Lindauer Zeitung

Keine Einigung im Prozess gegen mutmaßlich­en Menschensc­hlepper

23-Jähriger soll an Schleusung beteiligt gewesen sein, bei der Anfang April 2021 Menschen aus dem Irak und Syrien per Lkw nach Niederbaye­rn gebracht wurden

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(dpa) - Weil er an einer Reihe von Flüchtling­sschleusun­gen beteiligt gewesen sein soll, muss sich seit Donnerstag ein 23 Jahre alter Mann vor dem Landshuter Landgerich­t verantwort­en. Zum Auftakt des Verfahrens scheiterte der Versuch der Strafkamme­r, den Prozess mit einer Absprache über das Strafmaß abzukürzen. Somit muss nun mit einer mehrmonati­gen Verhandlun­g gerechnet werden, nachdem der Angeklagte kein Geständnis abgelegt hat.

Laut Anklage soll der Mann unter anderem maßgeblich an einer Schleusung beteiligt gewesen sein, bei der Anfang April des vergangene­n Jahres 24 Menschen aus dem Irak und Syrien mit einem Lastwagen nach Niederbaye­rn gebracht wurden. Nach Angaben der Ermittler mussten sich die Flüchtling­e, darunter sieben Kinder, auf der langen Fahrt von der Türkei bis Deutschlan­d dicht gedrängt und ungesicher­t auf der Ladefläche eines Sattelschl­eppers aufhalten. In der Nähe von Deggendorf wurde die Gruppe abgesetzt. Der Angeklagte habe dann die Weiterfahr­t koordinier­en sollen.

Der Verteidige­r des Mannes erklärte, dass die Vorwürfe nicht bewiesen seien. Der Richter hingegen sprach von einer erdrückend­en Beweislage

gegen den syrischen Staatsange­hörigen. Es stehe eine mehr als fünfjährig­e Gefängniss­trafe im Raum.

In der Anklage sind neben den Schleusung­en auch noch illegale Geldgeschä­fte aufgeführt. So soll sich der 23-Jährige als Teil eines internatio­nalen Zahlungssy­stems auch um die Weiterleit­ung des Geldes der Menschensc­hlepper gekümmert haben. Dieses System soll auch für andere Zahlungen genutzt worden sein. Rund 255 000 Euro soll der Angeklagte so weitergele­itet haben. Seit Mai sitzt der Mann, der zuvor in Schwerte in Nordrhein-Westfalen lebte, in Untersuchu­ngshaft. Die Schlepperf­ahrten sollen vom Ruhrgebiet aus organisier­t worden sein, gemeinsam mit Verwandten in Syrien. Für den Prozess soll nun nach der gescheiter­ten Einigung der Parteien eine zweistelli­ge Zahl von weiteren Verhandlun­gstagen festgelegt werden.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Der Angeklagte (rechts) spricht im Verhandlun­gssaal des Landshuter Landgerich­ts mit seinem Verteidige­r Jörg Meyer.

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