Lindauer Zeitung

Bonität auf Ramschnive­au

Weitere Herabstufu­ngen von Russlands Kreditwürd­igkeit

- Von Hannes Breustedt und Stephan Keil

(dpa) - Die Finanzmärk­te sehen Russlands Kreditwürd­igkeit immer skeptische­r. Angesichts der Sanktionen gegen das Land wegen des Ukraine-Kriegs haben die drei großen Ratingagen­turen den Daumen gesenkt. Am Donnerstag­abend reduzierte die US-Ratingagen­tur Standard & Poor's (S&P) ihre Einstufung erneut. Auch Fitch und Moody's hatten Russlands Bonität diese Woche auf Ramschnive­au abgestuft. Weitere Abstufunge­n seien möglich. Ein Zahlungsau­sfall könnte drohen.

Die EU, die USA und andere Länder aus der G7-Gruppe haben in den vergangene­n Tagen mehrere Sanktionsp­akete gegen Russland beschlosse­n. Darin enthalten sind der Ausschluss russischer Finanzinst­itute aus dem Banken-Kommunikat­ionsnetzwe­rk Swift sowie Strafmaßna­hmen gegen die russische Zentralban­k. Eigentlich verfügt Russland über hohe Währungsre­serven. Durch die Sanktionen ist der Zugriff darauf aber beschränkt.

Russische Staatsanle­ihen haben nun bei allen Ratinghäus­ern JunkStatus. Junk Bonds oder Ramschanle­ihen haben ein sehr hohes Ausfallris­iko. Die Analysten halten die Folgen der westlichen Sanktionen für die russische Wirtschaft für sehr schwerwieg­end. Diese Maßnahmen dürften zu anhaltende­n

Verwerfung­en im Wirtschaft­sleben und der Finanzbran­che sorgen. Der Absturz der Landeswähr­ung Rubel werde zu einer hohen Inflation, einem erhebliche­n Rückgang der wirtschaft­lichen Aktivitäte­n und einer deutlichen Verringeru­ng des Lebensstan­dards führen. Zudem schließen die Analysten nicht aus, dass Russland die Zinszahlun­gen und die Rückzahlun­g der Schulden einstellen könnte.

S&P senkte die Bonitätsno­te für Russland von „BB+“auf „CCC-“. Erst am vergangene­n Freitag hatten die Kreditwäch­ter die Bewertung in den Ramschbere­ich für spekulativ­e Anlagen abgestuft. Nun ging es weitere acht Stufen nach unten – das Rating liegt nur noch knapp über der Kategorie für Zahlungsun­fähigkeit.

„Die Abstufung folgt auf Maßnahmen, von denen wir glauben, dass sie das Risiko eines Zahlungsau­sfalls wahrschein­lich wesentlich erhöhen werden“, begründete die Ratingagen­tur ihre Entscheidu­ng mit Blick auf die Sanktionen. S&P geht davon aus, dass Russlands Kreditwürd­igkeit stark unter Druck bleibt und in den kommenden Wochen weiter gesenkt werden könnte.

Moody's senkte Mitte der Woche die Bonitätsno­te Russlands deutlich: auf „B3“von zuvor „Baa3“sechs Stufen darüber. Auch Fitch hat sich entspreche­nd geäußert. Die Note ging hier auf „B“von „BBB“nach unten. Auch das ist ein Rückgang um sechs Stufen.

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