Melnyk fordert Stopp für Energieimporte aus Russland
Ukrainischer Botschafter wünscht sich härtere Maßnahmen der Bundesregierung gegen Moskau
- Von einem „schwarzen Donnerstag“spricht der ukrainische Botschafter mit Blick auf den Tag, an dem Russland die Ukraine angriff. In den Wochen und Monaten zuvor hatte Andrij Melnyk versucht, die Bundesregierung davon zu überzeugen, dass Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nichts bringen. Er habe gebettelt und gefleht, sagt Melnyk am Donnerstag bei einer vom Bundestagsabgeordneten Axel Müller (CDU) organisierten Videokonferenz. Nun setzt Melnyk darauf, dass die Ampel-Koalition jetzt mehr unternimmt, um den „Wahnsinn“in der Ukraine zu stoppen.
Melnyk fordert an erster Stelle mehr Defensivwaffen für die Ukraine. Am Donnerstag hat er eine weitere Liste an das Auswärtige Amt geschickt mit Waffensystemen, die in seinem Land dringend gebraucht würden. Zudem spricht er sich dafür aus, die Sanktionen gegen russische Banken auszuweiten, da bislang beispielsweise die Gazprom-Bank ausgeschlossen sei. Sein dritter Punkt – ein schmerzhaftes Thema für Deutschland, wie er sagt: Die Bundesregierung müsse sofort ein Moratorium für den Import von Rohstoffen aus Russland verhängen.
Trotz des massiven Vorrückens der russischen Truppen in der Ukraine
geht Melnyk davon aus, dass sein Land eine Chance hat. „Putin wird uns nicht das Rückgrat brechen können“, sagt er. Die Soldaten, die er geschickt habe, seien junge, kampfunerfahrene Männer ohne große Motivation. Die Opferzahlen auf russischer Seite bezifferte Melnyk auf mehrere Tausend in einer Woche. Diese Angabe lässt sich von Deutschland aus allerdings nicht überprüfen. Um den Zivilisten in besonders hart umkämpften Städten wie Charkiw im Osten des Landes zu helfen, müsse es eine Waffenruhe und humanitäre Korridore geben – um die Menschen zu versorgen, aber auch um die Toten zu bergen, so Melnyk.
Er sei enttäuscht, dass sich Deutschland in der Frage eines Vermittlers mit Russland so bedeckt halte, sagt Melnyk. „Schickt Schröder nach Moskau zu seinem Kumpel“, sagt er mit Blick auf die Nähe des früheren SPD-Bundeskanzlers zum russischen Präsidenten. Wenn es Schröder gelänge, die Sprachlosigkeit zu beenden, dann wäre viel gewonnen, meint Melnyk.
An Gastgeber Müller und die Unionsfraktion im Bundestag appelliert der Botschafter, den Wunsch der Ukraine nach einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union zu unterstützen. Die Menschen in seiner Heimat bräuchten ein Zeichen der Zuversicht, so Melnyk: „Die Beitrittsperspektive muss jetzt kommen.“