VfB Friedrichshafen ist heiß auf das große Finale
Deutscher Rekordpokalsieger geht mit Vertrauen und Begeisterung in das DVV-Pokalendspiel gegen Lüneburg
- Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen haben ihren Sinn für Humor behalten. Das bewies Dejan Vincic, Zuspieler und Kapitän des Bundesligisten. „Die Stimmung ist sehr schlecht und wir sind nicht motiviert“, meinte der 35-jährige Slowene und fügte schnell an: „Ich scherze.“Er zeigte damit deutlich: Trotz einer schwachen BundesligaZwischenrunde ist die Laune beim VfB nicht im Keller. Im Gegenteil: Gerade dominieren Vorfreude und Begeisterung die Gefühlswelt der Häfler – das hängt mit dem Blick auf das kommende Spiel zusammen. Für Friedrichshafen steht das DVV-Pokalfinale vor der Tür. Sonntag um 16.45 Uhr kämpft der Volleyball-Bundesligist vor einer ordentlichen Kulisse in der Mannheimer SAP Arena gegen die SVG Lüneburg um den ersten Titel seit drei Jahren sowie den 17. Pokalsieg in der Vereinshistorie.
Bei dieser Aussicht ist es nur logisch, dass die Häfler die Negativerlebnisse in der Liga für eine Woche mal komplett verdrängen. „Die Vergangenheit ist die Vergangenheit“, sagte Vincic im Online-Pressegespräch vor dem Pokalfinale. „Es ist ein anderer Tag, ein anderes Spiel.“Obwohl er persönlich in seiner Karriere schon mehrere Titel gewann, ist das Endspiel im deutschen Pokal auch für den 35-Jährigen ein großer Höhepunkt. „Es ist ein großes Finale und ein Spektakel, ich habe viel Gutes davon gehört. Ich freue mich sehr darauf und bin glücklich, dass Zuschauer kommen dürfen“, betonte Vincic. Mit ähnlich viel Begeisterung äußert sich der VfB-Coach Mark Lebedew, für den es der erste Pokalsieg in seinem Leben wäre. „Ich bin heiß auf das Spiel“, so der 54-Jährige.
Lebedew machte im Pressegespräch einen sehr fokussierten und ehrgeizigen Eindruck. Er möchte den Pott am Ende unbedingt in die Höhe recken. „Wir werden uns richtig darauf vorbereiten. Es wird unser bestes Gesicht zu sehen sein“, sagte Lebedew, ohne den Titel versprechen zu wollen. „Ungewissheit ist Teil des Sports“, so der VfB-Coach. „Es weiß keiner, ob es klappt.“
Damit die Chance auf den Erfolg steigt, versucht Vincic seiner Führungsrolle gerecht zu werden. Der Kapitän spricht viel mit seinen Mitspielern, aus seiner Erfahrung weiß er aber auch: „Für jeden ist das unterschiedlich“, meinte Vincic. Grundsätzlich sei es laut Vincic jedoch wichtig, „in unser System und uns zu vertrauen“. Um die Plätze in den ersten Sechs gibt es viele Bewerber. Laut Lebedew seien nahezu alle Spieler einsatzbereit – auch der zuletzt länger verletzte Außenangreifer Daniel Muniz befindet sich wieder im Training. Kopfzerbrechen von einer „blauen Wand“ausgeht. Entsprechend gut wurde auch das Angebot der kostenlosen Gratisbusse des VfB angenommen.
Allgemein können sich die Finalisten in der Mannheimer SAP Arena laut Julia Retzlaff, Geschäftsführerin Sport der Volleyball-Bundesliga (VBL), auf eine gute Atmosphäre einstellen. Stand Mittwochmittag seien 3500 Tickets verkauft worden und es besteht noch Hoffnung, die 4000-Zuschauer-Marke zu knacken. Nach den neuesten Corona-Verordnungen sind insgesamt 6000 Zuschauer erlaubt – auch einem größeren Ansturm würde sich die VBL nicht verwehren.
Mit ihren Fans im Rücken wollen die Häfler also den ersten Titel seit 2019 holen. Damals gewann Friedrichshafen das Pokalfinale mit 3:0 – Gegner war damals auch die SVG Lüneburg. Das könnte also ein gutes Omen sein, jedoch hat sich seitdem der Abstand zwischen den beiden Teams verringert. Unter anderem durch die Schließung der ZF-Arena und der entstandenen Hallenproblematik hat der VfB sportlich nachgelassen. „Es ist anders als in der Vergangenheit, als sie auf Platz eins waren und alles wie geschmiert lief“, hat auch der bundesligaerfahrene SVG-Coach Stefan Hübner beobachtet. „Aber ich finde, dass Friedrichshafen die herausfordernde Situation mit Corona-Pandemie und der Halle sehr gut gemeistert hat."
Die SVG lechzt nach dem Pokaltitel und hat an Reife gewonnen, gerade die erste Europapokalteilnahme in diesem Jahr helfe Lüneburg, „an die Topteams heranzurücken“, meinte Hübner. Seine beiden ersten Endspiele mit den Norddeutschen hat er aber jeweils mit 0:3 gegen den VfB verloren und generell hat die SVG Lüneburg den DVV-Pokal noch nie gewonnen. Wenn es nach dem deutschen Rekordpokalsieger aus Friedrichshafen geht, dann soll das auch nach dem Spiel am Sonntag noch so sein.
Herr Weber, Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass Ihre Mannschaft nach der Vorrunde auf dem zweiten Tabellenplatz steht?
Vor der Saison haben die Verantwortlichen, die Mannschaft und ich die Ziele formuliert. Da waren sich alle einig: Unser Ziel war und ist, ganz vorne mitzumischen. Was der zweite Platz wert ist, wird man sehen, wenn ein paar Spiele in der Rückrunde über die Bühne gegangen sind.
Was zeichnet Ihr Team aus?
Wir haben viel Qualität und mit Jonas Hermann (zwölf Tore in 13 Spielen, Anm. d. Red.) einen brandgefährlichen Stürmer, der weiß, wo das Tor steht. Des Weiteren kann die Mannschaft das Spiel der Gegner gut lesen und die taktischen Vorgaben umsetzen. Der Zusammenhalt ist ein weiterer Trumpf, bei uns ist die Mannschaft der Star.
Wer wird am Ende das Rennen machen? Tettnang, Schlachters, Lindau oder der VfB Friedrichshafen II?
Die direkten Duelle der Spitzenteams werden Aufschluss darüber geben, wer am Ende die Nase vorn hat. Sagen wir mal so: Wer diese Spiele für sich entscheidet, der hat 70 Prozent des Weges zurückgelegt.