Wie Deutschland für einen Nuklearunfall vorbereitet ist
Apotheker raten von der vorsorglichen Einnahme von Jodtabletten ab
- Tschernobyl ist schon eingenommen von russischen Truppen, nun haben Soldaten wohl das Atomkraftwerk Saporischschja beschossen, es brannte auf dem Gelände. Zwar soll keine Strahlung ausgetreten sein. Aber wie sorgt Deutschland vor für einen Unfall in einem Kernkraftwerk?
Bei einem nuklearen Unfall käme das radiologische Lagezentrum des Bundes zum Einsatz. Hier arbeiten auf Bundesebene Fachleute aus unterschiedlichen Behören und Institutionen unter der Leitung des Bundesumweltministeriums zusammen. Die Öffentlichkeit würde unmittelbar informiert und, sofern erforderlich, würden Handlungsempfehlungen herausgegeben. Organisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) würden alarmiert , zum Beispiel die Strom-, Wasser, Abwasserund Flüssiggasversorgung temporär sichern.
Sich vor radioaktiver Strahlung zu schützen ist schwer. Ein Mittel sind spezielle Kaliumiodidtabletten. Diese können, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden, die Aufnahme von radioaktivem Jod durch die Schilddrüsen, blockieren.
Sollte es zu einem Katastrophenfall etwa in der Ukraine kommen, würde der Katastrophenschutz Jodtabletten an die Bevölkerung verteilen. Hier wirken die Feuerwehren und im Land ansässige Hilfsorganisationen wie das DRK und auch das THW.
Der Bund beschafft zudem gerade Jodtabletten, um die vorhandenen Bestände zu erneuern. Für BadenWürttemberg sind mehr als 34 Millionen Tabletten vorgesehen, die an die Stadt- und Landkreise verteilt werden. Insgesamt lagern in Deutschland 189,5 Millionen Dosen hochdosierte Jodtabletten auf Vorrat.
Die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg verzeichnet seit vergangener Woche eine gestiegene Nachfrage nach Jodtabletten. „Die Apotheker raten aber von einer vorsorglichen Einnahme von Jod ab, da diese viele gesundheitliche Nebenwirkungen nach sich ziehen können. Deshalb sind die Verkaufszahlen nicht nennenswert gestiegen“, sagt Katina Lindmayer von der Landesapotherkammer. Auch würden höher dosierte Jodtabletten im Katastrophenfall ausgegeben werden, als man sie in der Apotheke kaufen kann.
„Die vorsorgliche Einnahme hat mehr Risiken als Nutzen“, sagt Lindmayer. So kann es bei übermäßigem Verzehr von Jod zu Reizungen der Magenschleimhaut, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt und in seltenen Fällen zu Jodallergien kommen. Derzeit gebe es in Deutschland keine rationale Begründung für die Einnahme hochdosierter Jod-Präparate aufgrund der Situation in der Ukraine, da keine Belastung durch radioaktives Jod gegeben sei, teilt die Landesapothekerkammer zusätzlich mit. Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist auch nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte.