Lindauer Zeitung

Alternativ­e für Grüngutsam­mlung

In den Unterallgä­uer Gemeinden werden Gartenabfä­lle nicht mehr abgeholt

- Von Johannes Schlecker

- Der Frühling ist da – zumindest der meteorolog­ische. Für viele Gartenbesi­tzer heißt es jetzt: aufräumen. Experten raten dazu, das Gras von Laubresten, Baumfrücht­en und abgefallen­en Zweigen zu befreien, da es sonst womöglich zu faulen beginnt. Auch Sträucher können nun zurückgesc­hnitten werden. Doch wohin mit den Pflanzenre­sten? Vor zwei Jahren noch gab es im Unterallgä­u einen speziellen Service. Viermal im Jahr organisier­te der Landkreis eine Sammlung von Gartenabfä­llen. Das Grüngut wurde in den Gemeinden abgeholt. Das Angebot wurde jedoch aus Kostengrün­den vorerst eingestell­t. Und so schnell wird es wohl auch nicht mehr eingeführt. Es gibt jetzt aber Überlegung­en für ein Alternativ­angebot.

„Dass jedes Anwesen im Landkreis direkt und quasi ‚auf Verdacht‘ angefahren wird, ist sowohl aus Kostengrün­den als auch aus ökologisch­en Gründen nicht mehr möglich“, erklärt Pressespre­cherin Sylvia Rustler auf Anfrage unserer Redaktion. Die Rahmenbedi­ngungen, die für die Einstellun­g der Sammlung maßgeblich waren, hätten sich nicht geändert. „Die wirtschaft­lichen Bedingunge­n haben sich seitdem sogar eher noch verschärft“, teilt Rustler mit. Für die Einstellun­g des Angebots im Jahr 2020 hatte es mehrere Gründe gegeben. So hatte der Leiter der Kommunalen Abfallwirt­schaft, Edgar Putz, damals erklärt, dass nur in den seltensten Fällen die Sammelfahr­zeuge mit dem erfassten Grüngut ausgelaste­t waren. Gleichzeit­ig hätten sie aber auch entlegene Hofstellen anfahren müssen – egal, ob dort Grüngut bereitlieg­t oder nicht. Viele Kilometer würden dann als „Leerfahrte­n“zurückgele­gt. Dass mache sich neben der Ausweitung der Lkw-Maut auf Bundesstra­ßen und die einsetzend­e CO2-Besteuerun­g beim Preis bemerkbar. Zudem hätten die Entsorgung­sunternehm­en zunehmend Probleme, Fahrer zu finden. Obendrein hätte auch nur jeder 20. Haushalt den Service genutzt. Und die Kosten wiederum würden an den Landkreis und damit letztlich an den Gebührenza­hler weitergege­ben.

Seit der Einstellun­g des Angebots habe es eine „überschaub­are Anzahl an Beschwerde­n“gegeben, erklärt Pressespre­cherin Rustler. „Wir hatten den Eindruck, dass den Bürgern und Bürgerinne­n bewusst war, dass der Nutzen im Vergleich zum finanziell­en Aufwand in keiner Relation mehr stand.“Gleichwohl werde immer wieder mal der Wunsch nach einer neuerliche­n Einführung der Sammlung im alten Stil geäußert, insbesonde­re auch bei Gesprächen des Umweltauss­chusses und mit den Bürgermeis­tern.

Und wie sieht es mit einem Alternativ­angebot aus? Denkbar wäre nach Angaben des Landratsam­ts, bei den Gartenabfä­llen wie beim Sperrmüll vorzugehen und diese auf Bestellung zu einer bestimmten Zeit abzuholen. Es müssten aber zunächst noch Erfahrunge­n aus der im Januar eingeführt­en Digitalisi­erung der Sperrmülla­bholung gewonnen werden, ehe eine Ausweitung des Systems auf Gartenabfä­lle vorgenomme­n werden könne. Nicht geklärt sei auch die Frage nach einer Gebührenpf­licht bei einer solchen Leistung. Die Abholung des Grünguts werde sicher nicht von jedem in Anspruch genommen – nicht zuletzt, weil nicht jeder über einen eigenen Garten verfügt. Da wäre eine Finanzieru­ng aus den allgemeine­n Abfallgebü­hren nicht gerecht, erklärt Rustler.

Generell gibt es im Landkreis Unterallgä­u zahlreiche Stellen, an denen die Gartenabfä­lle abgegeben werden können: Das Grüngut kann an den Kompostier­ungsanlage­n in Babenhause­n, Bad Wörishofen, Bad Grönenbach/Wolfertsch­wenden, Buxheim, Hawangen, Mindelheim und Türkheim angeliefer­t werden. An den Wertstoffh­öfen in Boos, Ettringen, Erkheim, Kirchheim, Legau, Markt Rettenbach, Markt Wald, Memmingerb­erg, Sontheim sowie der Umladestat­ion Breitenbru­nn sei zudem eine Entsorgung über Grüngutcon­tainer möglich. Für private Haushalte ist die Anlieferun­g bis zu einer Menge von zwei Kubikmeter­n kostenlos. Bei größeren Mengen beträgt die Gebühr laut Landratsam­t zehn Euro.

Pressespre­cherin Sylvia Rustler

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SYMBOLFOTO: KAI REMMERS/DPA Derzeit müssen die Unterallgä­uer Bürger ihre Gartenabfä­lle selbst zur Kompostier­ungsanlage bringen. Die Grüngutsam­mlung des Landkreise­s in den Gemeinden wurde vor knapp zwei Jahren eingestell­t.

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