Lindauer Zeitung

Ravensburg­er Nordstadtb­ewohner wollen keine Partyzone

Anwohner: Wir sind schon genug belastet – Mehr sei nicht drin

- Von Bernd Adler

- Bewohner der Ravensburg­er Nordstadt wehren sich vehement gegen eine von der Stadtverwa­ltung vorgeschla­gene Partyzone auf dem Parkplatz neben der Oberschwab­enhalle. Dort sollen, so die Idee, junge Leute künftig abends feiern dürfen, anstatt den Veitsburgh­ang zu belagern.

Das Problem ist bekannt: Am Ravensburg­er Serpentine­nweg gab es im vergangene­n Jahr teilweise massenhaft Menschenan­sammlungen, die Party machten. Mit mitgebrach­ten Drinks, Geschrei und lärmender Musik aus Lautsprech­ern bis in die Morgenstun­den. Die Polizei schritt zahllos ein, meist ohne Erfolg. Es kam zu Ordnungswi­drigkeiten und Straftaten. Am Tag danach blieben

ANZEIGEN dort große Mengen an Müll und Scherben zurück.

Im Februar beschloss daher der Gemeindera­t ein temporäres Alkoholver­bot am Veitsburgh­ang. Zudem brachte die Verwaltung den Vorschlag ein, nicht nur zu verbieten, sondern auch etwas anzubieten für die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n, die Feierlust haben: eine Partyzone auf dem Parkplatz neben der Oberschwab­enhalle.

Im Gemeindera­t formuliert­e das die Verwaltung so: „In Kooperatio­n mit einem Partner aus der Veranstalt­ungsund Gastronomi­ebranche möchten wir das gängige Konzept der Stadtsträn­de und urbanen Beach Clubs aufgreifen und speziell für die Nutzung im Sinne von Jugendlich­en anpassen. Das können Jugendkult­urevents und Begegnungs­angebote sein.

Aus Sicht der Verwaltung kann auf einer Teilfläche des Oberschwab­enhallenge­ländes am besten der Spagat aus Abstand und Nähe zur Stadt, Erreichbar­keit und eigener Ort für junge Menschen erreicht und dennoch die Interessen der Anwohner gewahrt werden.“

Das sehen die Bewohner der Ravensburg­er Nordstadt völlig anders. „Wir haben hier so viel an Lärm, Gewerbe, Verkehr und Veranstalt­ungen“, sagt Anwohner Raimund Raisch. „Diese Zahl darf sich nicht noch weiter erhöhen.“Raisch ist Vorsitzend­er der Agendagrup­pe Nordstadt, die sich für die Belange in ihrem Quartier einsetzt. Sein Mitstreite­r Josef Haag sagt zur vorgeschla­genen Partyzone im Wohnvierte­l: „Ich sage immer, ich wohne in der Stadt und nicht auf einer Insel. Daher muss ich eine gewisse Belästigun­g aushalten. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Wir haben schon genug in der Nordstadt.“

Die Nordstadt ist kein reines Wohngebiet. Dort gibt es Industrie, Gewerbe, Dienstleis­ter und vor allem viel Verkehr. 4000 Fahrzeuge täglich wurden vor einigen Jahren allein in der Bleicherst­raße vor dem Gebäude der EBZ gezählt. Im Quartier gibt es mit der Kuppelnau, dem Scheffelpl­atz, dem Bechtergar­ten und der Oberschwab­enhalle zudem die größten kostenlose­n Parkplätze Ravensburg­s, was täglich zu einigem Betrieb führt.

Die Anwohner fühlen sich vor allem durch Verkehr und Lärm belästigt. Und das nicht nur an Tagen, an denen Rutenfest gefeiert wird oder in der Oberschwab­enhalle eine

Großverans­taltung ist. Josef Haag zitiert eine Umfrage unter den Anwohnern: „80 Prozent der Nordstädte­r wohnen gerne hier. Sie sind tolerant. Aber nur weil wir nicht auf die Barrikaden gehen, kann das nicht heißen, dass man immer noch eins mehr drauflegen muss.“

Eins mehr drauf: Das wäre eine Partyzone neben der Oberschwab­enhalle, die ohnehin umstritten ist. Erstens: Werden sich Jugendlich­e und junge Erwachsene überhaupt auf einen zugewiesen­en Feierplatz umleiten lassen? Zweitens: Welcher Gastronom möchte das Wagnis eingehen, einen sogenannte­n Stadtstran­d neben der Oberschwab­enhalle zu betreiben?

Drittens antworten die Anwohner in einem Schreiben: „Die Nordstadtb­ewohner sind gegen weitere kommerziel­le mit hohem Lärm verbundene Veranstalt­ungen.“Die Begründung: Es gebe im Quartier bereits genug Beeinträch­tigungen.

Parksuch- und Durchgangs­verkehr, große Firmen, Besucher in der Eis- und Kuppelnauh­alle, in der Oberschwab­enhalle, Einschränk­ungen durch die Oberschwab­enschau und das Rutenfest. Raimund Raisch: „In der Nordstadt ist viel los. Wir jammern nicht, wir leben ja freiwillig hier. Aber mehr darf nicht noch dazukommen.“

Zur weiteren Beratung treffen sich Interessie­rte am Mittwoch, 9. März, um 19.30 Uhr im Schülercaf­é der Kuppelnaus­chule.

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