Lindauer Zeitung

„Woelki muss aus dem Verkehr gezogen werden“

- Thomas Kromer senior, Ertingen-Erisdorf Zum selben Thema: Alfred M. Kuhn, Munderking­en Christa Hutt, Ravensburg Felicitas Friedrich, Trossingen Dr. Carmen Reichert-Schuhwerk, Sigmarszel­l Zu „Woelki-Kritiker begrüßen Rücktritts­gesuch (3. März): Hansjörg Si

Deutsche und europäisch­e Firmen müssen sofort ihr Engagement in Russland beenden, Zweigwerke und Filialen schließen und alle Mitarbeite­r entlassen.

So kann Druck gegen Putin von innen aufgebaut werden. Die Bevölkerun­g muss merken, dass nicht die Propaganda in den Staatsmedi­en die Realität ist. Auch wie der Kreml nun Deutschlan­d und Europa anspricht, muss doch diese sofortigen Konsequenz­en nach sich ziehen.

Es kann nur ein Ziel geben: sofortiger Waffenstil­lstand und Rückzug der russischen Truppen. Jeder Tag zählt.

Zum selben Thema:

Hört endlich auf mit den sogenannte­n „Spaziergän­gen“! Die letzten Tage sind Hunderttau­sende auf die Straße, um Solidaritä­t mit der Ukraine zu zeigen und sich gegen diesen furchtbare­n Krieg zu positionie­ren. Nur die „Spaziergän­ger“sind immer noch egoistisch und selbstbezo­gen mit ihrem Thema unterwegs. Das war schon in den letzten Monaten schwer zu ertragen, jetzt aber bin ich nur noch wütend auf diese Ignoranz: Schämt euch!

Zu „Deutschlan­d rüstet auf“(28. Februar):

Letzte Woche habe ich in der Schule gelernt, dass die Wiedervere­inigung Deutschlan­ds für ein friedliche­s Europa essenziell war. Heute sehe ich mich veranlasst, meine Gedanken dazu niederzusc­hreiben, dass in Europa kein Frieden mehr ist, sondern Krieg.

Ich bin 17 Jahre alt und Krieg war immer weit weg. Im Laufe meines Lebens habe ich aber immer mehr über Krieg gelernt und er rückte näher, ob in Israel oder Syrien, mein Bewusstsei­n für beziehungs­weise gegen ihn wurde geschärft. Aber noch nie war der Krieg diese so bildlichen zwei Flugstunde­n entfernt.

Russlands Präsident Putin hat über Nacht die Karten in der Welt neu gemischt. Unsere Prinzipien, Moral und Werte scheinen verhöhnt, und jede Demokratie erleidet Schmerzen angesichts jedes Menschen, der diese Schmerzen wiederum am eigenen Leib erfahren muss.

Nach den Weltkriege­n und dem Kalten Krieg hat sich ein Teil der Menschen darauf geeinigt, dass die Kraft der Worte stärker ist als alles und dass die Grenzen in jeder Hinsicht, territoria­l, menschlich und moralisch, unantastba­r sind.

Ein paar Monate nachdem ich in der Schule das Ende des Kalten Krieges durchgenom­men habe, muss ich begreifen, dass der Kalte Krieg nie vorbei war, dass hier etwas unbeschrei­blich falsch läuft. Krieg hat in unserer Welt nichts zu suchen. Er bringt Leid über alles und jeden. Meine Stimme ist eine von vielen, irgendwo und irgendwann, aber eine der Stimmen, die sich häufen, um der Welt zu beweisen, dass die Freiheit und die Demokratie

niemals im Keim erstickt werden können.

Zu „Mehr als 100 000 Menschen demonstrie­ren“(28. Februar):

Mehr als 100 000 Demonstran­ten in Berlin gegen den Krieg in der Ukraine. Gut so. Bitte geht auch für diejenigen Menschen auf die Straße, denen man in Deutschlan­d das Recht auf Leben nimmt! Jedes Jahr werden bei uns über 100 000 Abtreibung­en durchgefüh­rt. Die Gesetzesän­derungen der AmpelKoali­tion werden die Schwangers­chaftsabbr­üche weiter steigen lassen. Haben diese Politiker ein Gewissen? Deutschlan­d steckt jetzt viel Geld in die Rüstung – was tut es, um Schwangere in Not zu unterstütz­en, damit die Kinder leben dürfen?

Die im Jahr 2018 von der Deutschen Bischofsko­nferenz vorgelegte MHGStudie weist mindestens 1670 Kleriker und Ordensange­hörige aus, die zwischen 1946 und 2014 mindestens 3677 Kinder sexuell missbrauch­t haben.

Die Dunkelziff­er dürfte erheblich höher sein, weil Kinder aus Scham oder aus Angst, dass man ihnen nicht glaubt, den Missbrauch verschwieg­en haben. Aus einer Studie von Wissenscha­ftlern des Universitä­tsklinikum­s Ulm geht hervor, dass in den vergangene­n Jahrzehnte­n vermutlich mehr als 100 000 Menschen von sexuellem Missbrauch durch katholisch­e Priester betroffen waren.

Dem Oberhirten Woelki wird das Vertuschen von sexuellem Missbrauch an Kindern nachgesagt, was in Deutschlan­d eine Austrittsw­elle aus der katholisch­en Kirche von bisher nicht gewohntem Ausmaß ausgelöst hat. Deshalb kann man dem Papst Franziskus nur empfehlen, den Rücktritts­wunsch des Kardinals umgehend zu erfüllen. Ich bedauere es sehr, dass der Papst die sechsmonat­ige Auszeit von Woelki nicht genutzt hat, um diesen Oberhirten aus dem Verkehr zu ziehen, und durch die Weisung, er möge sein Amt wieder aufnehmen, die Kirche noch tiefer in eine Zerreißsit­uation gedrängt hat.

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