Von Reptiloiden und anderen Irren
Tatort Münster: Propheteus (ARD, So., 20.15 Uhr) – Thiel (Axel Prahl) kommt auf den Hund und Boerne (Jan-Josef Liefers) in Schwierigkeiten. Zum Jubi- läum „20 Jahre Tatort Münster“haben die Hauptpersonen einiges durchzustehen, ohne dass allerdings Wortwitz und Situationskomik auf der Strecke bleiben. Saß im ersten Fall, ausgestrahlt Ende Januar, der Hauptkommissar tief in der Patsche, so nimmt im zweiten der Verfassungsschutz den stets souveränen und überheblichen Professor in die Mangel.
Zum Auftakt liegt Boerne in einer Bowlingbahn. Auge blau, Brille demoliert, Smartphone weg und – was am schwersten wiegt – er trägt ein Hawaii-Hemd! Derart zugerichtet eilt Boerne durch die Innenstadt, verfolgt von einer schwarzen Limousine. Was soll das? Die Erklärung ist krass: Muster und Mann (Daniela und Melanie Reichert), zwei Karikaturen von Verfassungsschützern oder -innen, unterstellen Boerne und möglicherweise auch Thiel Kontakte zu staatsfeindlichen Verschwörungstheoretikern. Allerdings geht es nicht ums Impfen, sondern um Reptiloiden und deren Kollaborateure, die die Vernichtung der Erdenmenschen planen. Wie die Geschichte lehrt, bedarf es dazu zwar keiner Außerirdischen, aber Verschwörungstheorien sind derzeit hoch im Kurs.
Damit hat Drehbuchautorin Astrid Ströher ein hochaktuelles Thema aufgegriffen und bis zur Konsequenz mit zwei Todesopfern durchgespielt. Allerdings nicht bierernst, und Boerne und Thiel bleiben sich treu. „Gibt es draußen im Weltall letztlich intelligentes Leben?“, fragt der total geerdete Thiel den extraterrestrischen Phänomenen nicht völlig abgeneigten Gerichtsmediziner. Schlagfertige Antwort: „Ich wäre schon froh, wenn es intelligentes Leben auf Erden gäbe.“
Problematisch an diesem von Regisseur Sven Halfar inszenierten Krimiklamauk ist allerdings die nicht lineare Erzählweise. Sie sorgt zwar für Spannung, aber nicht unbedingt für Verständlichkeit. Außerdem ist die Thematik einigermaßen schwierig und im hohen Ermittlungstempo nicht für alle verständlich. Schon gar nicht für jene im Publikum, die mit Fantasyliteratur fremdeln. Am Ende ist der Fall gelöst, aber eine Frage offen: Bleibt die Jack-Russell-Töle Banane Thiels Begleiter?