Schwierige Suche nach Wahrheit
Raketenangriff auf das größte Atomkraftwerk in der Ukraine! Wie schrecklich, mit so einer Nachricht durch den Tag gehen zu müssen und dabei nicht zu wissen: Was heißt das für mich, für meine Familie und meine Kinder? Glaubt man den ukrainischen Quellen, haben die russischen Truppen das AKW mit Raketen beschossen und dabei einen Super-Gau billigend in Kauf genommen. Die russische Seite stellt die Geschehnisse deutlich anders dar, deutlich unspektakulärer.
Fest steht: Es gab einen Brand auf dem Gelände des Kraftwerks, der in Zusammenhang mit dem Krieg entstanden ist. Untersuchungen der Internationalen Atomenergiebehörde werden in den nächsten Tagen hoffentlich mehr Klarheit zu dem Vorfall bringen.
Der Krieg in der Ukraine wird auf sehr vielen Ebenen gefochten und eine davon ist eben auch Desinformation. Schon immer hatten es auch seriöse Journalisten schwer, in einem kriegerischen Konflikt zu erkennen, was wahr ist, was falsch und was irgendwie dazwischen. Das Internet und die sozialen Netzwerke machen die Lage einerseits einfacher: Wer Augenzeuge einer Truppenbewegung oder eines militärischen Angriffs wird, zückt sein Mobiltelefon und versendet die Aufnahmen in die ganze Welt.
Das Grauen des Kriegs ist dadurch sehr viel eindrücklicher und rückt auch näher. Die ernüchternde Begleiterscheinung dieses Phänomens ist jedoch, dass derartige Nachrichten in den sozialen Netzwerken eben auch sehr leicht ge- oder zumindest verfälscht werden können. Die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich noch schwieriger in diesem Krieg als in all seinen Vorgängern.
In einer perfekten Welt erwüchse daraus die Chance, sich von den Gerüchten in Bildern und Worten zu emanzipieren. Doch ist der Einzelne davon überfordert.
Wie auch schon während der Corona-Pandemie, liegt der Ausweg darin, Facebook und den anderen Plattformen eine einklagbare redaktionelle Verantwortung zu übertragen. Eine Verantwortung, wie sie für klassische Medien wie Rundfunk, Zeitungen und Fernsehen von jeher selbstverständlich ist.