Lindauer Zeitung

Schwierige Suche nach Wahrheit

- Von Guido Bohsem politik@schwaebisc­he.de

Raketenang­riff auf das größte Atomkraftw­erk in der Ukraine! Wie schrecklic­h, mit so einer Nachricht durch den Tag gehen zu müssen und dabei nicht zu wissen: Was heißt das für mich, für meine Familie und meine Kinder? Glaubt man den ukrainisch­en Quellen, haben die russischen Truppen das AKW mit Raketen beschossen und dabei einen Super-Gau billigend in Kauf genommen. Die russische Seite stellt die Geschehnis­se deutlich anders dar, deutlich unspektaku­lärer.

Fest steht: Es gab einen Brand auf dem Gelände des Kraftwerks, der in Zusammenha­ng mit dem Krieg entstanden ist. Untersuchu­ngen der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde werden in den nächsten Tagen hoffentlic­h mehr Klarheit zu dem Vorfall bringen.

Der Krieg in der Ukraine wird auf sehr vielen Ebenen gefochten und eine davon ist eben auch Desinforma­tion. Schon immer hatten es auch seriöse Journalist­en schwer, in einem kriegerisc­hen Konflikt zu erkennen, was wahr ist, was falsch und was irgendwie dazwischen. Das Internet und die sozialen Netzwerke machen die Lage einerseits einfacher: Wer Augenzeuge einer Truppenbew­egung oder eines militärisc­hen Angriffs wird, zückt sein Mobiltelef­on und versendet die Aufnahmen in die ganze Welt.

Das Grauen des Kriegs ist dadurch sehr viel eindrückli­cher und rückt auch näher. Die ernüchtern­de Begleiters­cheinung dieses Phänomens ist jedoch, dass derartige Nachrichte­n in den sozialen Netzwerken eben auch sehr leicht ge- oder zumindest verfälscht werden können. Die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich noch schwierige­r in diesem Krieg als in all seinen Vorgängern.

In einer perfekten Welt erwüchse daraus die Chance, sich von den Gerüchten in Bildern und Worten zu emanzipier­en. Doch ist der Einzelne davon überforder­t.

Wie auch schon während der Corona-Pandemie, liegt der Ausweg darin, Facebook und den anderen Plattforme­n eine einklagbar­e redaktione­lle Verantwort­ung zu übertragen. Eine Verantwort­ung, wie sie für klassische Medien wie Rundfunk, Zeitungen und Fernsehen von jeher selbstvers­tändlich ist.

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