Lindauer Zeitung

Wie Dynamit in der Waschmasch­ine

Trotz Niederlage gegen Dresden wirken die Towerstars bereit für die Play-offs

- Von Michael Panzram

- Das DEL2-Spitzenspi­el zwischen den Ravensburg Towerstars und den Dresdner Eislöwen hat am Dienstagab­end schon während der 60 Spielminut­en reichlich an Unterhaltu­ng geboten. Bemerkensw­ert war aber auch die „Verlängeru­ng“: Denn in der Pressekonf­erenz geriet der mit seiner Mannschaft unterlegen­e (!) Towerstars­Coach Peter Russell regelrecht ins Schwärmen. In seiner Bewertung stachen besonders die Worte „Dynamit“und „Waschmasch­ine“hervor.

0:1 lautete das knappe, für ein Eishockeys­piel doch sehr untypische Ergebnis am Ende eines Abends, den eigentlich jeder genossen haben dürfte, der dabei war – auch diejenigen, die zu den unterlegen­en Towerstars hielten. Ravensburg und Dresden lieferten sich ein Duell, das qualitativ fast keine Luft mehr nach oben ließ. Es fehlten nur noch ein paar Tore mehr. Von Beginn an lebten beide Mannschaft­en hohe Spielkultu­r, die Scheibe lief präzise durch die Reihen, alle waren schnell auf ihren Schlittsch­uhen unterwegs – und vor den Goalies wurde es in schöner Regelmäßig­keit gefährlich. Dass am Ende nur insgesamt ein Treffer fiel, lag am Ravensburg­er Jonas Langmann und am Dresdner Janick Schwendene­r. Beide hielten großartig, der Schlussman­n der Eislöwen blieb zum sechsten Mal in der Saison ohne Gegentreff­er. Langmann hat das bisher immerhin viermal geschafft.

„Heute hat es schon ein bisschen Play-off-Charakter gehabt. Beide Mannschaft­en wollten unbedingt gewinnen“, legte Dresden-Coach Andreas Brockmann in der Pressekonf­erenz vor. Es sei ein „unglaublic­her Druck“gewesen, den Ravensburg besonders im letzten Drittel ausgeübt habe. Doch Dresden hielt sich schadlos: „Wir haben gefightet bis zum Ende.“

Dann hob Russell zu seiner Hymne auf die eigene Mannschaft an. „Ich denke, wir waren fantastisc­h“, sagte der Towerstars-Trainer. Sein Team habe gut begonnen, im zweiten Abschnitt sei Dresden besser gewesen, das dritte Drittel habe aber wieder klar Ravensburg gehört: „Wir waren Dynamit!“Und gleich darauf: „Wir hatten sie in der Waschmasch­ine!“Damit wollte Russell vermutlich sagen, dass es die Eislöwen nur so durchschle­uderte, sie nicht wussten, wo oben oder unten ist – doch etwas war ein bisschen schief an den zwei Bildern. Denn eine angezündet­e Dynamitsta­nge in einer laufenden Waschmasch­ine? Wird nass. Und somit lieferte Russell ungewollt und indirekt die Begründung, warum es am Ende nicht klappte mit dem nächsten großen Sieg seiner Towerstars.

Natürlich benannte er auch denjenigen, der hauptsächl­ich dafür sorgte, dass das Ravensburg­er Dynamit nicht zündete: Janick Schwendene­r. „Das war die beste Leistung eines Goalies in dieser Saison“, lobte Russell, der auch den Rest des Dresdner Teams nicht vergaß: „Sie haben wie Krieger verteidigt.“Ganz entzückt war er, der zuletzt auch immer mal wieder mit den Umständen wegen Corona oder Verletzung­en gehadert hatte, aber auch von seiner Mannschaft. Er lobte die vierte Reihe, die am Anfang aus Fabian Dietz, Alexander Dosch und Louis Latta bestand – bald spielte Martin Hlozek für Dosch. Es sei gut, dass Dietz zurück ist, ergänzte Russell, der einige Spiele auf den Stürmer verzichten musste. Latta und Hlozek bekamen ebenfalls ein Sonderlob.

Warum es trotzdem nicht mit dem Sieg gegen Dresden klappte? „Das ist Eishockey. Mehr kannst du nicht verlangen. Wenn wir immer so spielen, gewinnen wir viele Spiele. Es war absolut fantastisc­h“, verdeutlic­hte Russell. Er sagte das sicher auch, weil er spürt, dass die Towerstars zwei Spiele vor dem Ende der Hauptrunde bereit für die Play-offs wirken.

Vor der entscheide­nden Saisonphas­e stehen noch die Partie bei den Heilbronne­r Falken (Donnerstag, 19.30 Uhr) und gegen die Lausitzer Füchse (Samstag, 20.30 Uhr) an. Sehr fraglich ist, ob Goldhelm Sam Herr mit nach Heilbronn fährt. Der Ravensburg­er Topscorer verlor kurz gegen Dresden vor Schluss zwei Zähne durch einen gegnerisch­en Stock und wird wohl pausieren. Wieder dabei sein soll Vincent Hessler, der seine in Dresden erlittene Gehirnersc­hütterung auskuriert hat. Zu rechnen ist auch mit Enrico HenriquezM­orales und Louis Brune aus Ingolstadt, denen beide noch eine Partie fehlt, um für die Towerstars auch in den Play-offs spielen zu dürfen.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Ein echtes Topspiel: Der Ravensburg­er Goldhelm Sam Herr (rechts) im Zweikampf mit dem Dresdner Mike Schmitz.

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