laut Anwohnern weit sichtbar. Rund 170 Einsatzkräfte der Feuerwehr Bad Waldsee und aus umliegenden Städten waren im Einsatz. Statiker vom Regierungspräsidium Tübingen begutachteten am Mittwoch das Bauwerk, konnten aber laut Polizei keine Schäden feststellen. Die Bundesstraße ist nach Polizeiangaben voraussichtlich bis Donnerstagmittag gesperrt.
Wie die Polizei am Mittwochvormittag erläuterte, geriet der aus Richtung Biberach kommende 19-jährige Fahrer eines Hyundai aus bislang ungeklärten Gründen auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit dem Sattelzug des 57-Jährigen zusammen. Der Hyundai wurde durch den Zusammenstoß abgewiesen und gegen die Leitplanke geschleudert, so die Polizei. Der Sattelzuglenker konnte sich ersten Polizeierkenntnissen zufolge aus eigener Kraft mit schweren Verletzungen aus dem Führerhaus retten und wurde in eine Klinik gebracht. Für den 19-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, berichtet die Polizei.
Beide Fahrzeuge fingen unmittelbar nach der Kollision Feuer und „brannten in voller Ausdehnung“, teilte Waldsees Feuerwehrsprecher Matthias Lessig der SZ am Mittag mit. Zahlreiche Trümmerteile lagen seinem Bericht nach großflächig auf der Fahrbahn verteilt. „Selbst langjährige Feuerwehrkräfte haben ein solches ,Inferno’ nach einem Unfall noch nicht erlebt“, so Lessig.
Die Feuerwehr löschte die Flammen, die Brandbekämpfung fand von beiden Zugängen zur Brücke aus statt. Im Einsatz waren in der Nacht rund 170 Feuerwehrkräfte und 35 Fahrzeuge der Feuerwehr Bad Waldsee mit allen Abteilungen sowie der Feuerwehren aus Aulendorf, Bad Wurzach, Weingarten, Ravensburg, Baienfurt und Friedrichshafen, wie Feuerwehrsprecher Matthias Lessig der SZ am Vormittag mitteilte. Da es auf der Brücke keine Hydranten gebe, sei in der Erstphase vor allem das Thema Löschwasser von Bedeutung gewesen, so dass ausreichend Fahrzeuge mit Wasser vor Ort sein mussten.
Herausfordernd war laut Feuerwehr das massive Feuer des brennenden Lastwagens. Daher wurden viele Trupps unter Atemschutz benötigt, die den Brand dann eindämmen konnten. Die verbrannte Ladung aus dem Lastwagen zu räumen, erforderte laut Lessig ebenfalls viele Einsatzkräfte.
Zudem habe neben den Löscharbeiten darauf geachtet werden müssen, dass das durch undefinierbare Betriebsmittel verunreinigte Wasser nicht unkontrolliert von der Brücke abläuft. Es wurde aus dem Rückhaltebecken des Viadukts gesammelt und mit Saugfahrzeugen abtransportiert. Die Nachlöscharbeiten dauerten bis in die frühen Morgenstunden und konnten ebenfalls nur unter Atemschutz stattfinden. Die letzten Einsatzkräfte der Waldseer Wehr kamen gegen 9.30 Uhr zurück ins Feuerwehrhaus. Da der Lastwagen mit Gefahrstoffen beladen war, wurden die Feuerwehr-Fachberater Chemie zur Unterstützung der Einsatzleitung angefordert. Zur Art des Gefahrenguts hatten bislang weder Feuerwehr noch Polizei nähere Angaben gemacht. Die Polizei teilte aber mit, dass von der Ladung keine Gefahr ausging.
Für Anwohner war das Unfallgeschehen beängstigend. Wie ein Leser der SZ berichtete, seien kurz nach 23 Uhr laute Detonationen zu hören gewesen. Die ganze Brücke sei voller Einsatzfahrzeuge und das Blaulicht weit sichtbar gewesen. Ebenfalls das Feuer durch die in Brand geratenen Unfallfahrzeuge.
Zu den lauten Knallgeräuschen kam es vor allem durch die großen und vielen Reifen des Lastwagens, die durch das Feuer platzten, wie Feuerwehrsprecher Lessig am Mittwochmittag weiter erläuterte. Zudem seien solche Feuer von Fahrzeugen mit verbrennendem Material „sehr geräuschintensiv“.
Kurze Verwirrung gab es zu Einsatzbeginn noch wegen eines vermuteten zweiten Brands. Zeitgleich mit der Unfallalarmierung sei die Meldung
eingegangen, dass es einen Brand beim ehemaligen Tanzcafé Hirsch in Unterurbach gebe, berichtet Lessig weiter. Diese Fehlannahme der Anrufer sei aber dem weit sichtbaren Feuer auf dem nahen Urbachviadukt geschuldet gewesen, wo sich die Einsatzkräfte auch ohne Umweg sofort bündelten, nachdem das Vorausfahrzeug der Feuerwehr bezüglich des ehemaligen Tanzcafés sofort Entwarnung gegeben hatte.
Weil an der Brücke nach weiteren Angaben der Polizei durch die Hitzeentwicklung ein nicht unerheblicher Sachschaden in Höhe von rund 30 000 Euro entstand, wurden Statiker zur Beurteilung der Bausubstanz beauftragt. Am Mittwochnachmittag war die Überprüfung beendet, es wurden keine Schäden festgestellt. Danach begannen Spezialkräfte mit der Bergung des Gefahrguts, so die Polizei. Der Lkw wurde von einem Abschleppunternehmen mittels Krans aufgeladen, was erst nach der Freigabe der Brücke durch die Statiker erfolgen konnte. Während der Bergungsarb0eiten wurde die unter der Brücke verlaufende Bahnstrecke immer wieder kurzzeitig für den Schienenverkehr gesperrt.
Zur Rekonstruktion des Unfallhergangs hat die Staatsanwaltschaft Ravensburg einen Gutachter beauftragt. Neben mehreren Polizeistreifen und den etlichen Feuerwehrkräften war auch der Rettungsdienst an der Unfallstelle eingesetzt. Das DRK versorgte die Einsatzkräfte mit Essen und Trinken. Die Polizei beziffert den Schaden auf rund 160 000 Euro.