Lindauer Zeitung

Wieder Hausdurchs­uchungen beim DFB

Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue gegen einen ehemaligen Verantwort­lichen

- Von Ulrike John

(dpa) - Dass das Image des Deutschen Fußball-Bundes mächtig gelitten hat, davon zeugen nun auch abmontiert­e, weil zuletzt beschmiert­e Schilder an der Zentrale. Daran vorbei ins Gebäude gingen am Donnerstag – wieder einmal – Beamte der Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft, des Landes- und Bundeskrim­inalamtes. Wegen des Verdachts der Untreue gegen einen ehemaligen DFB-Verantwort­lichen gab es nicht nur an der Otto-Fleck-Schneise eine Hausdurchs­uchung. Damit steht der skandalumt­oste Verband vor seinem Bundestag am kommenden Freitag in Bonn mit der Wahl des neuen Präsidente­n erneut im Blickpunkt behördlich­er Ermittlung­en.

„Ein ehemaliger Verantwort­licher des DFB soll im Namen des DFB einen Dienstleis­tungsvertr­ag mit einer Kommunikat­ionsagentu­r geschlosse­n haben. Aufgrund dieses Vertrags soll der DFB insgesamt 360 000 Euro an die Kommunikat­ionsagentu­r gezahlt haben“, teilte die Staatsanwa­ltschaft mit. „Bei dem Vertrag soll es sich um einen bloßen Scheinvert­rag gehandelt haben.“Den Namen des früheren Funktionär­s nannte die Behörde nicht.

Wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue wird auch gegen einen

Verantwort­lichen der Kommunikat­ionsagentu­r ermittelt. An den Durchsuchu­ngsmaßnahm­en in der DFBZentral­e, der Privatwohn­ung des früheren Funktionär­s sowie in Geschäftsr­äumen von fünf Unternehme­n seien – verteilt auf Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württember­g, Berlin und Bremen – insgesamt 70 Beamte beteiligt gewesen.

Der DFB betonte, man habe den Ermittlern bei der Klärung der Vorwürfe Kooperatio­n zugesagt, und betonte: „Weder der DFB selbst noch aktuell beim DFB in der Verantwort­ung stehende Personen stehen unter Verdacht.“Gleichzeit­ig räumte der Verband ein: „Überprüft werden mögliche Unregelmäß­igkeiten bei einem Vertrag mit einer Medienagen­tur. Das Verfahren richtet sich gegen einen ehemaligen Mitarbeite­r des DFB sowie Dritte.“

Am Wochenende war bekannt geworden, dass der DFB wegen Schmierere­ien an der Verbandsze­ntrale die Polizei eingeschal­tet hat. Unbekannte hatten rund um das DFB-Logo auf einer Wand vor dem Eingang die Parolen „Koch raus“, „Home of Fußball Mafia“und „Kapitalism­us“gekritzelt.

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger fordert vom FußballWel­tverband FIFA Aufklärung in der Affäre um eine mögliche Einflussna­hme durch den WMGastgebe­r Katar auf seine kritische Haltung. Man müsse von FIFA-Präsident Gianni Infantino „verlangen, dass er diese Vorwürfe verifizier­t oder auch nicht“, sagte Zwanziger in Koblenz: „Es kann auch anderen passieren.“Im Hinblick auf die FIFA und Infantino forderte der frühere Chef des DFB: „Sie müssen Katar mit diesen Dingen konfrontie­ren.“Das Emirat soll die Firma „Global Risk Advisors“(GRA) eines ehemaligen CIA-Agenten beauftragt haben, Einfluss über das fußballeri­sche wie auch persönlich­e Umfeld Zwanzigers zu nehmen, da er als „Bedrohung für Katars WMAmbition­en“ausgemacht worden sei. Darüber hatte unter anderem die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtet. Im Sommer 2014 habe die Operation „Riverbed“, für die ursprüngli­ch 25 Millionen Dollar vorgesehen sein sollten, geendet. (SID)

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Seit dem Sommermärc­hen-Skandal um die Heim-WM 2006 kommt der DFB nicht zur Ruhe. Nun gab es wieder Besuch von der Polizei.

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