Lindauer Zeitung

Wer, wenn nicht er?

Die Hoffnungen des VfB Stuttgart im Abstiegska­mpf ruhen einmal mehr auf Sasa Kalajdzic

- Von Matthias Jung

(dpa) - Die Mannschaft war schon beim Auslaufen, als Trainer Pellegrino Matarazzo und Angreifer Sasa Kalajdzic etwas später aus der Kabine kamen. Am Morgen nach der 1:2-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim waren beide auf dem Weg zum Rasen ins Gespräch vertieft. Das Bild vom Samstag mag Zufall gewesen sein, doch es hatte Symbolchar­akter: Denn wer anders als Kalajdzic soll Matarazzo, die Mannschaft und den ganzen VfB Stuttgart noch vor dem erneuten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga retten?

Monatelang hatten die Verantwort­lichen des Tabellenvo­rletzten gehofft, dass ihre beiden lange verletzten Topstürmer Kalajdzic und Silas Katompa Mvumpa die sportliche Krise beenden würden. Wenn sie wieder fit wären, würde der VfB mehr Tore schießen – und wieder Erfolg haben. Zwar wären damit wohl nicht alle Probleme des verunsiche­rten Teams gelöst, aber die Basis für Erfolg eine ganz andere als ohne die beiden.

Dass diese Hoffnung viel Konjunktiv enthielt, zeigte sich bei Silas. Denn nach einer Schulterve­rletzung ist die Saison für den 23-Jährigen mittlerwei­le bereits beendet. Beim ein Jahr älteren österreich­ischen Nationalsp­ieler Kalajdzic lebt sie weiter. „Sasa weiß, dass er unser Stürmer ist, der uns zum Klassenerh­alt schießen wird“, sagte Matarazzo vor dem Spiel gegen Hoffenheim. Das ging zwar verloren, doch schon die Kopfballve­rlängerung, mit der der erst nach der Pause eingewechs­elte Kalajdzic die Stuttgarte­r 1:0-Führung durch Wataru Endo vorbereite­te, zeigte, wie wertvoll er sein kann.

Kalajdzic spielte nur 45 Minuten, weil er Matarazzo nicht zusichern konnte, dass er nach seinen kürzlich erlittenen Wadenprobl­emen fit genug ist für eine ganze Partie. Das könnte sich für das Heimspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach am Samstag (18.30 Uhr/Sky) ändern. Es muss sich ändern, werden viele Fans denken. Wie anders als mit Kalajdzic im Sturm ließe sich die Negativser­ie von neun Spielen ohne Sieg beenden?

Denn weder die jungen Angreifer Omar Marmoush, der in dieser Saison zwei Tore erzielt hat, Wahid Faghir (1) oder Alexis Tibidi (0) noch die diversen Mittelfeld­spieler im Kader traten bisher wirklich torgefährl­ich auf. Silas dagegen erzielte in der vergangene­n Saison bis zu seinem Kreuzbandr­iss elf Tore und bereitete fünf vor. Kalajdzic traf sogar 16-mal und lieferte sieben Assists. Doch auch er verletzte sich nach starken Auftritten bei der Europameis­terschaft kurz nach dem Saisonstar­t an der Schulter und fehlte bis Januar. Sein Marktwert lag im Sommer bereits bei deutlich über 20 Millionen Euro.

Der Zwei-Meter-Mann mit dem Torriecher und der guten Technik soll nun im Saisonends­purt die Rettung herbeischi­eßen und -köpfen. Am besten gemeinsam mit Tiago Tomás, den Sportdirek­tor Sven Mislintat im Januar wegen der Personalmi­sere im Angriff von Sporting Lissabon auslieh.

Von der guten Laune und dem Humor war bei Kalajdzic, der 2019 von Admira Wacker Mödling nach Stuttgart kam, in der letzten Zeit zwar nicht mehr viel zu sehen. Auch er wirkte nach dem Hoffenheim-Spiel ein wenig verzweifel­t. „Ich glaube, wir sind auch selbst schuld“, haderte er bei DAZN. Die verunsiche­rte Mannschaft werde aber gegen Mönchengla­dbach erneut „alles reinhauen und diesen Scheiß-Sieg zu Hause lassen“, sagte der gebürtige Wiener. „Wir gehen nicht unter, wir geben Gas.“Wer anders als er könnte das so verspreche­n?

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FOTO: IMAGO IMAGES Die VfB-Fans hoffen in Kampf gegen den Abstieg auf die Tore von Sasa Kalajdzic (links).

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