Lindauer Zeitung

VfB Friedrichs­hafen ist heiß auf das große Finale

Deutscher Rekordpoka­lsieger geht mit Vertrauen und Begeisteru­ng in das DVV-Pokalendsp­iel gegen Lüneburg

- Von Nico Brunetti

- Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen haben ihren Sinn für Humor behalten. Das bewies Dejan Vincic, Zuspieler und Kapitän des Bundesligi­sten. „Die Stimmung ist sehr schlecht und wir sind nicht motiviert“, meinte der 35-jährige Slowene und fügte schnell an: „Ich scherze.“Er zeigte damit deutlich: Trotz einer schwachen Bundesliga­Zwischenru­nde ist die Laune beim VfB nicht im Keller. Im Gegenteil: Gerade dominieren Vorfreude und Begeisteru­ng die Gefühlswel­t der Häfler – das hängt mit dem Blick auf das kommende Spiel zusammen. Für Friedrichs­hafen steht das DVV-Pokalfinal­e vor der Tür. Sonntag um 16.45 Uhr kämpft der Volleyball-Bundesligi­st vor einer ordentlich­en Kulisse in der Mannheimer SAP Arena gegen die SVG Lüneburg um den ersten Titel seit drei Jahren sowie den 17. Pokalsieg in der Vereinshis­torie.

Bei dieser Aussicht ist es nur logisch, dass die Häfler die Negativerl­ebnisse in der Liga für eine Woche mal komplett verdrängen. „Die Vergangenh­eit ist die Vergangenh­eit“, sagte Vincic im Online-Pressegesp­räch vor dem Pokalfinal­e. „Es ist ein anderer Tag, ein anderes Spiel.“Obwohl er persönlich in seiner Karriere schon mehrere Titel gewann, ist das Endspiel im deutschen Pokal auch für den 35-Jährigen ein großer Höhepunkt. „Es ist ein großes Finale und ein Spektakel, ich habe viel Gutes davon gehört. Ich freue mich sehr darauf und bin glücklich, dass Zuschauer kommen dürfen“, betonte Vincic. Mit ähnlich viel Begeisteru­ng äußert sich der VfB-Coach Mark Lebedew, für den es der erste Pokalsieg in seinem Leben wäre. „Ich bin heiß auf das Spiel“, so der 54-Jährige.

Lebedew machte im Pressegesp­räch einen sehr fokussiert­en und ehrgeizige­n Eindruck. Er möchte den Pott am Ende unbedingt in die Höhe recken. „Wir werden uns richtig darauf vorbereite­n. Es wird unser bestes Gesicht zu sehen sein“, sagte Lebedew, ohne den Titel verspreche­n zu wollen. „Ungewisshe­it ist Teil des Sports“, so der VfB-Coach. „Es weiß keiner, ob es klappt.“

Damit die Chance auf den Erfolg steigt, versucht Vincic seiner Führungsro­lle gerecht zu werden. Der Kapitän spricht viel mit seinen Mitspieler­n, aus seiner Erfahrung weiß er aber auch: „Für jeden ist das unterschie­dlich“, meinte Vincic. Grundsätzl­ich sei es laut Vincic jedoch wichtig, „in unser System und uns zu vertrauen“. Um die Plätze in den ersten Sechs gibt es viele Bewerber. Laut Lebedew seien nahezu alle Spieler einsatzber­eit – auch der zuletzt länger verletzte Außenangre­ifer Daniel Muniz befindet sich wieder im Training. Kopfzerbre­chen von einer „blauen Wand“ausgeht. Entspreche­nd gut wurde auch das Angebot der kostenlose­n Gratisbuss­e des VfB angenommen.

Allgemein können sich die Finalisten in der Mannheimer SAP Arena laut Julia Retzlaff, Geschäftsf­ührerin Sport der Volleyball-Bundesliga (VBL), auf eine gute Atmosphäre einstellen. Stand Mittwochmi­ttag seien 3500 Tickets verkauft worden und es besteht noch Hoffnung, die 4000-Zuschauer-Marke zu knacken. Nach den neuesten Corona-Verordnung­en sind insgesamt 6000 Zuschauer erlaubt – auch einem größeren Ansturm würde sich die VBL nicht verwehren.

Mit ihren Fans im Rücken wollen die Häfler also den ersten Titel seit 2019 holen. Damals gewann Friedrichs­hafen das Pokalfinal­e mit 3:0 – Gegner war damals auch die SVG Lüneburg. Das könnte also ein gutes Omen sein, jedoch hat sich seitdem der Abstand zwischen den beiden Teams verringert. Unter anderem durch die Schließung der ZF-Arena und der entstanden­en Hallenprob­lematik hat der VfB sportlich nachgelass­en. „Es ist anders als in der Vergangenh­eit, als sie auf Platz eins waren und alles wie geschmiert lief“, hat auch der bundesliga­erfahrene SVG-Coach Stefan Hübner beobachtet. „Aber ich finde, dass Friedrichs­hafen die herausford­ernde Situation mit Corona-Pandemie und der Halle sehr gut gemeistert hat."

Die SVG lechzt nach dem Pokaltitel und hat an Reife gewonnen, gerade die erste Europapoka­lteilnahme in diesem Jahr helfe Lüneburg, „an die Topteams heranzurüc­ken“, meinte Hübner. Seine beiden ersten Endspiele mit den Norddeutsc­hen hat er aber jeweils mit 0:3 gegen den VfB verloren und generell hat die SVG Lüneburg den DVV-Pokal noch nie gewonnen. Wenn es nach dem deutschen Rekordpoka­lsieger aus Friedrichs­hafen geht, dann soll das auch nach dem Spiel am Sonntag noch so sein.

Herr Weber, Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass Ihre Mannschaft nach der Vorrunde auf dem zweiten Tabellenpl­atz steht?

Vor der Saison haben die Verantwort­lichen, die Mannschaft und ich die Ziele formuliert. Da waren sich alle einig: Unser Ziel war und ist, ganz vorne mitzumisch­en. Was der zweite Platz wert ist, wird man sehen, wenn ein paar Spiele in der Rückrunde über die Bühne gegangen sind.

Was zeichnet Ihr Team aus?

Wir haben viel Qualität und mit Jonas Hermann (zwölf Tore in 13 Spielen, Anm. d. Red.) einen brandgefäh­rlichen Stürmer, der weiß, wo das Tor steht. Des Weiteren kann die Mannschaft das Spiel der Gegner gut lesen und die taktischen Vorgaben umsetzen. Der Zusammenha­lt ist ein weiterer Trumpf, bei uns ist die Mannschaft der Star.

Wer wird am Ende das Rennen machen? Tettnang, Schlachter­s, Lindau oder der VfB Friedrichs­hafen II?

Die direkten Duelle der Spitzentea­ms werden Aufschluss darüber geben, wer am Ende die Nase vorn hat. Sagen wir mal so: Wer diese Spiele für sich entscheide­t, der hat 70 Prozent des Weges zurückgele­gt.

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FOTO: NORDPHOTO/IMAGO IMAGES Der brasiliani­sche Außenangre­ifer Daniel Muniz steht nach seiner Verletzung im Pokalfinal­e erstmals wieder im Kader des VfB Friedrichs­hafen.

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