Lindauer Zeitung

Warnungen vor atomarer Bedrohung

Internatio­nale Atomenergi­ebehörde fürchtet nuklearen Zwischenfa­ll aufgrund des Kriegs in der Ukraine

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(AFP/dpa) - Die UNMenschen­rechtskomm­issarin Michelle Bachelet hat den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt und vor „massiven Auswirkung­en“auf Millionen Menschen gewarnt. Die erhöhte atomare Bedrohungs­stufe zeige, welcher Gefahr „die gesamte Menschheit“ausgesetzt sei, sagte Bachelet am Donnerstag vor dem UN-Menschenre­chtsrat in Genf.

Auch die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde (IAEA) äußerte sich besorgt. Der Gouverneur­srat der IAEA verabschie­dete am Donnerstag eine Resolution, in der die russische Armee aufgeforde­rt wird, alle „Aktionen gegen die ukrainisch­en Atomanlage­n sofort einzustell­en“.

In dem Text kritisiert­e die IAEA den Einmarsch Russlands in die Ukraine, die „gewaltsame Einnahme von Atomanlage­n und andere gewaltsame Aktionen“der Armee. Es bestehe die Gefahr „eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfa­lls“infolge der russischen Offensive.

Die Resolution wurde mit großer Mehrheit angenommen. 26 Länder stimmten dafür, nur Russland und China votierten dagegen. Der Senegal,

Südafrika, Vietnam, Pakistan und Indien enthielten sich.

In der Ukraine werden vier Atomkraftw­erke (AKW) betrieben, die etwa die Hälfte des Strombedar­fs des Landes decken. Zudem gibt es mehrere Atommüllde­ponien, darunter die von Tschernoby­l, dem Schauplatz der Atomkatast­rophe von 1986. Am ersten Tag ihres Angriffs auf die Ukraine hatte die russische Armee vor einer Woche nach eigenen Angaben die Kontrolle über den zerstörten Reaktor in Tschernoby­l übernommen.

Zwei weitere Anlagen, in denen Atommüll gelagert wird, sind im Zuge der Kampfhandl­ungen beschädigt worden. Radioaktiv­e Strahlung wurde dabei jedoch nicht freigesetz­t.

Laut der IAEA haben russische Einheiten nach Angaben aus Moskau auch das Gebiet um das Atomkraftw­erk Saporischs­chja – das größte ukrainisch­e AKW – unter ihre Kontrolle gebracht. Aus Sicht der IAEA steht somit auch die Anlage selbst unter russischer Kontrolle, obwohl der Betrieb durch ukrainisch­e Mitarbeite­r und unter der Aufsicht von Behörden in der Hauptstadt Kiew fortgeführ­t wird.

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